Auf alten Pfaden XIX

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Rikal

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(Rikal)

=/\= ChR Blutschwinge, Offiziersmesse =/\=

Bereits vor mehreren Stunden hatte die Blutschwinge ihre beiden Eskortschiffe wieder Anbord genommen und unmittelbar danach Kurs auf das Artefakt genommen, das ihnen erst die Möglichkeit gegeben hatte in diesen Teil des Raumes vorzudringen. Auch die anderen Schiffe befanden sich auf dem Rückmarsch. Diesen hatte der Leih unmittelbar nachdem Ende des Gefechtes mit den Borg angeordnet. Auf eine längere Konfrontation mit den Borg war ihre kleine Expeditionsflotte nicht vorbereitet gewesen, außerdem sollten sie sowieso in wenigen Wochen zurückkehren. Dann wäre es an der Zeit gewesen in den wohlverdienten Landurlaub zu gehen, nun würde es wohl etwas eher dazu kommen. Nachdem Kampf mit den Borg, der einige Tote und viele Verletzte gefordert hatte, tat dies der Stimmung an Bord gut. Sie hatten zwar nicht die Borg geschlagen, aber sie hatten sich erfolgreich vom Feind gelöst und ihm keine verwertbaren Informationen und keine Rihannsu überlassen. Aus diesem Grund fühlte sich der Ausgang des Gefechtes nicht als Niederlage sondern eher als Unentschieden an.
An einem der Tische der Messe saßen die beiden Kommandanten der Thrai Eskortschiffe gemeinsam mit einigen Offizierskollegen, die Posten auf der Blutschwinge bekleideten, und zwei Jagdpiloten. Ihr einziges Thema war das Gefecht mit den Borg und das Manöver mit dem die Blutschwinge entkommen war.
„Mit der Blutschwinge einen Immelmann“, so die irdische Bezeichnung für dieses Manöver, „bei Warp zu fliegen ist ein tollkühnes Manöver. Sie hätte auseinander fliegen können“, der Sprecher, ein Ingenieur, war ersichtlich mit der Art des Absetzmanövers nicht einverstanden. Vermutlich, weil er als Ingenieur wusste, was die Blutschwinge aushielt, und sie war bei diesem Manöver nicht unerheblich beschädigt wurden, auch wenn keine sensiblen Systeme betroffen waren. Vor allem die Energieleitungen hatten der Belastung nicht standgehalten, an manchen Stellen auch war auch die interne Struktur beschädigt worden.
„Ist sie aber nicht. Der Leih kennt sein Schiff und ihr seid den Borg entkommen. Wäre es dir lieber, wenn er sich den beiden Kuben zum Kampf gestellt hätte? Dann würdest du vermutlich hier nicht sitzen, sondern bereits dem Kollektiv dienen“, meinte die Kommandantin der ChR Blutdorn dazu. Der Ingenieur brummelte etwas unverständliches. Eine Reaktion, die der Rihanna ein Lächeln entlockte. Der Ingenieur wusste genau, dass der Leih richtig gehandelt hatte, es ärgerte ihn nur, dass er die nächste Zeit damit verbringen würde die Schäden zu beseitigen. Der Enarrain wünschte, dass sein Schiff so schnell wie möglich wieder volleinsatzbereit wird, nur für den Fall, dass die Borg sich auf die Suche nach ihnen machen.
„Ich hätte nie gedacht, dass ein Warbird dieses Manöver fliegen kann. Schon gar nicht bei Warp. Auf so eine Idee kann nur der Leih kommen. Ein geradezu genialer Schachzug, vor allem weil der die Borg völlig überrascht hat“, dies war die Meinung eines der Jagdpiloten.
Einer Meinung, der sich die anderen, auch der Ingenieur, anschlossen. Denn auch der Ingenieur war dem Leih dankbar für dieses Manöver, weil er ohne dieses vermutlich tot oder ein Borg wäre.
„Man sollte dieses Manöver in den Lehrplan der Akademie aufnehmen. Es könnte auch anderen Schiffen und deren Besatzungen retten.“
„Oder ihre Schiffe brechen dabei auseinander.“ Dies kam natürlich vom Ingenieur, der einen leichten Hang zum Pessimismus hatte.

Mehrere hundert Meter von der Offiziersmesse, etwa mittig in der Kopfsektion des Warbirds, saß der Leih der Blutschwinge nach einer kurzen Nacht in seinem Bereitschaftsraum und ging die morgendlichen Berichte durch. Als erstes hatte er den Bericht über die Verletzten gelesen. Rikal wollte einfach wissen, wie es um seine Besatzung stand. Den Elementen sei Dank waren fast alle Verletzten nicht mehr in Lebensgefahr und bei den drei Rihannsu, bei denen es anders aussah, waren die Ärzte recht optimistisch, zumindest für Ärzte. Auch der Schadensbericht war erfreulich, die meisten Schäden waren bereits repariert und die restlichen würden in wenigen Stunden behoben sein. In einer knappen Woche würden sie das Artefakt erreichen, dass mittlerweile, mittels einiger mobiler Geschützstationen, schwer befestigt worden war. Ihre Mission war fast vorbei und sie waren auf dem Rückmarsch, in kürze würden sie abgelöst werden, falls das Oberkommando die Erforschung dieses Teiles des Weltraumes nicht ohnehin abbrechen würde. Rikal stellte fest, dass er seid langer Zeit zum ersten Mal wieder zufrieden mit sich selbst und seinem Kommando war. Er freute sich aber auch darauf, bald wieder seine Gemahlin und Kinder zu sehen. Wie groß sie wohl in den vergangenen Monaten geworden waren? Bald schon würde er es wissen.
„Meisterin Ehae hier spricht der Leih“, auf diese Worte hin stellte der Bordrechner fest, dass die Angesprochene nicht im Raum war, ermittelte ihren derzeitigen Aufenthaltsort und öffnete einen Kanal dorthin.
„Ich höre, mein Lord.“
„Ich möchte heute zu Mittag etwas besonders Essen, seien Sie bitte kreativ und überraschen sie mich.“
„Ich werde mich bemühen, eure Lordschaft.“
„Das weiß ich.“
Mit einer Berührung der entsprechenden Kontrollfläche schloss Rikal die Verbindung und machte sich daran die weiteren Berichte durchzuarbeiten.

