Im Schatten des Mondes IX

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Geschrieben von Chateya am 13.05.2002, 16:00:

(N'nhaeirhu)


Es war einige Minuten nach sieben Uhr und N'nhaeirhu wartete im Reha- Raum auf Dr. t'Ptraval.
Das Training war anstrengend, doch es zeigte Wirkung. Und trotz - oder gerade wegen? - des Umstandes, daß sie ein neues Herz in ihrem Körper trug, fühlte sie sich richtig gut. Es war recht lange her, daß sie derartig intensiv an ihrer körperlichen Fitness gearbeitet hatte. Von daher erwies sich die Rehabilitation auch als perfekter Beginn für ihr späteres persönliches Training.

Während sie hier wartete, gingen ihr einige Dinge durch den Kopf. Es war still geworden um die Flotte des Tal'Shiar, sie hatte angenommen, daß wenigstens irgendetwas geschah, sei es nur eine Meldung - doch nichts. Diesbezüglich machte sie sich allmählich Sorgen um das Doppelspiel Ri'Das, sie wußte nicht, wie gefährlich er werden konnte und es galt dringend zu vermeiden, daß er zu einer Gefahr für die Schwinge werden konnte, was jedoch vorrangig mit seiner Arbeit für khre'Rionel tr'Froteux zusammenhing.
Doch letzten Endes brachte es ihr nichts, sich derzeit den Kopf darüber zu zerbrechen. Ihre Genesung hatte Vorrang und diesbezüglich wollte sie auch ihrer Alpträume Herr werden, weshalb sie sich auf den Boden setzte und mit einer Meditation begann.

Immer tiefer versank ihr Geist in ihrem Unterbewußtsein, suchte nach den Erinnerungen, die sie in letzter Zeit immer häufiger plagten, vermutlich aufgrund des Stresses, dem sie ständig ausgesetzt war. Doch derartige Bedingungen war sie gewöhnt, warum also war es gerade hier und jetzt so intensiv?
Wollte ihr Unterbewußtsein sie daran erinnern, daß von den Drahtziehern, die für die diversen Geschehnisse an Bord in letzter Zeit verantwortlich waren, noch immer eine Gefahr ausging?
War zuviel passiert, daß sie es nicht ohne weiteres zurück stecken konnte?
Oder wurde sie allmählich nur einfach verrückt?
Fragen, die sich momentan schwierig klären ließen, jetzt mußte sie sich erst einmal um die Symptome kümmern. Und sie entschied sich dafür, die Erinnerungen einfach ins Vergessen zu drängen. Sie wollte einen Schlußstrich ziehen, sie wollte jetzt leben, nicht mehr in der Vergangenheit.

Einige Minuten später drang das Geräusch von Schritten an ihr Ohr und sie brach die Meditation ab und schlug die Augen auf. Dr. t'Ptraval stand vor ihr und sah sie merkwürdig an und N'nhaeirhu stellte sich unwillkürlich die Frage, wie lange Sora schon im Raum war.

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Geschrieben von Sora t`Ptraval am 17.05.2002, 17:27:

(Sora)


+/\+ Reha-Raum +/\+

Ihr Blick verlor sich in der Unendlichkeit, ihr Körper schien völlig entspannt. Aufmerksam beobachtete ich sie. Sie hatte mein Eintreten in den Raum nicht bemerkt. Sie schien wie in einer Trance zu sein und ich hielt es für ratsam, sie nicht zu erschrecken. Also beobachtete ich sie eine Weile. Mein straffer Dienstplan ließ ihr und mir dann leider doch nicht genug Zeit und so näherte ich mir und trat etwas fester als gewöhnlich auf. Ich hoffte, dass meine Schritte sie “wecken“ würde. Ich hatte sie gerade umrundet und stand wieder vor ihr, als sie ihre Augen öffnete und ihre Körperhaltung veränderte. Es lag mir auf den Lippen zu fragen, aber dann ließ ich es doch. „N'nhaeirhu, heute beginnen wir mit einem kleinen Reaktions-Training. Es ist ziemlich einfach und sehr sehr effektiv.“ Sie nickte stumm und ich veranlasste den Computer das Programm zu starten. Selten hatte ich einen solch folgsamen Patienten wie sie. Ich fragte mich, wo sie diese disziplinäre Konditionierung her hatte. So typisch rihannisch war das nicht. Während sie ihr Training absolvierte überwachte ich ihre Körperfunktionen. Ihre Bewegungen wurden immer geschmeidiger, aber dennoch hatte ich das Gefühl, als traute sie sich nicht alles zu geben. „Ich möchte, dass sie ihren Körper voll belasten. Keine Sorge, ich beherrsche erste Hilfe.“ Sie wirkte so ernst und so verschlossen, fast schon einsam. Ich hoffte sie mit dieser abgedroschenen Phrase etwas aufmuntern zu können, und tatsächlich zeigte sich ein leises Lächeln auf ihren Lippen und ihre Augen bekamen einen anderen Glanz. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass man sich anfreunden könnte und seltsamer weise verspürte ich in mir das Bedürfnis nach sozialem Kontakt.
Zwei Stunden ließ ich sie schwitzen. Hier Herz machte das mühelos mit im Gegensatz zu ihr selber, aber das würde sich geben. „Computer: Trainingsprogramm N'nhaeirhu Cardio beenden.“ Das Licht normalisierte sich wieder und hechelnd stand N'nhaeirhu vor mir. Sie war ausgepumpt und brauchte etwas ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ihre Werte sind ausgezeichnet, N'nhaeirhu. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen, ich denke ich werde Sie übermorgen wieder voll dienstfähig schreiben.“ „Danke Doktor. Ich muß sagen, diese unfreiwillige Pause ist mir aber auch ganz gut bekommen.“ Wir sahen uns nur kurz in die Augen und mussten dann beide lächeln. Gemeinsam verließen wir den Reha-Raum und gingen dann jeder seiner Wege. Mich rief meine Krankenstation und danach eine erholsames Stündchen im Aboretum der Blutschwinge.

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Geschrieben von Chateya am 21.05.2002, 16:31:

(N'nhaeirhu) (Taroc)


Endlich war ihre Gelegenheit zur Rache gekommen, die längst keinen Aufschub mehr duldete.
Mit Ausnahme der Reha hatte sie derzeit keinerlei Verpflichtungen und außerdem war sie aus der Krankenstation entlassen worden.
Erst nachdem sie Sora den Rücken gekehrt hatte, fiel ihr ein, daß sie die Ärztin bitten wollte, ihr einen Pfleger zur Verfügung zu stellen. Es ließ Sora zwar stutzen, sie kam ihr aber trotzdem nach. Sie dachte sich, daß es nicht schaden konnte, wenn N'nhaeirhu jemanden zur Aufsicht bei sich hatte - doch daß er zur Aufsicht einer anderen Person gedacht war, ahnte die Daisemi'maenek nicht.
Zufrieden verließ sie die Krankenstation und auf dem Weg zum Verhörraum entstand ein diabolisches Lächeln auf ihrem Gesicht. Der Pfleger wußte nicht, was ihm bevorstand, doch bei dem Anblick dieses Lächelns lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken.
N'nhaeirhu konzentrierte sich voll und ganz auf ihr Vorhaben, all die Demütigungen, Erniedrigungen und Schmerzen, die ihr in letzter Zeit widerfahren waren, legte sie in ihre Euphorie ihres Racheaktes. An all das, was in irgendeiner Weise damit zusammenhing, erinnerte sie sich bewußt und ihre ethischen und moralischen Wertvorstellungen, die sie sich zum Teil aus ihrer Vergangenheit bewahrt hatte und die sie bisher zu einem relativ humanen Rihannsu gemacht hatten, wurden durch diese negativen Emotionen vollständig unterdrückt.
Ihr einziger Wunsch war Rache - egal, was es sie kosten würde.

