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*gelöscht*
Gast

*** Starbase 42 ***
Die USS Pine-Island hatte die Saipan bis zu Starbase 42 geschleppt, wo eine speziell ausgerüstete Werft mit ihrer Reparatur betraut werden sollte. Nun lag sie dort bereits seit drei Wochen im Dock, und vom Promenadendeck der Starbase aus konnte ich ihre glänzende, von Testeinrichtungen umgebene, Hülle sehen. Wahrscheinlich prüften sie jeden Quadratmillimeter nach molekularen Restschäden, hervorgerufen durch die zerstörerische Strahlung.....Der Werftverantwortliche hatte mir bei meinem letzten Besuch mitgeteilt, daß es noch gut weitere drei Wochen dauern würde, bis die Überprüfung und der Ersatz zu stark korrodierter Teile abgeschlossen sein würde.
Meine Crew hatte unterdessen fast vollzählig -- sofern sie nicht noch in der Obhut der Ärzte auf der hiesigen Krankenstation waren -- den verdienten Erholungsurlaub angetreten.
An diesem Morgen hatte ich mich auf den Weg gemacht, um wieder einmal in der Krankenstation vorbeizuschauen. Alle waren mittlerweile auf dem Weg der Besserung, auch Dr. Saint Clair und mein Navigator Rruki. Dr. Saint Clair hatte mich allerdings traurig gestimmt, als sie mir von ihrem Entschluss berichtet hatte, dem Drängen des Leiters der medizinischen Abteilung von Starfleet stattzugeben und seine Nachfolge auf der Erde anzutreten. Dies hielte sie, was ihre noch nicht völlig wiederhergestellte Gesundheit betraf, für besser.
Diesmal fand ich meine ehemalige CMO auf der Terrasse der Krankenstation sitzen und den Ausblick auf das All genießen. "Guten Morgen, Captain!" rief sie mir zu und mit einem nicht ganz ernst gemeinten Ton fuhr sie fort: "Sie sind mir doch nicht immer noch böse, daß ich die Saipan verlassen will?!" Und als ich lächelnd den Kopf schüttelte, meinte sie "Immerhin lasse ich ihnen Lieutenant Joulesh, obwohl er auch auf der Erde ein guter Assistent wäre......Aber im Ernst: ich glaube, daß Sie keinen besseren Mann auf dem Posten haben können. Er hat da unten im Lager mehr als genug bewiesen, daß er ein fähiger Arzt ist."
"Ja, das hat er. Ich bin froh, ihn an Bord zu haben........Und.......sollte die medzinische Abteilung ihn einfordern.......dann seien Sie versichert, daß ich kämpfen werde wie ein Thrai!" Wir lachten und sprachen noch eine Weile miteinander, ehe ich die anderen Crewmitglieder besuchte und dann meine Schritte zurück zu meinem Quartier lenkte.
Denn gegen Mittag erwartete ich Nachricht vom Oberkommando, dem ich vor einigen Tagen eine Petition eingereicht hatte.....
Tatsächlich war ich kaum zurückgekommen und hatte Hdaen versorgt, als mich mein Terminal über eine eintreffende Subraumnachricht informierte. Gespannt aktivierte ich die Verbindung......
Admiral Valette blickte mich an und ich hörte einen unterdrückten Seufzer über die Subraumverbindung. Er kam sofort zur Sache.
+ Sie wollen eine Passage über die Neutrale Zone, Captain t'Khellian? +
Dabei betonte er das 'Captain' besonders, wie um mich an meine Pflichten als Sternenflottenoffizier zu erinnern. + Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, daß gemäß des Vertrages von Kumural von 2395 in Friedenszeiten ausserhalb des Geltungsbereiches des militärischen Beistandes, kein Angehöriger des Militärs beider Seiten das Territorium des jeweils anderen betreten darf. Jedweder Verstoß wird als kriegerischer Akt betrachtet: Paragraph 23, Absatz 3. +
"Das ist mir bekannt, Sir." erwiederte ich so ruhig wie möglich. "Ich ersuchte Sie auch nicht um eine Reise in meiner Eigenschaft als Kommandantin der USS Saipan. Wie ich Ihnen in meiner Petition dargelegt habe, handelt es sich um eine rein persönliche Angelegenheit. Um die Namensübergabe für meinen Sohn. Und ich würde selbstverständlich in Zivil reisen...." was ohnehin angenehmer ist, solange ich Hdaen noch stille. fügte ich in Gedanken hinzu. Aber mit dieser Begründung wollte ich den Admiral nicht behelligen.