-tbc-
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(N'nhaeirhu)

Genüßlich streckte sich die CIS in ihrem Bett und schlug die Augen auf. Sie hatte in der vergangenen Nacht recht gut geschlafen, auch wenn es nicht ihr eigenes Bett gewesen war. Mittlerweile fühlte sie sich wieder annähernd normal, auch wenn ihre Schulter bei der einen oder anderen Bewegung streikte. Immerhin hatte das Projektil ihr Schlüsselbein zertrümmert und mehrere Sehnen zerrissen. Ezri ihr diesbezüglich auch noch eine länger dauernde Physiotherapie versprochen – und N'nhaeirhu freute sich darauf, wie auf ein Candlelight Dinner mit ihrem Erzfeind. Allmählich, so bekam sie das Gefühl, wurde es zur Gewohnheit, dass sie regelmäßig für längere Zeit in der Krankenstation weilte. Ihr letzter Aufenthalt hier war noch gar nicht so lange her, bei dem sie ausgiebig Llhran ihre Seele ausgeschüttet hatte, auch wenn es etwas länger gedauert hatte, bis sie sich dazu entschloß. Rekapitulierend musste sie sich jedoch eingestehen, dass es ihr gut getan hatte, alles loszuwerden.
Jetzt hockte sie erneut hier, vermutlich noch für ein oder zwei Tage. Doch letztlich gab es wenig zu verpassen. Die Blutschwinge war auf dem Rückflug nach ch’Rihan, bald schon würde sie den Delta Quadranten verlassen und wieder heimische Gefilde befliegen. Sie hatten viel erlebt hier in den Tiefen des Alls, auf den Spuren längst vergangener Kulturen und Großreiche – auf alten Pfaden waren sie gewandelt, auf der Suche nach für die Rihannsu Neuem. Doch neben unbekannte Gefahren und Völker hatte sich auch ein allzu bekanntes Gesicht gemischt, dass den Rihannsu auf ihrer Suche Schwierigkeiten bereitet hatte. Doch den Elementen sei Dank waren sie den Borg entkommen.

„Hallo“, machte sich eine freundlich klingende Stimme bemerkbar, die, wie N'nhaeirhu kurz darauf feststellte, zu einem Kopf der um die Ecke lugte gehörte. Es war Sanra, die offenbar über irgendetwas glücklich war. N'nhaeirhu winkte ihre Stellvertreterin schließlich zu sich, die der Aufforderung gern nachkam und neben dem Bett Platz nahm.
„Ich hoffe, es geht Ihnen gut“, fragte sie mehr pro forma, denn N'nhaeirhu hatte den Eindruck, dass ihr irgendetwas auf der Seele brannte, dass sie unbedingt loswerden wollte. Die CIS nickte nur flüchtig und drängte Sanra schließlich mit einem fragenden Blick.
„Ich habe jemanden kennen gelernt“, platzte es endgültig aus ihr heraus und sie strahlte – ein Lächeln, das ansteckend war.
„Das freut mich für Sie“, erwiderte N'nhaeirhu, fragte sich jedoch spontan, warum Sanra das ausgerechnet ihr berichtete. Sie war ihre Vorgesetzte und mehr als das, so hatte sie den Eindruck immer gehabt, gab es zwischen den beiden Frauen nicht. Vielmehr war in N'nhaeirhu vor einigen Monaten sogar der Verdacht entstanden, dass Sanra auf den Posten des Chief of Information Service scharf war und damit zur Konkurrentin wurde. Doch sie hatte sich getäuscht, halluziniert, und ihre Freude erschien offen und ehrlich.
Schließlich erzählte sie noch ein bisschen von dem Mann aus dem Physiklabor, ehe sie die Berichte, die sie für N'nhaeirhu dabei hatte, übergab und daraufhin von einem Pfleger rausgeworfen wurde, mit der Begründung, sie brauche Ruhe.
’Noch mehr Ruhe und ich sterbe vor Langeweile’, dachte sie sich und grummelte etwas vor sich hin.
Doch dann schaute eine weitere Person bei ihr vorbei, jemand, den sie in der vergangenen Zeit trotz ihrer anfänglich sehr ablehnenden Haltung zu schätzen gelernt hatte. Es war Ehae, die mit einem kleinen Frühstück vorbei kam.
„Genau das Richtige“, kommentierte N'nhaeirhu und war erfreut über diesen Service, während sie sich die Hände rieb.
 