Als sich die Tür öffnete nahm N'nhaeirhu erfreut zur Kenntnis, daß ihre Anweisungen ausgeführt worden waren. Taroc saß seit etwa zwölf Stunden hier auf einem Stuhl, allein, lediglich in Gesellschaft des weißen Rauschens, und mit einer Augenbinde versehen, damit er nichts weiter wahrnahm als Dunkelheit. seine Arme auf dem Rücken fixiert.
Ein hochgewachsener Rihannsu trat aus dem Raum in die Tür, an N'nhaeirhu heran und versicherte der CIS, daß auch alles andere, was sie ihm aufgetragen hatte, erledigt worden war. Möglicherweise könnte er auch in Zukunft eine wertvolle helfende Hand für N'nhaeirhu sein.
Der Gefangene hatte seit zwei Tagen nichts mehr zu Essen und auch keinen Schlaf bekommen. Dies würde N'nhaeirhu den Einsatz von Drogen ersparen, die meist den Geist zu sehr verklären konnten und öfter unerwünschte Nebenwirkungen hervorriefen. Der Entzug zweier essentieller Bestandteile des Lebens reichte fast immer aus, um die Prozedur etwas intensiver zu gestalten und das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Es war alles perfekt vorbereitet und sie konnte endlich anfangen.
Sie bat den zweiten Rihannsu, der vor der Tür stand und Wache hielt, herein - er sollte dem anderen, tr'Farpraehh, der die letzten Stunden in diesem Raum verweilt und Taroc erfolgreich am Einnicken gehindert hatte, behilflich sein. Den Pfleger wies sie umgehend an, sich in die von ihr gezeigte Ecke zu begeben und an der dortigen Konsole die Vitalfunktionen des Gefangenen ständig zu überwachen.
Dann schloß sich die Tür.

Die Menschen sagen, daß Rache am besten kalt serviert wird. Doch die CIS war da anderer Ansicht. Rache ist Leidenschaft und Leidenschaft ist heiß, sie brennt wie Feuer in der Hölle und genauso heiß war ihr Zorn und ihre Wut.
"Können Sie sich daran erinnern, wie ich Ihnen ganz am Anfang, als sie das erste Mal auf diesem Stuhl saßen, die Wahl gelassen habe - kurz und schmerzlos oder umständlich und sehr unangenehm." Noch war ihre Stimme ebenso freundlich wie damals, als das erste Verhör begann, doch jetzt schlug sie um und Taroc erkannte einen tiefgreifenden Vorwurf darin - er wußte nicht, was in der Zwischenzeit geschehen war, doch er bekam allmählich das Gefühl, daß es nichts Belangloses gewesen sein kann, so verärgert wie die CIS war. "Sie haben mich angegriffen, Sie haben vier Rihannsu getötet und ich mußte dafür geradestehen. Sie haben sich damit für den unangenehmen Weg entschieden - und ich werde Sie leiden lassen, lange und qualvoll." Ihre Stimme senkte sich nun, bis sie kaum mehr als ein Flüstern war. "Und glauben Sie nicht, daß ich Sie erlöse und Ihnen den Tod schenke. Nein, Sie werden mit Ihrer Schmach leben müssen. Und ich werde zusehen und mich daran erfreuen."
Sie stand hinter ihm so nah, daß er ihren warmen Atem im Nacken spüren konnte.
Schließlich deutete sie den beiden Wachen, ihn loszubinden und auf den Tisch zu legen.
Die dünnen Metallfesseln, welche sich bereits leicht in seine Haut geschnitten hatten, lösten sich und je zwei Hände packten seine Arme. Taroc empfand es als recht angenehm, daß seine steifen Glieder endlich wieder etwas bewegt wurden, wenngleich auch nicht für lange Zeit. Doch wenigstens entkam er dieser unbequemen Haltung.
Er wurde rücklings auf den Tisch gelegt, seine Arme seitlich vom Körper weggestreckt wieder mit derselben Art dünner Metallfesseln befestigt. Dann verließen beide Wachen wieder den Raum, die CIS hatte ihnen zu verstehen gegeben, daß sie ihre Hilfe vorerst nicht mehr benötigte und die Tür schloß sich leise zischend hinter ihnen.

N'nhaeirhu genoß den Anblick dieses ihr hilflos ausgelieferten Gefangenen, wie er sich hin und herwand, wie Verwirrung seinen Körper beutelte und wie er verzweifelt versuchte, etwas zu sehen. Daher hielt die Tal'Shiar es nun für angebracht, seine Augenbinde zu entfernen.
Sie löste den Knoten und das schwarze Tuch fiel zu Boden - Taroc drehte instinktiv den Kopf zur Seite und schloß seine nach Helligkeit sehnenden Augen, denn grelles Licht flutete ihm entgegen und blendete ihn vorrübergehend.
Diese Gelegenheit nutzte N'nhaeirhu und befestigte den Wasserbehälter, der vorbereitet auf dem Boden stand, über Tarocs Kopf. Seinen Kopf selbst fixierte sie mit einem Kraftfeld, welches jedoch seine Stirn frei ließ.
Schweißperlen glänzten auf seiner bloßen Brust und mit weit aufgerissenen Augen versuchte er zu erkennen, was um ihn herum geschah. Ohne Zweifel hatte er Angst - selbst ein Söldner hatte einen Überlebensinstinkt und hier mußte er einen Tod fürchten, der über alle Vorstellungen, die er bisher gehabt hatte, hinaus ging. Doch N'nhaeirhu hatte nicht vor, ihn zu töten - sinnloses Töten war ihr zuwider.
Sein Atem ging zunehmends schwerer und die CIS blickte zu dem Pfleger herüber, um sich nach dem Zustand des Gefangenen zu erkundigen. Doch er nickte zögernd und gab ihr zu verstehen, daß alles in Ordnung sei.
Auf ihn selbst traf das jedoch nicht zu. Er war nie zuvor bei einer Folter anwesend und hatte sich auch gewünscht, diesen Moment niemals erleben zu müssen, doch Dr. t'Ptraval hatte ihn ausgewählt, um N'nhaeirhu zu begleiten - er hatte einfach nur Pech gehabt.

