(Arrhae)
=A= Quartier von Riov t’Riuurren, kurz vor 21 Uhr =A=
Kritisch betrachtete sich die Rihanna im Spiegel, während sie ihre Galauniform zurecht rückte. So recht war sie noch nicht zufrieden mit sich, doch das heimliche Lächeln ihres Dieners im Hintergrund verriet ihr, dass sie es vielleicht doch besser sein lassen sollte.
„Ihr seht hervorragend aus, Arrhae“, meinte er und wirkte dabei völlig ernst, so ernst, wie er diese Worte auch meinte. Die schwarze Uniform, hand- und auf Maß geschneidert, saß wie eine zweite Haut und die diversen Orden bildeten eine perfekte Harmonie.
„Nun gut, es muß reichen“, erwiderte sie schließlich, als sie sich vom Spiegel abwandte und sich auf den Weg machte.
Erst vor einer Stunde hatte sie die Nachricht über die bevorstehenden Beförderungsfeierlichkeiten an all diejenigen geschickt, die als Ausgezeichnete daran teilnehmen sollten. Die dazu gehörige geringfügige Umstellung des Dienstplanes war bereits vornherein von statten gegangen, so dass es für alle Beteiligten sich jetzt nur noch mental darauf vorzubereiten hieß. Und wer dienstfrei hatte, war sowieso eingeladen.
Natürlich hatte Arrhae denjenigen, die für die Ausgestaltung des Rahmens nötig waren, genug Zeit gegeben, alles Nötige zu veranlassen, so dass nun an sich nichts mehr schief gehen konnte.
Im gleichen Atemzuge hatte sie eine persönliche Nachricht allen Führungsoffizieren, einschließlich der Equatorien tr’Adun, tr’Lhoell und Tomalak und Erein tr’Rapanu, zukommen lassen, die sie zu einem Diner im Anschluß an die Feierlichkeiten einlud. Dies würde keinen Umstand für jemanden bedeuten, da ohnehin alle bei der Feierlichkeit anwesend sein würden.
Kurz darauf betrat sie den größten Raum, den die Aehallh für solche Anlässe zu bieten hatte – ein Holodeck – und sie war beeindruckt von dem, was die Verantwortlichen aus ihren Wünschen gemacht hatten. Das Licht war abgedunkelt, nur auf die flache Bühne schienen einige Spots. Das Banner der Galae und des Imperiums hingen über der Bühne und gaben dem Ganzen ein offizielles Flair. Und die lockeren Stuhlreihen vor der Bühne waren teilweise schon gut gefüllt.
In wenigen Minuten würde es schon losgehen und somit verschwendete sie keine weitere Zeit, sondern ging zur Bühne, wo Taev bereits auf sie wartete.
„Aefvadh, Riov“, meinte er freundlich und neigte leicht den Kopf. Offenbar war er guter Dinge und bei weitem nicht mehr so angespannt wie bei dem Beginn der letzten Mission. Sicher, diesmal standen einige langweilige Wochen der Clusteranalyse ihnen bevor, warum sollte man sich deswegen Gedanken machen? Auch waren sie vorerst sicher vor dem Tal’Shiar, was einem durchaus auch wieder ruhige Nächte bereiten konnte.
„Aefvadh“, erwiderte sie freundlich und nahm das Mikrofon von Taev entgegen, welches sie sich an den Kragen der Uniform heftete. Anschließend trat sie auf die Mitte der Bühne, stellte erfreut fest, dass die restlichen Führungsoffiziere ebenfalls auf der Bühne anwesend waren, und erhob das Wort.
„Guten Abend. Ich bin kein Freund langer Reden, daher möchte ich mich kurz fassen.“ Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, als sie das zustimmende Raunen im Saal vernahm. Es war an sich auch nicht üblich, Beförderungsfeierlichkeiten unnötig in die Länge zu ziehen, doch Arrhae mochte es auch nicht, vor versammelter Mannschaft große Reden schwingen zu müssen. Bei jeder Gelegenheit, die sich dazu gab, hatte sie versucht, es zu umgehen, doch in den letzten Jahren, während sie die unterschiedlichsten Kommandos geführt hatte, gab es darum kein Entkommen.
Sie fing bei den Mannschaftsrängen an, diese zu befördern und auszuzeichnen. Viele hatten sich dergleichen wohl verdient während ihres Einsatzes im Kampf um die Tarnung der Föderation – nicht wenige hatten dabei auch ihr Leben lassen müssen, die nun posthum ihre besondere Anerkennung erhielten. Doch derartige Auszeichnungen waren eine Belohnung für ihre Taten, wenngleich sie keinen Ausgleich zu dem Verlust von Freunden oder Familienmitgliedern darstellten.
Der zweite und wesentlich kürzere Teil befasste sich mit den Offizieren, wobei sie hier, wie üblich, von unten begann.
„Eqautorium tr’Lhoell“, sagte sie und bat ihn damit auf die Bühne. „Ich freue mich, Ihnen hiermit Ihr Offizierspatent überreichen zu können und Sie in den Rang eines Erein zu befördern.“ Sie war es gewohnt, nicht sonderlich weit hoch blicken zu müssen, aufgrund ihrer eigenen Größe konnte sie den meisten anderen Rihannsu normal in die Augen sehen. Doch bei Terrh hatte sie ihre Mühe, den einen Rankpin an seinem Kragen zu befestigen.
„Danke sehr“, erwiderte er und wollte mit getaner Arbeit der Riov die Bühne wieder verlassen, als sie zu den anderen Führungsoffizieren hinter sich deutete, wo er vorerst Platz zu nehmen hatte.