Ehae

New Member
Ehae war kurz vor den Krankenstation, als eine junge Frau diese verließ. Sie kannte dieses Gesicht von verschiedenen Begegnungen im Büro der CIS. Nur dass dieses Gesicht zu diesen Gelegenheiten immer streng und sachlich aussah, im Gegensatz zu jetzt. Ein inneres Leuchten verklärte die sanften jungen Züge, so dass Ehae unwillkürlich lächeln musste, so wirkte der deutlich erkennbare Abglanz des Glücks auf seine Umgebung. Sie wirkt wie frisch verliebt. Ich dachte, diese Leute kennen nur ihren Beruf und haben keinen Sinn für die profanen Dinge des Lebens. So kann man sich täuschen dachte Ehae und strebte weiter ihrem Ziel entgegen.
Als sie N'nhaeirhus Nische betrat, wirkte diese schon wesentlich munterer als am Abend zuvor. Was heißt Abend, eigentlich war es schon Mitternacht gewesen, als Ehae ihre berühmte Kraftbrühe in der Krankenstation verteilt hatte. Die Erinnerung daran erheiterte sie. Überhaupt spürte sie ein irgendwie beschwingtes Gefühl, so wie die profunde Erleichterung nach einer gerade noch abgewendeten Gefahr, wie die Entspannung, die mit einem tiefen Atemzug einhergeht, wenn eine lähmende Angst abfällt.
„Genau das Richtige“, kommentierte N'nhaeirhu Ehaes Ankunft. Sie wirkte erfreut über die Aussicht auf ein besonderes Frühstück, so daß sie sich die Hände rieb und sich gar keine Mühe gab, es zu verbergen. Ehae reizte diese Geste zum Lachen, was wiederum N'nhaeirhu zu einem überraschten Blick veranlasste.
„Guten Morgen N'nhaeirhu, Sie wirken ausgeruht“ grüßte Ehae und betrachtete das schmale Gesicht mit den großen dunklen Augen.
„Ja, so ausgeruht, dass ich fast vor Langeweile sterbe“ entgegnete N'nhaeirhu. Es klang fast wie ein launisch maulendes Kind, was Ehae schon wieder zum Lachen reizte. N'nhaeirhu guckte finster.
„Ich habe ein kleines Frühstück mitgebracht. Es ist ja nicht so, dass es hier nichts zu Essen gibt. Aber das ist Standard-Einheits-Replikatorfutter, das zudem noch durch die Zwänge, unverschämt gesund sein zu müssen, bis zum Unerträglichen verschlimmbessert wurde. Sowas verträgt man nur, wenn man sowieso schon fast tot ist, so dass es nicht mehr schadet“ schloß Ehae die vernichtende Kritik des Krankenhausessens, während sie den Korb auspackte. „Es ist genügend da, Sie können also noch ein paar Bedürftige einladen.“
Ehae stockte, als N'nhaeirhu den Kopf schüttelte und erwiderte: „Nichts da, alles meins.“
So gelöst, fast schon albern hatte Ehae N'nhaeirhu noch nie erlebt. Ja, sie hatte nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich sein könnte.
Also zog sie den einzig logischen Schluß. „Gibt es gute Neuigkeiten?“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.
„Ja, wir fliegen nach Hause.“
„Nach Hause“ wiederholte Ehae und eine Sehnsucht schwang unvermittelt in ihrer Stimme mit. Ihre Familie wiedersehen, vielleicht auch Lady Arrhae, die sie wegen ihrer Geradlinigkeit schätzte und bewunderte, wer weiß?
Das erklärte die Stimmung, die ihr schon aufgefallen war.
„Meisterin Ehae hier spricht der Leih“ erklang es da aus dem Lautsprecher neben der Liege.
„Ich höre, mein Lord.“
„Ich möchte heute zu Mittag etwas Besonderes essen, seien Sie bitte kreativ und überraschen sie mich.“
„Ich werde mich bemühen, Eure Lordschaft.“
„Das weiß ich.“
Ehae blickte N'nhaeirhu an. „Ich muß mich an die Arbeit machen.“ Mit diesen Worten stand sie auf und nahm den Korb. „Ich lasse alles hier, Sie können sich Zeit lassen. Möchten Sie von dem Mittagessen auch was?“
„Was gibt’s denn?“
„Weiß ich noch nicht.“
„Egal, schmeckt sowieso, also ja.“
Ehae nickte amüsiert und ging, noch wegen der neuen Züge an N'nhaeirhu vor sich hin schmunzelnd.
 