Nach einer Weile kamen aus dem gleichmäßigen Gleißen vereinzelte Konturen zum Vorschein und Taroc sah etwas, daß auf ihn zukam. Es war ein Wassertropfen, einer, wie zuvor schon etliche auf ihn zugekommen waren, die er jedoch nicht gesehen hatte, dafür aber deutlich gespürt.
Alle zehn Sekunden fiel ein Tropfen auf ihn herab und benetzte seine Stirn. Er empfand es als angenehm, das kühle Wasser auf seiner warmen Haut.
Und wieder kam ein Tropfen, und wieder und wieder und wieder ...

Allmählich wurde es jedoch lästig. Das Wasser tropfte immer auf dieselbe Stelle, alle zehn Sekunden. Und allmählich wollte er, das es aufhörte, doch es kam wieder einer. Erneut zerschellte ein Gebilde aus Wasserstoff und Sauerstoff, durch die Schwerkraft in eine tropfenartige Form gezwängt, auf seiner Stirn in seine einzelnen Moleküle.
Die Zeit dehnte sich, aus Sekunden wurden scheinbar Minuten, aus Minuten Stunden und er wünschte sich nichts sehnlicher, als das endlich diese Tortur aufhörte, doch er wollte keine Schwäche zeigen. Er war Rihannsu, er war Söldner und er hatte schon weitaus Schlimmeres erlebt - tausende Gedanken an solche Erlebnisse schossen ihm durch den Kopf. Und dann waren wieder zehn Sekunden um - und alles war vergessen.
Er betete zu den Elementen, daß es aufhörte, er konzentrierte sich mit aller Macht auf das Wasser, doch es gehorchte ihm nicht.
Wie in Zeitlupe sah er ihn kommen und er schloß die Augen.
Wieder fiel ein Tropfen und krachte auf seine Stirn.

N'nhaeirhu sah gelassen auf die Anzeige - laut Chronometer waren 86 Minuten vergangen. Eine recht kurze Zeit - der Schlafmangel machte sich wohl bezahlt.

Wieder fiel ein Tropfen und daraufhin hallte ein markerschütternder Schrei durch den Raum.
Welch wohltuendes Geräusch in meinen Ohren, wenngleich auch etwas laut, dachte sich N'nhaeirhu, die ihr Ziel erreicht sah, seinen Willen zu brechen.
Taroc bäumte sich auf, soweit er konnte, er zerrte an seinen Fesseln und biss die Zähne zusammen. Einige Tropfen grünen Blutes fielen auf die Tischplatte, doch er zerrte weiter.
Selbstverständlich war das Metall nicht so dünn, daß er sich damit die Hände hätte abtrennen können - N'nhaeirhu lag auch nichts daran, ihn zu verstümmeln oder Dr. t'Ptraval mehr Arbeit als nötig zu verschaffen. Dennoch schnitten sie sich recht tief ein.

"Hören Sie auf damit!"
Er schrie erneut und zerrte an den Metallbändern. Doch solange die CIS nichts tat, würde nichts geschehen.
Schließlich wurde er langsam leiser, sein Wutgeschrei ging in ein Jammern über. Immer und immer wieder winselte er, sie solle es doch endlich abstellen, er würde ihr auch alles sagen.
Und endlich versiegte das Wasser.
Zitternd blickte er in Richtung des Gefäßes, in Erwartung eines weiteren Tropfens, doch er blieb aus, so wie der nächste und der darauffolgende und alle weiteren.
Langsam entspannte er sich und sein Körper sank zurück auf den Tisch. Auch das Kraftfeld wurde deaktiviert und Stille folgte.

Erst nach einigen Minuten, N'nhaeirhu hatte gewartet, bis sich Taroc wieder etwas beruhigt hatte, begann sie mit dem Verhör.
"Sie wollten, daß ich aufhöre. Ich bin Ihrer Bitte nachgekommen!" Ihre Stimme klang entschlossen, doch sie wollte ihn in Sicherheit wiegen. Sie zog nun alle Register und wollte es hier und jetzt enden lassen. "Jetzt werden Sie der meinen nachkommen und mir erzählen, was Sie in den letzten Jahren so alles gemacht haben!"
"Wo soll ich da anfangen?" Seine Stimme klang zittrig und heiser. "Und wann?"

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Geschrieben von Chateya am 21.05.2002, 16:33:

(N'nhaeirhu) (Taroc)