Selbiges wiederholte sich mit Aldaris tr’Adun, der ebenso stolz seine Beförderung zum Offizier entgegen nahm und ihm sogleich verkündet wurde, dass er ab sofort zur Alphaschicht der Brücke gehörte. Terrh wunderte sich in diesem Zusammenhang, hatte man ihm einen derartigen Hinweis nicht gegeben. Und Arrhae konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie Aldaris zu den anderen schickte und sich kurz zu ihnen umsah.
Auch Lieto tr'Rapanu wurde befördert, in den Rang des erei'Arrain, hatte er doch der Aehallh ebenfalls gute Dienste geleistet.
Zu guter Letzt bat sie ihren Io’Saehne nach vorn zu treten.
„Taev tr’Navok, Sie haben der Galae viele Jahre lang treue Dienste geleistet. Seit langer Zeit schon sind Sie an Bord der Aehallh und ich kann Sie für diese Zeit nicht beurteilen. Doch seit ich die Ehre habe, Ihr vorgesetzter Offizier zu sein, haben Sie mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Sie haben sich immer eigene Gedanken zu Problemen gemacht, die es zu lösen galt und Sie haben für mich eine Art zweites Gewissen dargestellt. Dafür befördere ich Sie in den Rang eines khre’Arrain und komme offiziell Ihrer Bitte um Versetzung auf den Posten des Anetnen nach.“ Er lächelte sanft, während sie die Pins befestigte. Die Versetzung war abgesprochen, doch mit der Beförderung hatte er nicht unbedingt gerechnet, auch wenn er sie vielleicht erhofft hatte.
Unterdessen entstand wieder eine gewisse Unruhe im Raum, denn nun hatte die Aehallh einen freien Schlüsselposten und es war für alle außer Taev und Arrhae unbekannt, wer diesen besetzen sollte.
„Terrh tr’Lhoell, treten Sie bitte vor!“ Seine Augen weiteten sich und was nun folgte, war nicht schwer zu erraten. „Erein tr’Lhoell, Sie haben sich an der Akademie vielfach ausgezeichnet, Sie haben Leistungen erbracht, die ihren ganzen Jahrgang in den Schatten stellen. Sie sind an sich ein Spezialist für Taktik, doch ich denke, Sie sind der geeignete Nachfolger khre’Arrain tr’Navoks. Sie haben die Fähigkeit, Ihre Kollegen zu motivieren, Ihnen ein Vorbild zu sein und sie gleichzeitig anzuführen. Daher ist es mir eine Ehre, Sie auf den Posten des Io’Saehne der Aehallh zu versetzen.“ Sie schüttelte ihm die Hand und lächelte freundlich, obgleich er etwas verwirrt aber dennoch glücklich erschien.
Damit waren die Feierlichkeiten auch schon beendet, alle kehrten auf ihre Posten zurück oder genossen ihre Freizeit, während sich die Führungscrew auf den Weg in die Offiziersmesse begab.
Einzig Arrhae blieb noch zurück, um ein kurzes Wort mit ihrem neuen Io’Saehne privat sprechen zu können.
„Obwohl Ihnen bei dem Beweis, zu zeigen, was Sie können, ein Fehler unterlief, bin ich überzeugt, dass Sie den Anforderungen dieses Posten gewachsen sind und ihnen gerecht werden. Doch eines prophezeie ich Ihnen: So wunderbar wie sich dieser Karrieresprung später in Ihrem Lebenslauf machen wird, so anspruchsvoll wird diese Aufgabe jetzt für Sie sein. Es gleicht einem Sprung ins kalte Wasser. Denn obwohl Sie, wie ich bereits sagte, die Fähigkeiten haben, fehlt Ihnen eine der wichtigsten Voraussetzungen: die Erfahrung. Und das wird wohl das zentrale Problem sein, mit dem Sie fertig zu werden haben.“ Sie machte eine kurze Pause und das freundliche Lächeln, dass sich bis eben noch in ihrem Gesicht gezeigt hatte, verschwand und wich vollends der Riov in dieser Frau.
„Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie mir versichert, an Bord eines jeden Schiffes der Galae Ihren Dienst bestens verrichten zu können.“ Im selben Zusammenhang hatte er auch selbstsicher zur Kenntnis gegeben, keinen Fehler bei seiner Arbeit zu machen, dich jeder machte irgendwann Fehler, und wenn einem diese unterliefen, während man jung war und am lernen, konnte es weit eher verziehen werden und trug zudem dazu bei, seine Selbstüberzeugung auf ein gewisses Maß zu reduzieren.
Doch Terrh war diesbezüglich eine ganz besondere Person, das wusste Arrhae jetzt schon. Er hatte erkennen müssen, dass er keineswegs unfehlbar war. Dennoch hatte seine Selbstsicherheit nicht gelitten oder ihn zurück schrecken lassen. Er war immer noch bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen, mehr sogar noch als zu dem Zeitpunkt, als er an Bord gekommen war. Und Arrhae begrüßte diese Haltung mit einem mehr als anerkennenden Blick.
Anschließend begaben auch sie sich in die Offiziersmesse, um den Abend gebührend zu feiern.
-tbc-
[NRPG: Mit der Führungscrew sind hier alle schreibenden Spieler mit ihrem Hauptcharakter angesprochen, so dass mal alle in weniger offizieller Runde beisammen sitzen.

Viel Spaß.]