Ehae

New Member
In der Küche der Offizierslounge 1

Die Jünger des Lukullus waren vollauf beschäftigt und wuselten in der Küche umher, so dass man glauben konnte, eine Panik sei ausgebrochen. Aber wer das Handwerk kannte, sah die Sinnfälligkeit und Logik in ihren Bewegungsmustern. Alles war eigentlich total rationell und effizient, darauf hatte Ehae von Beginn an ihrer Ausbildung geachtet. Denn sonst wird man im Ernstfall und unter Zeitdruck nie pünktlich fertig, was letztendlich eine Katastrophe für den Küchenchef bedeutet.
„Bitte jetzt keine Havarie“ war eines der am meisten gesprochenen Gebete in der Küche.
Alle waren eifrig mit der Vorbereitung des Mittagessens für die Offiziere beschäftigt, die Anzahl der Portionen hatte sich im Laufe der Zeit stetig erhöht, nachdem sich herumgesprochen hatte, was für ein Privileg es war, von Ehae und ihrer Elevenschar bekocht zu werden. Nicht nur die Offiziere des Mittwochdinners, das heißt alle Senioroffiziere der Alphaschicht, sondern auch die anderen Brückenmannschaften bis zu den verschiedensten Abteilungsleitern nahmen das Angebot gern in Anspruch, nachdem sie sich getraut hatten, überaus höflich ihre Anfrage zu formulieren.
Den Schülern machte es nichts aus, öfter allein zu kochen, wenn Ehae anderweitig zu tun hatte. Ganz im Gegenteil, so fühlten sie sich nicht ständig beobachtet und konnten so agieren, wie sie es für richtig hielten. Die anschließende Auswertung mit ihrer Lehrmeisterin brachte im Laufe der Zeit immer öfter Lob und weniger Kritik. Das war also offensichtlich die richtige Art der Vorbereitung auf ihre zukünftige Betätigung.
Während also Ehae das Essen für Rikal bereitete, strebte das vermeintliche Chaos in der Küche seinem Höhepunkt entgegen. Vor lauter Anspannung waren sogar die lockeren Gespräche verstummt, die üblicherweise ihre Arbeit begleiteten, wenn Ehae nicht dabei war. Alle Augen waren auf Hände, in Töpfe oder auf irgendwelche Bretter oder Teller gerichtet, so dass keiner den Ankömmling bemerkte, der sich leise genähert hatte und im Durchgang zum Speisesaal stehen blieb. Er schien den Anblick der brodelnden Aktivität zu genießen.
So stand Vrih ein paar Minuten in der Tür und beobachtete seine früheren Kollegen. Wieder drängte sich der Vergleich mit einer Schlacht auf, auch hier bedurfte es durchdachter Strategie und Taktik, um erfolgreich zum Ziel zu kommen. Schließlich hatte er genug gesehen und fragte mit ruhigem Tonfall, aus dem unüberhörbar Selbstsicherheit klang: „Was gibt es heute Gutes zu essen?“
Alle Köpfe fuhren herum.
„Vrih, wie schön dich zu sehen“ schrie Aye erfreut auf, ließ das Messer auf den Tisch fallen und sprang ihm an den Hals. Wenn man bedenkt, was für Abenteuer die beiden jüngsten Lehrlinge gemeinsam bestanden hatten, war das nicht verwunderlich. Sie wirkten wie Brüder auf jeden, der sie sah. Vrih erwiderte die Umarmung seines bisherigen Abenteuergefährten. Dann trennten sich die beiden voneinander und Vrih stand im Mittelpunkt.
„Erzähl, wie ist es dir ergangen?“ kam die einstimmige Frage. Alle waren begierig, das Neueste von ihm zu hören.
„Es war hart, anstrengend und gefährlich“ fasste er kurz die vergangene Zeit zusammen.
„Also nicht anders, als hier in der Küche“ war der nüchterne Kommentar von K'haeth, dem Ältesten, während er Vrih die Hand schüttelte und ihn wohlwollend musterte. Vrih hatte sich körperlich gut entwickelt, er wirkte erwachsener, und den Eindruck vermittelte nicht nur die Uniform. Eine selbstsichere Ruhe lag in seiner Haltung, wie man es bei einem Tier beobachten kann, das sich seiner Kraft bewusst ist und deshalb keine Feinde zu fürchten braucht. Das war nicht mehr der verspielte Junge, der immer zu Streichen aufgelegt war.
Sie zogen und schoben ihn an den großen Tisch, nötigten ihn zum Sitzen und in Windeseile lagen Teller und Besteck vor ihm.
„Sag, was willst du essen. Wir haben.... „ die Aufzählung umfasste 10 Gerichte „Irgendwas davon magst du bestimmt. „
„Ich weiß nicht, euch fehlt dann bestimmt was“ wandte er tatsächlich verlegen ein, was die anderen amüsierte.
„Oh, mach die keine Sorgen, es ist genug da. Wir kochen immer reichlich von allem, weil unsere Meisterin darauf besteht, wie du sicher noch weißt, dass wir alles selbst auch essen, was wir anderen zumuten.“
„Schon, aber, na ja gut, dann nehme ich ...“
Kaum hatte er es ausgesprochen, dampfte es vor ihm auf dem Teller. Seine ehemaligen Mitschüler freuten sich ehrlich, ihren ehemaligen Kameraden verwöhnen zu können, auch ein bisschen aus der Schadenfreude darüber, was er aufgegeben hatte. Dieses bestätigte sich einen Moment später, als Vrih anfing zu schwärmen: „Mann, ich wusste gar nicht mehr, wie gut das schmeckt. Es ist ja nicht so, dass wir hungern müssen, aber das Essen ist mehr zweckmäßig, als delikat. Eiweiß- und energiereich, damit wir den anstrengenden Dienst durchhalten, aber keineswegs gaumenschmeichelnd. Aber der Hunger treibt’s rein.“
„Also du vermisst es?“ kam die hinterhältige Frage.
„Ich geb’s freiwillig zu“, lachte Vrih und schaufelte weiter in sich hinein. Der Teller schien nicht leer zu werden und man sah ihm an, dass er es genoss. Alles, das Essen sowie die Anwesenheit seiner Freunde.
„Und, bereust du es jetzt, da du wieder merkst, was du eingebüßt hast?“ Die Frage war nicht ganz ernst gemeint.
„Nein, eigentlich nicht. Mir ist so, als hätte ich meine Bestimmung gefunden. Ich glaube, der Tribun wird mich nicht wieder rausschmeißen. Und meine Kameraden haben mich wohl auch akzeptiert.“
„Woran merkst du denn das?“
Ihre Späße haben eine andere Qualität angenommen, sie sind nicht mehr so aggressiv ablehnend.“
„Schade, mit dir ist ein kulinarisches Talent verloren gegangen.“
Vrih schaute überrascht auf zu dem Sprecher. K'haeth wirkte ganz ernst, er schien keinen Scherz zu machen.
„Danke“ erwiderte Vrih. „Und ich hatte gedacht, ich tauge überhaupt nicht für die hohe Kunst der Küche.“
„Du hast offensichtlich vielerlei Talente“ wurde er von den Mädchen geneckt und Vrih bekam einen grünen Kopf, was die beiden zum Kichern reizte.
Inzwischen hatte Vrih genug, er winkte ab, als ihm mehr angeboten wurde: „Nein, vielen Dank. Mehr schaffe ich beim besten Willen nicht.“ Er erhob sich. „Ich muss wieder los, wollte doch nur mal sehen, wie es euch so geht. Grüßt Meisterin Ehae von mir.“
„Das tun wir. Vielen Dank für deinen Besuch. Wenn du wieder mal etwas Feines essen willst, melde dich vorher.“
„Das tu ich gern. Ich komme wieder, wenn ich frei habe und keine Bereitschaft angeordnet wurde. Vielen Dank für das Essen. Es war hervorragend. Eine Prise Galgant würde es zur absoluten Delikatesse machen.“ Mit diesen Worten verschwand er und ließ eine verblüffte Schülerschar zurück. Thue kostete die Soße, schloss dabei die Augen, um sich auf den Geschmack zu konzentrieren.
„Er hat Recht, irgendwas schien mir zu fehlen, ich konnte nur nicht identifizieren, was.“
„Er hat’s also nicht verlernt, er wird mal ein Marine mit einem exquisiten Geschmack.“
„Da wird er es aber schwer haben bei der Truppe“ war der trockene Kommentar und alle machten sich lachend wieder an ihre Arbeit.