"Fangen Sie einfach an!" wogten ihm ihre Worte aus der Dunkelheit entgegen.
Er suchte ihre Gestalt, wandte seinen Kopf hin und her, doch er konnte sie nicht ausmachen. Das Licht, das von der Decke auf ihn fiel, ließ alles um ihn herum zu vollkommener Finsternis werden. Und er blickte wieder nach oben.
"Als ich ein Kind war, lebten wir in einer Kolonie... ich weiß den Namen nicht mehr, aber wir waren dort glücklich und hatten oft Besuch von ch'Rihan." Er unterbrach sich. N'nhaeirhu sah von ihren Notizen auf und wunderte sich, daß sein klarer Redefluß stoppte. Sie mußte feststellen, daß er doch etwas verwirrt war.
"Sigma 23964, mein erster Einsatz."
Momentan hielt es die CIS für sinnvoll, ihm nicht ins Wort zu fallen und sie beschränkte sich auf interessiertes Zuhören.
"Mein Ziehvater führte uns und ich hätte fast alles vergeigt. Durch meinen Fehler sind zwei gute Freunde gestorben. Ceti Gamma 3, der erste Einsatz den ich führte ... ich war so naiv. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß es eine Falle sein könnte und verlor die Hälfte meiner Leute."
N'nhaeirhu erinnerte sich daran, daß es ihr vor nicht allzu langer Zeit ähnlich ging, es jedoch nicht ihre Schuld gewesen war.
"Zwei gerieten in Gefangenschaft. Ich sah nur den Auftrag und wollte sie beim Rückzug befreien ..." Taroc zogen die Bilder von damals vor dem inneren Auge entlang und er erschauderte - immerhin war er nicht mehr so gefühlskalt wie damals. "Die Durchführung klappte reibungslos und wir hatten genug Zeit, das Lager der Gegner aufzusuchen. Sie hatten sie gefoltert, um unsere Pläne zu erfahren. Und da sie geschwiegen haben, haben sie sie verstümmelt ... haben sie aufs Schlimmste gefoltert und ihnen zum Schluß sogar Teile ihres eigenen Fleisches zu essen gegeben. Und schließlich ließen sie sie verbluten, nachdem sie ihnen den Bauch aufgeschlitzt und ihre Gedärme herausgezogen hatten."
Taroc mußte bei dieser Erinnerung leicht würgen, ebenso wie der Pfleger. Und auch N'nhaeirhu beschlich ein Ekelgefühl. Wie barbarisch! Sie hielt recht wenig von derartigen physischen Qualen, zumal sie eher selten Wirkung zeigten. Für sie war Folter so etwas wie ... Kunst, die nur dann perfekt war, wenn keine Spuren hinterlassen wurden, äußerlich zumindest.
"Nachdem wir das gesehen hatten, zogen wir los und vernichteten alles, was noch lebte ... wir waren wie im Rausch und hieben selbst auf Leichen noch mit unseren Messern ein." N'nhaeirhu verzog etwas das Gesicht.
"Als ich sechzehn war, kam ein junges Mädchen zu Besuch, mit ihren Eltern. Sie hatte irgendwie Ähnlichkeit mit meinem Vater, den ich bis dahin nicht wirklich richtig kannte und nur auf Bildern gesehen hatte." N'nhaeirhu merkte in ihren Notizen an, daß sie alles hinterher etwas ordnen mußte.
"In einer Vollmondnacht, als ich zwanzig war, kamen plötzlich Maskierte und griffen unser Haus an. Ich war gerade mit dieser jungen Rihanna, welche uns sehr oft besucht hatte, außerhalb und konnte den Angriff nur beobachten. Sie lief auf das Haus zu und griff ihrerseits die Angreifer an. Aber sie wurde von zweien festgehalten und als keiner mehr im Haus lebte, haben sie ..." Er brach ab und schluchzte, als würde er wieder der Zwanzigjährige von damals sein, der verzweifelt und hilflos bei dieser grausamen Tat zusehen mußte.
"Sie hat sich danach das Leben genommen und ich schwor den Angreifern Rache. Als mich mein Ziehvater fand und mir sagte, daß er mich ausbilden wolle, habe ich sofort zugestimmt, da ich nur als Kämpfer eine Chance hatte, meine Rache zu vollenden. Nach zehn Jahren, in denen ich ausgebildet wurde und erste Erfahrungen gesammelt habe, begann ich, meine Rache zu vollenden, während ich nebenbei Aufträge ausführte."
Allmählich sammelte er sich wieder und die Verwirrung schien abzunehmen, sehr zum Vorteil des Verständnisses.
"Es dauerte, bis ich das Ende einer jeden Spur erreicht, aber nach fast zwanzig Jahren stellte ich den Letzten und ließ ihn meine Rache spüren. ... Danach ... war alles so sinnlos geworden, bis ich wieder eine Gefährtin fand." N'nhaeirhu erfreute es anhand seiner Ausführungen, daß es ihr offensichtlich doch gelungen war, ihn zu überzeugen, daß es angenehmer war, nicht unter Zwang sondern freiwillig zu reden. "Zwischenzeitlich war ich auch bekannt geworden und hatte die Führung der Söldner übernommen. Ich wurde immer besser und höher bezahlt, bekam lukrativere Aufträge und hatte immer mehr Feinde. Ironischerweise jagte der Tal'Shiar mich so sehr, wie er meine Hilfe bei einigen delikaten Aufträgen wollte." Und die CIS wurde hellhörig. "Genauso wie alle anderen Geheimdienste ... Sie jagen mich und brauchen mich." N'nhaeirhu lächelte, angesichts dieser Ironie - sie hatte schon öfter davon gehört, daß sich der Tal'Shiar solcher Methoden bediente, doch nie zuvor war sie jemandem begegnet, der nicht auf Seiten des Geheimdienstes daran beteiligt war. Doch ihr Lächeln blieb in der Dunkelheit verborgen.
"System 743, wir wurden von mehreren Jägern angegriffen, die wußten, daß ich mich dort mit einem Kollegen treffen wollte, um eine Aktion zu planen. Der Verräter starb ..." Seine Stimme senkte sich, bis es kaum mehr als ein Flüstern war. "... extrem qualvoll, weil Verräter das Letzte sind und ich seinen Auftraggeber wissen wollte, um mich zu revanchieren - was ich auch tat. Immer wieder diese Mordanschläge auf mich und niemandem vertrauen können ... ich haßte es wie ich es liebte, dieses Leben. Ein Streit meiner Eltern ... meine Mutter beschimpft meinen Vater, daß er wieder mal eine Affäre hätte und wohl auch noch eine andere Frau geheiratet hat, was er aber abstreitet. Aber irgendetwas verheimlicht er ihr, ich spüre so etwas."
Der plötzliche Wechsel der Zeiten verdeutlichte, daß seine Verwirrung wieder zunahm. All seine Erinnerungen traten ungeordnet zu Tage. Und N'nhaeirhu wunderte sich, wieso er jetzt von seinem Vater redete, wo er vorhin noch behauptet hatte, er hätte ihn nur von Bildern gekannt.
"Meine Ausbildung zum Söldner war hart und anstrengend und doch effektiv. Die Schule, wo ich hinging, sie lag am Rande eines schönen Waldgeländes ... oh, wie gern spielten wir dort ... Föderation gegen Rihannsu." Langsam wurde es immer verworrener und die Zusammenhänge fehlten völlig. Die CIS hielt die Zeit für gekommen, ein Gespräch zu beginnen und trat in das Licht. Leise nahm er ihre Schritte wahr und wandte seinen Kopf in diese Richtung. N'nhaeirhu blickte in seine trüben Augen, die jedoch kurzzeitig klar wurden und ihren Blick deutlich erwiderten. Er hatte sich soweit wie möglich wieder gefasst und während die CIS ihn noch immer ansah, neigte sie den Kopf leicht zur Seite und hoffte, er würde vielleicht noch mehr erzählen.
"Und weiter?" Doch nach einigen Minuten erfolgte noch immer keine Reaktion und es entlockte N'nhaeirhu ein leises Seufzen.
"Sie hatten gesagt, daß Sie eine neue Gefährtin gefunden hatten. Was ist jetzt mit ihr?"
"Alamogordo 79 bei 8!" war seine Antwort darauf. N'nhaeirhu hob lediglich fragend eine Braue und stellte fest, daß sich seine Augen wieder trübten.
"Omega 17, 3 T 15 O 1 Terra."
"Was meinen Sie damit?" fragte die CIS ihn ruhig. Doch Taroc verlor erneut die Kontrolle, er fing wieder an, herumzubrüllen und stemmte sich, ungeachtet der Verletzungsgefahr für ihn, mit aller Kraft gegen seine Fesseln.
"7 3 Terra 8 Omega 42 T ..." schrie er. N'nhaeirhu trat wieder ein Stück von dem Tisch weg und beobachtete diese Szene relativ gelassen, wartete, bis er sich wieder beruhigte. Sein Körper fiel zurück und blieb reglos liegen. Umgehend fragte N'nhaeirhu den Pfleger nach den Werten Tarocs und er meinte, daß er völlig erschöpft sei, aber nicht bewußtlos - Grund genug, das Verhör fortzusetzen.
Taroc nahm die leisen Stimmen wahr, beachtete sie aber nicht, da er versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bekommen. Was er als nächstes hörte, war aber näher als zuvor und richtete sich direkt an ihn.
"Taroc?" N'nhaeirhu stand nun am Kopfende des Tisches und blickte auf sein regungsloses Gesicht herab. Doch diesmal gab es eine Reaktion, wenn sie auch sehr leise war.
"Ja?"
"Sehen Sie mich an!" Ihre Stimme war noch immer ruhig, aber dennoch bestimmt.
Er wandte den Kopf und hob seine Augenlider einen Spalt weit ... es wirkte so, als sähe er nicht richtig, doch es war mehr als genug, da er es gewohnt war, durch zusammengekniffene Augen zu sehen.
"Ich habe Sie nach Ihrer Gefährtin gefragt, was ist mit ihr?" Aufgrund dessen, daß seine Reaktion so schnell erfolgt war, wußte sie, daß er wieder halbwegs ansprechbar war.
"Das geht Sie nichts an ..." flüsterte er.
"Ich kann die Folter auch gern fortsetzen ..." Kälte kehrte in ihre Stimme zurück, doch er unterbrach sie.
"... und würden doch nur erfahren, daß ..." Er brach ab, da diese Erinnerung sehr weit verdrängt war. Doch N'nhaeirhu blieb hartnäckig.
"Was?" Sie griff nach seinem Kopf und drehte sein Gesicht in ihre Richtung.
"Sie ist tot!" meinte er leise.
Ungeahnte Emotionen entdeckte sie plötzlich in seinen Worten und Augen, ließ seinen Kopf los, wandte sich ab und verschwand wieder im Schatten. Taroc fragte sich, warum sie derartig reagierte. N'nhaeirhu empfand diese Gefühle nicht als schlimm, wunderte sich nur geringfügig, daß sie jetzt etwas in Richtung Trauer bei ihm wahrnahm. Er beobachtete, wie ihre Gestalt im Dunkel verschwand und schloß schließlich die Augen.
"Ich möchte von Ihnen noch einige Details über Ihre Aufträge wissen." Eine gewisse Distanz war zu vernehmen.
"Details, was für Details? Wie die Toten aussahen, verstümmelungen, oder was?" erwiderte er leise.
"Nein!" und wie eine scharfe Klinge schnitt dieses Wort durch die Luft und ließ Taroc zusammenzucken. Etwas ruhiger setzte sie dann fort: "Sie sprachen vorhin von 'delikaten Aufträgen', bei denen, nach Ihrer Aussage, der Tal'Shiar ihre Hilfe benötigte. Was waren das für Aufträge?"
Er murmelte leise etwas vor sich hin, "Wenn der Tal'Shiar das nicht mehr weiß, ... dann weiß ich es auch nicht mehr", und N'nhaeirhu wurde innerlich leicht ungehalten, doch sie unterließ es, darauf hinzuweisen, daß nicht alle Tal'Shiar dasselbe wissen. Statt dessen blieb sie neutral.
"Gute Antwort, aber ich wollte etwas Genaueres hören!"
"Aktion Pi 3 Epsilon, Omega 9 27 Saber ..."
Die Bezeichnungen klangen fremd für die CIS, doch sie würde Nachforschungen anstellen.
"Das ist doch ein Anfang", meinte sie.
"Omicron 3 Alpha und Beta - aber wenn Sie in den Tal'Shiar- Aufzeichnungen nach diesen Bezeichnungen suchen, werden Sie nichts finden ... Das sind nur die Bezeichnungen, die ich diesen Aktionen gab. Die wissen ja nicht mal, wie es durchgeführt wurde ... Die kennen nur das Ergebnis!" Seine Lippen bewegten sich kaum noch und N'nhaeirhu dachte sich nur, daß er es mal ihre Sorge sein lassen sollte. Doch Taroc war sich sicher, daß sie nichts finden würde, der Tal'Shiar hatte unter Garantie die Aufträge anders bezeichnet, den Auftrag erteilt und hinterher bezahlt - auch wenn er sich drum drücken wollte.
N'nhaeirhu wechselte das Thema.
"Sie erwähnten Ihren 'Ziehvater'. Wer ist oder war das?"
"Er war ein Mensch."
"Und wo hat er Sie ausgebildet?"
Doch für eine vollständige Antwort reichte seine Kraft nicht mehr.
"Basis", seine Stimme wurde leiser, "wo wir uns jeweils eine Weile niederlie..." Dann verstummte er und verlor das Bewußtsein.
Eine kleine Weile betrachtete die CIS Taroc, wie er reglos auf dem Tisch lag und vielfältige Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Schließlich sah sie zu dem Pfleger herüber, um sich zu vergewissern und er schüttelte nur mit dem Kopf.
Sie rief daraufhin wieder die beiden Wachen herein, während sie die Fesseln löste und meinte:
"Bringen Sie ihn zurück in seine Zelle!"
Dann sah sie wieder den Pfleger an. Sie erkannte Abscheu gegen das, was sie getan hatte, und gegen die Kälte in ihren Augen. Er verachtete die Tal'Shiar und dankte den Elementen, daß dieses grausame Schauspiel endlich vorbei war. Und N'nhaeirhu gab ihm die Gelegenheit, zu gehen.
"Sorgen Sie dafür, daß er wieder zu Kräften kommt!"
Er verließ mit schnellen Schritten den Raum und sie blieb allein zurück, nachdenkend, was geschehen war. Sie war mehr oder weniger zufrieden mit dem Ergebnis und ihr Rachedurst war gestillt.