+ Nicht nur IN Zivil, Captain. Sondern ALS Zivilistin! + entgegnete Valette und seine Augen stachen streng unter den eisgrauen Brauen hervor. + Das heißt, Sie können sich für die Dauer Ihres Aufenthaltes, von dem Augenblick an, wo sie die Neutrale Zone durchqueren, weder auf Privilegien Ihres Flottenranges, noch der Regularien und Direktiven der Flotte berufen. Und im Falle irgendwelcher Probleme werden Sie als zivile Person und damit dem zivilen Rechtsweg unterständig behandelt. Ich hoffe, Sie wissen, was das heißt. +
"Daß Sie keine Task Force senden werden, falls der TalShiar mich in den Kerker wirft." Ich gestattete mir ein verschmitztes Lächeln, das aber bei Admiral Valette nicht auf fruchtbaren Boden fiel.
+ Ihre Mißeinschätzung der Gefährlichkeit der Lage ist frappierend, Captain. Sie verstehen hoffentlich, daß ich in keinster Weise billigen kann, daß ein Offizier der Sternenflotte, ein VERDIENTER Offizier, sich in derartige Gefahr begiebt. +
" Sir, wenn ich Sie erinnern dürfte, ich bin nicht nur Offizier der Sternenflotte, sondern auch Mitglied eines der großen Häuser von ch'Rihan. Der Bruder meines Vaters ist Gouverneur einer Welt des Imperiums, und soweit ich weiß, sitzt meine Cousine im Unteren Senat. "
Admiral Valettes Gesicht erinnerte mich in diesem Augenblick irgendwie an einen alten Löwen, der gezwungen ist, eine Beute dem Jüngeren und Cleveren zu überlassen. + Ich bin über Ihre Familie informiert, Captain. Und das ist auch der Grund, warum ich Ihnen gestatten werde, zu reisen -- auch wenn ich persönlich dies nicht billige! Wir können uns bei der momentanen politischen Großwetterlage keine diplomatischen Mißstimmigkeiten mit dem romulanischen Imperium leisten. +
"Ich....danke Ihnen, Admiral."
+ Danken Sie mir nicht zu früh. Ich sehe auf Ihrer Petition, daß Sie die Captains Yacht für Ihre Passage benutzen wollten. Nun, es ist richtig, daß die Yacht Ihnen gemäß der Flottenrichtlinien zu privaten Zwecken im gewissen Umfang zugestanden wird. Ein Flug über die Neutrale Zone gehört aber ganz sicher nicht dazu. Damit verletzten Sie nämlich Regulativ 67. Ich kann Ihnen auch kein anderes Schiff der Sternenflotte zur Verfügung stellen, das versteht sich von selbst. Andererseits kann ich auch nicht dulden, daß Sie mit Ihrem einen knappen Monat alten Söhnchen im Laderaum eines rigellianischen Frachters nach Romulus reisen.......Das heißt........+ Er machte eine kurze Pause, um sich selbst noch einmal die Komplexität seiner Idee zu vergegenwärtigen. + Sie werden mit der Captains Yacht bis Aussenposten Shelly fliegen. Dort wird Sie ein Schiff mit diplomatischer Immunität durch die Neutrale Zone zum romulanischen Handelsposten Llihira bringen. Von dort können Sie dann mit einem romulanischen Schiff weiterreisen. Ich gewähre Ihnen genau zwei Wochen Urlaub, Captain. Keinen Tag länger. Und -- ich will Sie gesund wiedersehen! Das ist ein Befehl! Valette Ende. +
Das Gesicht des alten Admirals wich dem Symbol des Oberkommandos. Ich deaktivierte das Terminal und lehnte mich erleichtert zurück. Ich hatte es geschafft. Ich hatte die Erlaubnis. Vorfreude begann sich wie ein wärmendes Feuer in mir auszubreiten.
Es war 10 Jahre her -- rechnete man den Zeitsprung mit ein, sogar 40 Jahre, daß ich auf ch'Rihan gewesen war. Was würde sich alles verändert haben? Wie würde es überhaupt werden? Ich musste unbedingt gleich Charlie die Neuigkeit mitteilen!
Da mein Sohn gerade fest schlief, ging ich die wenigen Schritte von meinem Quartier zu Charlies, den die Stationsleitung gleich neben mir untergebracht hatte.
Charlie öffnete mir nur in einer ausgebeulten Freizeithose. "Oh, entschuldige.....Ich.....ähm....bastle grad an etwas....."
"Das macht doch nichts! Ich will dich nicht zu einem Staatsdiner einladen, sondern dier eine gute Neuigkeit sagen! Das Oberkommando hat mir die Reise nach ch'Rihan bewilligt!"
"Dhael! Das ist wundervoll!" Er zog mich lächelnd an sich und noch in der Tür küßten wir uns innig. Dann faßte mich Charlie um die Hüften und wirbelte mich herum. "Das ist wirklich wundervoll! Ich habe nämlich auch eine Überraschung für dich!"
Als ich staunend die Brauen hob, nahm er einen Datenchip von der Tischplatte. "Weißt du was das ist? Eine Einladung! Eine Einladung der romulanischen Akademie für Astrophysik für Lieutenant Charles McGregor zu einer Gastvorlesung! Ich werde also mit dir reisen!!!"