Rikals Quartier

Währenddessen wirkte Ehae in Rikals Küche, um das bestellte Überraschungsmenü zu zaubern. Sie wirkte in Gedanken, denn das Gespräch mit N'nhaeirhu ging ihr noch durch den Kopf, während die Hände beschäftigt waren.
Nach Hause, dieser Gedanke hatte schon was Verlockendes. Obwohl sie ihre jetzige Tätigkeit oder besser ihren Aufenthaltsort liebgewonnen hatte. Das war eine Aufgabe ganz neuer Art und ihren Schülern konnte das nur nützlich sein, eröffnete es ihnen doch völlig neue Perspektiven.
Sie suchte das passende Geschirr, Besteck und Gläser. Als sie alles auf dem Tisch arrangiert hatte und eine farblich passende Serviette dazugelegt hatte, erschien Rikal. Er grüßte kurz und verschwand im Bad, um sich die Hände zu waschen. Als er Platz genommen hatte stellte Ehae die Vorspeise vor ihn hin. Rikal schwieg und auch sie fühlte keine Veranlassung, etwas zu sagen. Sie sah ihm nur zu, wie er die Scheiben luftgetrockneten Schinken mit der Melone verspeiste. Es schien ihm zu schmecken, denn flugs war die Portion vertilgt. Ehae ging den Hauptgang holen, Schleifennudeln mit einer Soße aus Gorgonzola und Sahne mit Walnüssen. Schweigend stellte sie den Teller hin und blieb abwartend stehen. Rikal sah sie an und nickte. Ehae setzte sich.
„Wie geht es weiter?“ stellte sie die Frage in den Raum, die völlig unverständlich wirkte, so aus dem Zusammenhang gerissen. Das bewies Rikals fragender Blick.
„Wird es eine nächste Mission geben für die Blutschwinge?“ präzisierte Ehae daher ihre Frage.
Rikal hielt inne und sah auf. Dann, nach einem Augenblick aß er weiter, nachdenklich. Ehae erhob sich und ging zurück in die Küche, um Ordnung zu machen. Sie hatte ihre Frage gestellt und wartete auf die Antwort. Egal, wie sie ausfallen würde, immer würde irgendjemand sein Leben ändern müssen.
 

Rikal

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(Rikal)

=/\= ChR Blutschwinge, Trainingshalle 4 =/\=

Seit der Indienststellung der Blutschwinge war die Trainingshalle 4 das Revier der an Bord stationierten Marineinfanteristen. Sie war ihnen nie ausdrücklich zugewiesen worden, aber die Trainingshalle 4 war die größte an Bord und aus diesem Grund war es nur natürlich, dass die Marines sich diese Halle ausgewählt hatten. Anfangs hatten einige Besatzungsmitglieder dies nicht akzeptieren wollen, schnell aber eingesehen, dass diese Halle von nun an bis in alle Ewigkeit der Marineinfanterie gehörte.
In dieser Halle hatten sich nun alle 563 dienstfähigen Marineinfanteristen der 3. Kohorte der 6. Legion in Reihe und Glied versammelt und blickten auf ihrem Kommandeur, den Tribun Hanaj tr'Liorae, der leicht erhöht auf einem Podest stand.
„Soldaten, ich bin stolz auf euch. Ihr habt in den letzten Wochen hervorragendes geleistet. Ihr habt den Ruhm eurer Einheit gemehrt. Den Sturm auf die fremde Forschungsanlage, der Einsatz auf dem Kubus und dem Kreuzer und schließlich die Verteidigung der Blutschwinge waren hervorragend durchgeführte Operationen. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, einige von euch auszuzeichnen.“
Der Tribun nahm ein PADD entgegen, dass ihm sein Stellvertreter reichte und las den ersten Namen vor. Es wurden einige Soldaten befördert, die sich durch Tapferkeit und Übersicht ausgezeichnet hatten, anderen wurden Auszeichnungen verliehen. Zwei der Soldaten wurden sowohl befördert als auch mit einem Orden ausgezeichnet. Am Ende wurden noch einige Belobigungen ausgesprochen. Zu den Belobigten gehörte auch ein junger Optio namens Korax chi-R'Mor. Dieser wurde vor die Front gerufen und nahm gegenüber seinem Tribun Haltung an.
„Der Optio Korax chi-R'Mor hat sich durch Mut und Führungsstärke während der Befreiung der von den Borg entführten Kameraden auf dem Kubus und der Abwehr des Enterangriffs der Borg auf die Blutschwinge ausgezeichnet. Damit wurde er die besten Traditionen der Marineinfanterie gerecht. Für diese Leistung wird der Optio belobigt. Gez. Enarrain Rikal tr’Drevoux, Leih der ChR Blutschwinge. Diese Belobigung wird zu ihrer Personalakte genommen. Weggetreten.“
Zackig salutierte der Optio und kehrte dann an seinen Platz zurück.
„Rekrut Vrih tr'Akeidhad vors Glied.“ Überrascht zuckte der Angesprochene zusammen, er hatte nicht damit gerechnet, auch ausgezeichnet zu werden. Schnell sammelte er sich wieder und trat vor die Formation seiner Kameraden.
„Rekrut tr'Akeidhad, sie haben vor einigen Monaten die Ausbildung zum Marineinfanteristen begonnen. Dies ist sehr ungewöhnlich, für gewöhnlich absolvieren Rekruten auf ch’Rihan ihre Grundausbildung. Es ist aber möglich die Ausbildung auch auf einem Schiff der Galae durchzuführen. Bisher haben sie sich gut gehalten, denn sie haben alle Prüfungen bestanden. Nur die Gefechtsübungen fehlten noch, aber diese können sie auf der Blutschwinge nicht ablegen. Es fehlt an den dafür erforderlichen Einrichtungen, zumindest dachten das die Personen, die die Ausbildungsrichtlinien erstellt haben. Sie haben sich geirrt, wie die vergangenen Monate gezeigt haben. Dieser Rekrut hat an drei Gefechten teilgenommen und er hat sie überlebt. Damit hat er auch die Gefechtsübungen bestanden. Dies ist vom Oberkommando bestätigt worden. Rekrut tr'Akeidhad hiermit befördere ich sie zum Nvalm. Nvalm tr'Akeidhad, Weggetreten.“
Mit vor Stolz geschwellter Brust kehrte Vrih zurück zu seinen Kameraden. Nun war er ein echter Marineinfanterist.
„Kohorte, Weggetreten.“
Wie ein Soldat machten die Frauen und Männer auf dem Absatz kehrt und begaben sich zu ihren Aufgaben. Es galt die Ausrüstung zu pflegen, die Körper zu trainieren und sich im Kampf zu üben. Nur so konnten sie ihre Fähigkeiten bewahren und ihren Ruf erhalten. Sie fühlten sich als eine Eliteeinheit und die waren sie auch.