Schließlich kehrte auch sie der Folterkammer den Rücken.

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Geschrieben von Rikal am 21.05.2002, 22:09:

(Rikal)


=/\= ChR Blutschwinge, Quartier des Leih =/\=

Der Wein, den die Winzerein des Hauses s’Drevoux herstellen, gehört sicherlich zu den besten Yffirnweinen die auf ch’Rihan produziert werden, und das Haus verdient eine Menge Geld mit seinem Export. Leider bewahrt auch der beste Wein den Konsumenten nicht vor den Nachwirkungen des Alkoholgenusses, auch wenn sie in aller Regel nicht so extrem ausfallen wie bei billigeren Alkoholika. Von diesem Wein hatte Rikal am gestrigen Abend zwei Flaschen geleert und war in seinem Sessel eingeschlafen. Dort verbrachte er eine traumlose Nacht bis die Stimme des Computers in weckte.

- Es ist sieben Uhr. Guten Morgen, Leih.

Weisungsgemäß aktivierte der Computer die Beleuchtung des Quartiers, abgesehen vom Schlafzimmer, was Rikal endgültig weckte. Müde blinzelte er in die plötzliche Helligkeit und fragte sich wo er war. Die Helligkeit tat seinen Augen weh und so gab er dem Computer, mit der typischen Stimme nach einer durchzechten Nacht, den Befehl die Helligkeit der Beleuchtung auf die Hälfte zu reduzieren. Als der Schmerz seiner Augen nachließ richtete er sich auf und wurde mit einen stechenden Schmerz im Kopf für die Bewegung bestraft. Er stützte den Kopf in die Hände und massierte sich mit den Fingern die Schläfen. Genau in diesem Augenblick betrat Dhael sein Arbeitszimmer. Auf den ersten Blick erkannte sie, wie er sich fühlte, was ein amüsiertes Lächeln auf ihre Lippen zauberte.

- Gut geschlafen, Liebling?

Ihr Geliebter und Kommandant verzichtete auf eine Antwort und murmelte nur etwas unverständliches. Irgendwie hatte Dhael das Gefühl, das es besser war, dass sie nicht verstanden hatte was er gesagt hatte. Sie verzichtete auf weitere spöttische Bemerkungen, verließ das Zimmer und ließ ihn mit seinen Kopfschmerzen allein. Der angeschlagene Leih erhob sich langsam und ging ins Bad, eine Dusche würde ihm helfen einen klaren Kopf zu bekommen. Die kalte Dusche half etwas, aber richtig wohl fühlte er sich noch immer nicht. Beim Betreten der Küche stieg der Duft frischen Tees in seine Nase. Dhael war ein Schatz. Mit einem Lächeln reichte sie ihm eine dampfende Tasse Tee. Was die Dusche nicht geschafft hatte, vollbrachte der Tee. Ihm gelang es seine müden Lebensgeister zu wecken und seine Fahne verschwinden zu lassen. Auf ein Frühstück verzichtete er, das Grummeln seines Magens hatte ihm klargemacht, dass Festenahrung keine gute Idee sein würde. Er verabschiedete sich mit einem Kuß von seiner Geliebten und verließ das Quartier und begab sich zur Brücke, seine Schicht würde in wenigen Minuten beginnen.
Glücklicherweise war er allein im Turbolift, ein Mitfahrer hätte sich sicherlich gewundert, wieso der Leih dem Lift den Befehl gab, nicht die Tür bei erreichen der Brücke zu öffnen. Die Erklärung dafür war recht simpel, durch die Beschleunigung des Lifts war ihm schwindelig geworden und er wollte nicht auf die Brücke taumeln. Bevor er den Befehl gab die Tür zu öffnen atmete er einmal tief durch, schob seine körperlichen Beschwerden zur Seite und wurde zum Leih.

Die Ankunft des Leihs wurde vom neuen taktischem Offizier mit dem traditionellen „der Leih ist auf der Brücke“ bekannt gegeben, normalerweise störte ihn das nicht, heute morgen allerdings reagierten seine Ohren auf die Lautstärke der Meldung von Sha'Rel empfindlich. Die langen Jahre im Dienst der TalShiar und der Flotte hatten seine Selbstbeherrschung gestärkt und ihm gelang es tatsächlich sich nichts anmerken zu lassen. Der kommandierende Offizier der Nachtschicht übergab ihm das Kommando und erstattete Bericht. Wie erwartet war nichts passiert, sonst hätte er es erfahren. Dank der modernen Medizin wäre es ihm möglich gewesen den Alkohol in seinem Blut binnen Augenblicken zu neutralisieren. Mitlerweile hatte sein Körper dieses Arbeit selbst erledigt, sein Urteilsvermögen war wieder völlig hergestellt. Nur hatte sein Körper den Alkoholgenuss vom letzten Abend nicht vergessen.
Auch der Rest der Kommandocrew war bereits auf der Brücke anwesend als Rikal auf dem Sessel in der Mitte platz nahm. Er hatte gestern, bevor er die beiden Flaschen geleert hatte, das weitere Vorgehen den Mond betreffend geplant. Die Anweisung an die wissenschaftlichen Abteilungen eine Möglichkeit zu finden mit dem Mond zu kommunizieren und nach Lebenszeichen zu suchen hatte er bereits gegeben, aber er hatte noch etwas anderes vor. Ihm war der Gedanke gekommen, das die Sternenflottenbesatzung die selben Idee gehabt hatte und deshalb würde das Wrack der Nova erneut von Offizieren der Galae Rihanna betreten werden. Ihr Auftrag war recht simpel, sie sollten alle Informationen über den Mond finden, die die Sternenflottenmannschaft gesammelt hatte.
Es war seinem ersten Offizier nicht gelungen seine Begeisterung über diesen Auftrag zu verbergen. Das Naruk sich über diesen Auftrag nicht freute war nicht weiter verwunderlich. Für Sha'Rel, Ssianha und Naruk war dieser Einsatz nicht ungefährlich. Ein Wrack war ein gefährlicher Aufenthaltsort. Mit einem Nicken bestätigte Naruk den Befehl und verließ mit den beiden Mitgliedern des Außenteams die Brücke um sich auf die Mission vorzubereiten. Der Leih ging in der Zwischenzeit die täglichen Berichte durch und trank dabei eine weitere Tasse Tee.

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Geschrieben von Ri`Da am 22.05.2002, 15:57:

(Ri'Da)


=/\= Gang vor den Quartieren der Offiziere =/\=

Ich war nun auf den Weg in das Quartier von Naruk. Als ich klingelte wurde die Tür sofort von seinem Sklaven, oder besser gesagt Sklavin geöffnet!

Naruk: "Treten sie herein Ri! Das Essen wird gleich fertig sein."

Er schaute seine Sklavin an und nach ein par Sekunden war der Tisch gedeckt!

Ri: "Danke für dieses Abendessen."
Naruk: " Das macht keine Umstände, aber weshalb wollten sie mich sprechen. Ich kenn sie doch es geht doch nicht nur um das Essen!"
Ri: " So ist es Rekkhai. Ich finde es ziemlich beunruhigend wie der Riov mit dem Tal Shiar umgegangen ist. Ich bin mir sicher das es noch Folgen haben wird."
Naruk: " Na gut und weiter? Dagegen kann ich jetzt auch nichts mehr machen."
Ri: " Natürlich weiss ich das! Aber ich habe den Anschein das der CIS dieses Schiffes sich nicht richtig um ihre Aufgaben kümmert. Ich will sie hier nicht anschwärzen, sie macht ihre Sache ordentlich.......

Ich glaubte es zwar nicht, aber naja.

.............. aber in letzter Zeit wird sie sehr oft von den eigentlichen Aufgaben abgelenkt. Ich möchte ja auch nur sagen das sie sich nicht richtig gegen den Riov behaupten kann. "
Naruk: " Gut wenn ich sie jetzt richtig verstehe wollen sie das ich den Riov daran erinnere???? "
Ri: " So ist es! Ich habe Respekt vor dem Tal Shiar und wer das nicht hat, is meiner Meinung nach Todessüchtig. Gut der Riov hat Macht und Einfluss, aber trotzdem sollte man nie den Tal Shiar unterschätzen!"
Naruk: " Gut Ri mal sehen was ich machen kan! Aber mal was anderes .................


Wir unterhielten uns noch ein par Stunden bei Ale und Wein! Nun konnte ich hoffen das Naruk sich gegenüber dem Riov durchsetzen kann, was anderes wird uns nicht übrig bleiben.

=/\= Am nächsten Morgen, im Maschinenraum =/\=

Über die Brücken Com kam eine nachricht. Ich solle 3 Theirr - Kampfanzüge bereitstellen lassen! Anscheinend plant der Riov eine Außenmission.

Nach einigen Minuten kam dann der Bericht rein. Ein drei Mann Außenteam solle zum Sternenflottenschiff rüberbeamen um dort an wichtige Daten zu gelangen.

Hm der Mond war ein kleines Hinderniss vielleicht würde er das Wrack zerstören wenn er Lebenszeichen am Bord erkennt, also liess ich auch noch drei Emitter einbauen die die Lebenszeichen verdecken sollten.

Nun lag es am Außenteam, wie sie sich schlagen würden!

-tbc-


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Geschrieben von Naruk am 25.05.2002, 14:21:

(Naruk)


=/\= Ausrüstungslager =/\=

Ich hatte die Liste für die Ausrüstung erstellt und überwachte nun die Vorbereitungen. Diese Tätigkeit erforderte nicht gerade meine volle Aufmerksamkeit, und so bot sich mir die Gelegenheit, einige Dinge zu reflektieren.