=/\= Privatquartier des Leihs, einige Stunden später =/\=

Nach einem langen Tag war der Kommandant in sein Privatquartier zurückgekehrt. Sein privates Refugium, in das er sich zurückziehen konnte um zu entspannen. Dieses Refugium teilte er sich nur noch mit seiner Katze. Wobei die Frage war, wer hier wem gehörte. Denn diese lag sich die Flanke leckend auf dem Sofa und würdigte ihn keines Blickes.
Habe ich dich etwa vernachlässigt oder wieso ignorierst du mich?, fragte sich Rikal.
Er setzte sich zu seiner Katze und begann ihr vorsichtig den Kopf zu kraulen. Offenbar war sie doch nicht beleidigt, denn sonst hätte sie sich wohl nicht kraulen lassen. Genießerisch schnurrend hob sie ihren Kopf und lies sich nun das Kinn streicheln. Ehae trat aus der Küche und musste lächeln als sie dieses Bild sah. Irgendwie sah es lustig aus, wie sich Rikal um seine Mitbewohnerin kümmerte, vor allem weil sie genau das bekommen hatte, was sie bekommen wollte.
„Aefvadh, mein Lord“, Rikal zuckte zusammen als Ehae ihn begrüßte. Erneut musste die Meisterköchin lächeln. Offenbar war da jemand mit seinen Gedanken ganz weit weg gewesen.
„Aefvadh, Ehae.“
Noch immer lächelnd kehrte die Köchin in die Küche zurück. Das leise Klirren und Klimpern aus der Küche mischte sich mit dem Schnurren der Katze und Rikal stellte fest, dass er sich wohl fühlte. Zwar war er müde und hatte Hunger, fühlte sich aber dennoch wohl. Katzen waren etwas wundervolles. Kaum begannen sie zu schnurren, verflogen Sorgen und Probleme.
Wenig später saß Rikal am von Ehae gedeckten Tisch und versuchte den Geruch zu identifizieren, der aus der Küche herüberwehte. Am anderen Kopfende des Tisches hatte sich die Katze niedergelassen und beobachtete mit um die Füße geschlungenem Schwanz, was auf dem Tisch geschah. Wie üblich spekulierte sie wohl auf einen Teil von Rikals Mahlzeit.
Ehae trug das dampfende Essen auf und Rikal begann fast gierig zu Essen, während die Katze ihren Platz, nachdem sie das Essen genau inspiziert hatte, gewechselt. Sie saß nun neben Rikal auf dem Boden und übte sich in Geduld. Für etwa zwei Sekunden. Dann erschienen zwei Pfoten auf der Tischdecke, deren Krallen sich in die selbige bohrten. Sofort nahm Rikal ein Stück Schinken aus der Soße, pustete über es um es abzukühlen und warf es dann auf den Boden. Im nu war es verschwunden und die Katze saß wieder neben Rikals Stuhl auf dem Boden und wartete auf die nächste Portion.
Du hast ihn dir gut erzogen, stellte Ehae fest, während sie die Katze und Rikal für einen Moment beobachtete.
Nachdem der Hunger der Katze gestillt war konnte Rikal in Ruhe weiteressen. Zumindest für eine Weile. Bis Ehae ihn fragte, ob es weitere Missionen für die Blutschwinge geben würde. Für einen Moment war Rikal verwirrt, er verstand die Frage nicht. Oder hatte sie bemerkt, dass er für eine Weile mit dem Gedanken gespielt hatte sich um einen neuen Posten zu bewerben? Auf alle Fälle verdiente sie eine Antwort. An den Geräuschen, die aus der Küche drangen konnte er hören, dass sie aufräumte, aber sie würde seine Antwort dennoch hören.
„Es wird weitere Missionen für die Blutschwinge geben. Ich weiß nicht wohin sie uns führen werden, ich weiß nicht was für Gefahren wir zu meistern haben werden, aber das Flaggschiff der Thi Galae wird schon bald wieder auslaufen und dem Reich dienen. Beantwortet das ihre Frage?“
„Ie, Rekkhai. Werden sie uns führen?“
„Wenn die Elemente und das Oberkommando es so wollen.“
„Schön.“
Ehae lächelte Rikal an und dieser lächelte zurück.
„Gibt es keinen Nachtisch?“