Ri hatte versucht, mich für den Talshiar zu beeinflussen. Aber warum? Entweder hatte er sehr gute Beziehungen zum Geheimdienst oder er hatte wirklich Angst. Aber Ri ein Feigling? Das beschrieb ihn in meinen Augen nicht gerade treffend. Und es wäre wohl sehr im Sinne des Talshiar, Riov Rikal etwas von seinem Einfluss zu nehmen. Doch diesen hatte er nicht ohne Grund, und dass er ihn so schnell verlieren würde, davon ging ich nicht aus.

"Rekkhai, die verlangten Gegenstände sind bereit."
Ich blickte zum Mannschaftsmitglied und schaute ihn eine Sekunde an:
"Verstanden. Alles scheint in Ordnung zu sein."
Der Nrrin nickte und entfernte sich. Ich benachrichtige das Außenteam, dass nun alles vorbereitet war und befohl sie zum Transporterraum. Als Transportziel hatte ich die Brücke auserkoren. Zwar wies das Wrack dort mit die schwersten Schäden auf, dennoch war es genau der Platz, wo alle Informationen zusammenliefen.

=/\= Transporterraum =/\=

Das Außenteam stand auf der Transporterfläche. Der diensthabende Offizier bestätigte meinen Befehl und wir entmaterialisierten.

=/\= Ein Gang des Sternenflottenschiffes =/\=

Ich blickte mich um. Das war nicht die Brücke und ich war auch allein. Ich fluchte innerlich und versuchte Kontakt mit der Schwinge herzustellen. Vergeblich. Dann kontaktierte ich die Mitglieder des Außenteams. Ssianha meldete sich sofort, doch von Sha'Rel erhielt ich keine Nachricht.

-tbc-


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Geschrieben von Rikal am 01.06.2002, 15:07:

(Rikal)


Über den Bildschirm der leeren Kommandozentrale des Grenzsicherungsposten C-14 wanderten Kolonnen von iconischen Schriftzeichen, die seit Jahrzehntausenden kein sterbliches Wesen mehr lesen konnte, und gaben das Ergebnis des letzten routinemäßig durchgeführten Kurzstreckenscans des den Posten umgebenen Raumes wieder. Wobei die alten Iconier unter einem Kurzstreckenscan eine Abtastung des Weltraumes innerhalb ihres Äquivalents zu einer rihannischen Ewa verstanden und dabei einen Radius von zwanzig Lichtjahren abdeckten. Die letzte Abtastung hatte eine Anomalie am Wrack, das vor dreiundzwanzig rihannischen Jahren in dieses System eingedrungenen Raumschiffes entdeckt. Seine Besatzung war an ihrem Schicksal selbst schuld gewesen, wer in ein System des Iconischen Reiches eindringt und nicht auf einen Funkruf reagiert trägt die Konsequenzen seines Handelns. Aus bisher unbekannten Gründen zeigte der Scan innerhalb des Wracks eine Energiesignatur, und das obwohl die Energieerzeugungssysteme des Schiffes nach wie vor außer Funktion waren.
Die künstliche Intelligenz, die seit dem Abzug der letzten iconischen Besatzung den Außenposten befehligte, beschloß diese Anomalie näher zu untersuchen. Den Sensoren gelang es Bewegungen im Inneren des Wracks, in unmittelbarer Nähe der Energiesignatur zu entdecken. Definitiv war irgend jemand erneut in das System eingedrungen. So wie in der letzten Zeit bereits fünfmal. Diese Fremden erwiesen sich als hartnäckig und es war ihnen gelungen, genau wie den Eindringlingen vor dreiundzwanzig Jahren, die Sensormaskierung des Mondes zu durchdringen und sein wahres Erscheinungsbild zu sehen.
Die KI war sich, anhand der Sensordaten und der Rückschlüsse, die sie aus diesen Daten gezogen hatte, über die technologischen Möglichkeiten der Eindringlinge im Klaren und sich sicher, das sie von den Fähigkeiten des Mondes beeindruckt gewesen sein mußten. Wäre sie in der Lage Gefühle zu empfinden, so hätte sie sicherlich gelächelt. Vor Stolz auf ihre Erbauer und ihre eigenen Fähigkeiten.
Vor mehr als 200.000 Jahren erbaut und fast 5.000 Jahre lang einer der Eckpfeiler der Grenzsicherung des Reiches. Ein Wunderwerk der Technik. Ein künstliches Gebilde von der Größe eines kleinen Mondes, das nur von den hochentwickelsten Sensoren überhaupt erkannt werden kann. Alle anderen Sensoren würden nur einen leblosen Mond ohne interessante Rohstoffe sehen.
Die Meldung, das ein Wartungsroboter ausgefallen war, nahm für den Bruchteil einer tausendstel Sekunde ihre Aufmerksamkeit in Anspruch und augenblicklich leitete sie die notwendigen Maßnahmen um den Roboter zur Reparatur zu bringen ein. Seit dem sie von ihren Erbauern verlassen worden war, war dies immer wieder vorgekommen, doch ihre Erbauer hatten vorgesorgt. Sie hatten den Außenposten mit den Einrichtungen ausgestattet um sich selbst zu warten und gegebenenfalls zu reparieren. Die KI konnte Wartungsroboter, Kampfroboter und kleine, automatisierte Jäger produzieren und dreifach redundante Systeme, sie selbst eingeschlossen, machten es praktisch unmöglich den Mond zu besiegen ohne ihn restlos zu zerstören.
Nachdem der Roboter von einem anderen zur Reparatureinrichtung gebracht und dort entweder repariert oder verschrottet werden würde richtete sie wieder ihre volle Aufmerksamkeit auf das Wrack, die unbekannte Energiesignatur und die Bewegungen, die von drei humanoiden Lebensformen stammten. Für die KI war von großem Interesse, dass ihre Sensoren nicht in der Lage waren die Lebenszeichen der drei Eindringlinge zu registrieren oder ihr Transportvehikel. Allerdings hatte es zu den technischen Möglichkeiten der letzten sieben Besucher gehört, das sie ihre Vehikel vor den Sensoren des Mondes verbergen konnten. Zumindest vor den Standartsensoren. Dank ihrer Programmierung war die KI in der Lage zu lernen und konnte auch selbständig Gegenmaßnahmen entwickeln, und weil sie bereits mehrere Schiffe der letzten Eindringlinge genau mit ihren Sensoren untersuchen konnte, darunter auch das für ihre Verhältnisse große Kriegsschiff, wußte sie, wie sie ein getarntes Schiff endtarnen konnte. Im Moment interessierte sie aber viel mehr, was die Eindringlinge auf dem Wrack wollten. Nach ihren Aufzeichnungen über das Wrack hielten sich alle drei in der Nähe der Reste des Computerkernes auf. Auch die Energiesignatur befand sich dort. Offensichtlich wollten sie den Kern reaktivieren um an seine Informationen zu gelangen. Ebenfalls faszinierend fand die KI den Umstand, das die Eindringlinge und die Erbauer des Wracks unterschiedliche Technologien verwendeten und das sich die Crew des Wracks aus vielen Spezies zusammensetzte ganz im Gegensatz zu den Schiffen der Spezies die nun Interesse am System zeigte. Diese waren überwiegend nur von einer Spezies besetzt. Sehr interessant war auch die Frage, was diese Eindringlinge sich erhofften zu finden. Der Computerkern war schwer beschädigt worden und seit dreiundzwanzig Jahren der Kälte des Alls ausgesetzt. Nach ihren Prognosen war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das keine Daten mehr intakt waren. Allerdings wollte sie das Risiko auch nicht eingehen, dass vielleicht doch Daten über ihre Fähigkeiten intakt geblieben waren. Mit einem einzigen Gedanken setzte sie eine Prozedur in Gang, die eine der Hauptwaffen des Mondes aktivieren würde. Tief im Inneren nahmen gewaltige Reaktoren, die auf einer heute unbekannten Technologie basieren und für praktisch unbegrenzte Zeit arbeiten konnten, ihre Arbeit auf und die Maschinenräume wurden von einem tiefen Wummern erfüllt. Die Energien wurden in Speicherzellen gesammelt und standen bereit um durch einen der unzähligen Emitter auf das Wrack abgegeben zu werden. Offensichtlich war den Eindringlingen der Energieanstieg nicht entgangen, denn innerhalb des Wracks kam es zu hektischen Aktivitäten. Ihre Programmierung entsprechend sendete sie eine Warnung, da die Eindringlinge nicht wie gefordert reagierten, feuerte sie die Waffe ab. Ein gewaltiger, in sämtlichen Farben des Farbspektrum gleißender Energiestrahl schoß auf das Wrack zu, das für einige Augenblicke in einem grellen Weiß strahlte und dann verschwand. Es war einfach verdampft worden und zwar restlos.
Die Analyse der Sensoraufzeichnung zeigte, dass mit 97 % Wahrscheinlichkeit alle drei Eindringlinge mittels eines Transporters aus dem Wrack evakuiert worden waren. Nun wußte die KI auch, was es mit der Signatur auf sich gehabt hatte. Es handelte sich bei ihr um eine Art von Transporterverstärkung. Das Transportersystem der Eindringlinge war verglichen mit dem Iconischen primitiv aber dennoch effektiv. Immerhin war es ihnen gelungen den Computerkern zu bergen, oder zumindest Teile davon.
Die KI entschied das es bald an der Zeit sein würde umzuziehen. Seit dem Untergang des Iconischen Reiches und dem Abschluß ihres Vergeltungsschlages, der Befehl dazu war der letzte gewesen, den sie vom Oberkommando erhalten hatte, wechselte sie alle paar tausend Jahre ihren Standtort.
Gelegentlich hatte sie Berechnungen angestellt, wie die Schlacht um Iconia verlaufen wäre, wenn es gelungen wäre mehrere der Grenzsicherungsposten, die sich entgegen ihrer Bezeichnung sehr wohl offensiv einsetzen ließen, rechtzeitig in das Heimatsystem zurück zu beordern. Wären noch ein oder zwei Grenzsicherungsposten im System gewesen, dann wäre die Schlacht anders verlaufen, doch das Reich war einem Überraschungsangriff zum Opfer gefallen und ihr und ihren Schwestereinheiten war nur noch der Vergeltungsschlag geblieben. Bei diesen Vergeltungsschlägen waren viele ihrer Schwestereinheiten zerstört worden und als ihre Besatzung sie verlassen hatte um sich den Flüchtlingen anzuschließen war sie alleine zurückgeblieben und folgte noch immer den Grundsätzen ihrer Programmierung und schütze, in Ermangelung anderer Befehle, die Grenzen des Reiches.