-tbc-

[NRPG: Das Ende der Mission schreibe ich am Mittwoch, falls noch jemand was schreiben möchte, was im unmittelbaren Zusammenhang mit dieser Mission steht möge er es bis zu diesem Zeitpunkt tun oder später als Rückblick.]
 
K

Korax chi-R'Mor

Gast
=V= ChR Blutschwinge

Nach dem Appell im Frachtraum war Optio R'Mor alleine zurückgeblieben. Die meisten seiner Kameraden waren im Kasino oder auf dem Holodeck. Sie hatten einen Sieg zu feiern, doch irgendwie konnte Korax sich nicht mit ihnen freuen, auch nicht über die Auszeichnung, die er erhalten hatte, auch wenn er sich nichts hatte anmerken lassen, weder, als er sie entgegennahm, noch, als er später mit den anderen den Frachtraum verließ.
Immer wieder schwirrten ihm Bilder vor Augen: Der junge Flottenoffizier, den sie gerade noch retten konnten, in dessen Augen er blankes Entsetzen und Todesangst gesehen hatte, bevor der Mann zurück an Bord gebeamt wurde; der bedrohliche Torso einer taktischen Drohne, hoch aufgerichtet über ihm, deren Gesicht ebenso ausdruckslos und anteilslos war, wie die Drohne auch einen Moment später aussah, das Gesicht eine blutige Masse, zerfetzt von Partikelwaffen; Und am deutlichsten der Nvalmn, den er an Bord der Blutschwinge erschossen hatte, dem er nicht anders mehr helfen konnte.
Korax wusste nicht, ob es gut oder schlecht war, dass er sich so viele Gedanken machte. Vielleicht war er nicht hart genug, Marines in den Kampf zu führen. Er wusste, dass unter seinem Befehl Rihannsu sterben konnten, ja, würden. War er dazu imstande? Oder musste sich ein guter Offizier so viele Fragen stellen, musste er so für die Männer und Frauen unter seinem Kommando fühlen? Korax lauschte, doch nicht in die Stille des Tempels, sondern in die Tiefen seines Geistes und seiner Seele. Irgendwo dort musste die Antwort liegen. Und er würde sie finden...
 

Rikal

Active Member
(Rikal)

=/\= ChR Blutschwinge, im Anflug auf das Eisn System =/\=

Seit der Warbird das Artefakt passiert hatte und damit wieder im Raum der Rihannsu war hatte sich die Stimmung an Bord deutlich gebessert. Es ging nach Hause und das wußte die Besatzung. Nachdem sie fast ein Jahr unterwegs gewesen waren und den Raum hinter dem Portal erkundet hatten wurde es auch Zeit, dass sie zurückkehrten. Selbst der Leih, der es eigentlich geradezu liebte auf dem Platz in der Mitte der Brücke zu sitzen, hatte festgestellt, dass er sich auf zu Hause freute. Vermutlich lag dies auch daran, dass er endlich, wenn auch nur für einige Wochen, seine Kinder und seine Gemahlin wieder sehen würde. Die gute Laune auf dem Schiff hatte auch die Brückenbesatzung angesteckt. Am heutigen Morgen wurde erheblich mehr geschwatzt als üblich. Gewöhnlich unterband Rikal dieses Verhalten, wenn es seiner Meinung nach Überhand nahm und die Brückenbesatzung ihre Pflichten vernachlässigte. An diesem Morgen war aber auch der Leih ausgesprochen gut gelaunt und lies seinen Untergebenen die Nachlässigkeit durchgehen. Schließlich waren sie fast zu Hause.
Auf dem Kommandosessel saß der Leih und dachte über die vergangene Mission nach. Sie waren aufgebrochen um einen unbekannten Teil der Galaxie zu erforschen. Natürlich hatte er mit Gefahren gerechnet, aber dass sie auf Borg treffen und drei Schiffe verlieren würden, damit hatte er gewiss nicht gerechnet. Auch sein Schiff war von den Borg angegriffen worden. Es war ihnen sogar gelungen den stolzen Warbird zu entern. Dabei waren mehrere Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Erneut hatte er es nicht geschafft sein Ziel, alle Besatzungsmitglieder lebend nach Hause zu bringen, zu erreichen. Die Rihannsu waren seit Jahrzehnten ständig mit Konflikten konfrontiert, vielleicht war es auch eine Utopie bei den gefahrvollen Einsätzen der Blutschwinge zu hoffen keine Toten beklagen zu müssen. Dennoch würde Rikal auch in Zukunft alles daran setzen sein Ziel zu erreichen. Er wußte, dass Rihannsu in den Tiefen des Alls leichter ums Leben kamen als auf einem Planeten, aber er würde sich ganz sicher nicht damit abfinden oder es als gegeben hinnehmen. Nur eines würde er ändern, er würde in Zukunft seine Untergebenen etwas sorgsamer behandeln. Nie wieder sollte sich das wiederholen, was N'nhaeirhu widerfahren war. Von nun an würde er sehr viel gründlicher über Sanktionen für Fehlverhalten nachdenken bevor eine Sanktion vornahm.
Die Meldung, dass die Blutschwinge in Kürze die Pherepherie des Eisn-Systems passiert hatte, beendete das Resümee des Leihs. Es war an der Zeit sein Schiff endgültig nach Hause zu bringen. Im S’task Flottenstützpunkt würde sie gründlich überholt und neu ausgerüstet werden, während die Besatzung sich auf den Zwillingsplaneten erholen würde.
„Öffnen sie eine Verbindung zur Systemverteidigungszentrale.“
„Die Verbindung steht“, meldete Tahl. Auch der Sicherheitschef, der Rikal über lange Jahre treu gedient hatte, würde das Schiff in Kürze verlassen.
„Systemverteidigungszentrale, hier ist Enarrain tr’Drevoux von der ChR Blutschwinge. Wir bitten um Erlaubnis in das Eisn System einfliegen zu dürfen um an der S’task Flottenbasis anzudocken.“
„Blutschwinge, hier ist die Systemverteidigungszentrale. Sie dürfen in das System einfliegen und an der S’task Flottenbasis andocken. Verlassen sie nicht die ihnen zugewiesene Flugroute. Verteidigungszentrale Ende.“
„Haben wir die Flugroute empfangen?“ Natürlich übermittelten die Rihannsu den Flugroute nicht im Klartext sondern verschlüsselt.
„Ie, Rekkhai. Der Datenstrom wurde bereits entschlüsselt und ist eingegeben“, meldete die Offizierin an der Conn. Auch Carolyn Taris würde nach dieser Mission auf ein anderes Schiff versetzt werden.
„Reduzieren sie die Fluggeschwindigkeit auf Warp 3“, eine höhere Geschwindigkeit war im Eisn System nicht erlaubt, „Ausführen.“
Kurz ging die Blutschwinge unter Warp um zu wenden und dem neuen Kurs mit Warp 3 zu folgen. Binnen zwanzig Minuten kam die Flottenbasis in Sicht. Die gewaltige, ovale Anlage von der Größe eines kleinen Mondes umkreiste auf einer stationären Umlaufbahn die Zwillingsplaneten. Ständig verließ ein konstanter Storm von Shuttles und kleineren Raumschiffen auf der einen Seite die Basis, während auf der anderen ebenso viele ankamen. Über ihnen schwebten die Kampfschiffe der Galae, die nicht durch die Schotten für die Frachter und Shuttles passten und warteten auf ihre Gelegenheit um in die Basis hinein zufliegen. Zu diesen Schiffen gesellte sich die Blutschwinge und wartete eine Weile nach ihrer Anmeldung auf die Freigabe zum Andocken. Offensichtlich war heute viel los, denn für gewöhnlich kam es nicht zu Wartezeiten. Erst im Inneren der Station konnte der Kommandant der Blutschwinge sehen, weshalb sie hatten warten müssen. Ein großer Teil der riesigen Kugel, in der sich die vielen Andockbuchten befanden, war belegt und aus diesem Grund mussten die Schiffe mit größter Sorgfalt manövrieren. Dazwischen schossen immer wieder Kurzstreckenshuttles und kleine Frachtmaschinen hin und her, die auch nicht gerade die Geschwindigkeit des Andockens erhöhten. Nach einer knappen halben Stunde machte der Warbird an der ihm zugewiesenen Andockbucht fest. Landungsbrücken und Versorgungsleitungen wurden ausgefahren während die Besatzung sich darauf vorbereitete die Systeme für die anstehenden Wartungen herunterzufahren.
„Hier spricht der Leih. Wir haben soeben angedockt. Sichern sie alle Stationen, die Blutschwinge befindet sich ab sofort im externen Versorgungsmodus. Danach beginnt für alle Urlauber nach Plan C 43 der Urlaub. Gute Arbeit, Besatzung. Willkommen zu Hause.“
In den folgenden Stunden verließ ein Großteil der Crew das Schiff, viele um Urlaub zu machen, manche aber gingen für immer von Bord. Von einigen verabschiedete Rikal sich persönlich in seinem Bereitschaftsraum. Unter ihnen war auch Lyirru tr'Khaetthaetreh, der erste Offizier der Blutschwinge ging von Bord um das Kommando über einen neu gebauten Kreuzer vom Typ D’Deridex C zu übernehmen. Rikal war sich sicher, dass der frisch beförderte erei’Riov sich als Kommandant eines der schnellen Kreuzer sehr gut machen würde. Er hatte viel in den vergangenen Jahren gelernt. Sein Nachfolger, wer immer dies sein würde, würde es nicht leicht haben, den Platz auszufüllen, den er hinterließ. Mit einem leichten Schmunzeln dachte Rikal an den arroganten, jungen Rihannsu zurück, der Lyirru einmal gewesen war. Der Dienst hatte ihn verändert.
Auch Naruk tr´Radeik ging von Bord, natürlich erst nachdem er sich von seinem ehemaligen Kommandanten verabschiedet hatte. Seine Aufgabe an Bord war erfüllt. Er hatte viele Daten über die Funktionsweise und Zuverlässigkeit der neuen Transwarpspule gesammelt. Die nächsten Monate, wenn nicht Jahre, würde er vermutlich damit verbringen diese auszuwerten.
Tief in der Bordnacht verließ Rikal, als einer der letzten Urlauber sein Schiff. Er wurde von einem der leistungsstarken Transporter der Flottenbasis direkt in den Landsitz seiner Familie gebeamt, die ihn bereits erwartete. Glücklich schloss er seine Familie in die Arme, während ein kleines katzenähnliches Wesen neugierig begann die Umgebung zu erkunden.

-Ende der Mission-
 
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