-tbc-


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Geschrieben von Chateya am 05.06.2002, 10:23:

(N'nhaeirhu)


Seit zwanzig Minuten rieselte heißes Wasser auf meinen Körper. Wie angenehm das war - man wußte seine Privilegien eben doch erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hatte.
Schließlich drehte ich das Wasser ab, mir kamen keine neuen Gedanken mehr, weswegen ich wohl doch an meinen Schreibtisch zurückkehren mußte.
In ein dickes Handtuch eingewickelt setzte ich mich in den Sessel und aktivierte das Terminal. Durch die Zeit, die ich auf der Krankenstation verbracht hatte, war einiges an Arbeit liegen geblieben - unter anderem die Nachforschungen bezüglich der Attentate auf den Riov, obwohl mir gegenwärtig nicht danach war, dem nachzugehen. Auch wenn ich für gewöhnlich imstande war, Dienstliches von Privatem zu unterscheiden, so würde diese Arbeit auch noch ein wenig länger liegenbleiben.
Ein Brief von meinem Cousin wartete darauf, gelesen zu werden, doch da ich annahm zu wissen, was darin stand, ignorierte ich ihn erst einmal. Wichtiger war mir im Moment einiges über die Vergangenheit meines Gefangenen herauszufinden.
Meine Anfragen an diverse Stellen waren, wenn überhaupt, nur sehr dürftig beantwortet worden. Ich sollte mir merken, in Zukunft mehr darauf hinzuweisen, daß ich Tal'Shiar Offizier bin.
Seinen Geburtsort hatte ich in Erfahrung bringen können, es handelte sich um eine kleine, mehr oder weniger unbedeutende Kolonie auf Lo'niak IV in der Nähe der neutralen Zone, doch alle weiteren Informationen, die sich mir boten, hatte ich bereits von Taroc persönlich erfahren.
Ich war damit kaum ein Stück weiter gekommen.
Was mir soeben einfiel, war, daß ich ihn etwas genauer nach seinem Ziehvater fragen sollte, genau so wie nach seinen leiblichen Eltern, denn mir war bereits während des Verhörs aufgefallen, daß er sich diesbezüglich widersprochen hatte.
Doch in genau diesem Moment wurde ein interner Komkanal zu mir geöffnet.
"Erein t'Sshionsha?" fragte eine Wache aus den Arrestzellen.
"Sprechen Sie!"
"Ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß der Gefangene wach ist und seit einiger Zeit irgendwas vor sich hinmurmelt."
Ich bedankte mich bei ihm und schloß den Kanal, nur um mir auf den Überwachungsbildschirmen anzusehen, was da vor sich ging. Reichlich geknickt saß Taroc auf der Pritsche, den Kopf in die Hände gelegt und murmelte immer wieder ein Wort, daß ich jedoch nicht verstand. Doch anstatt mich darum zu bemühen, es zu verstehen, entschied ich, daß ich selbst nach ihm sehen würde.

Als ich vor seiner Zelle stehenblieb, saß er noch immer so da und sagte noch immer das selbe Wort, doch diesmal verstand ich.
"Thafv."
Verwundert blickte ich ihn an, kam mir dieser Name doch recht bekannt vor und ich hakte nach.
"Taroc, wer ist das, von dem Sie da sprechen?"
Er blickte langsam zu mir auf, schien mich aber nicht wirklich wahrzunehmen. Dennoch antwortete er.
"Es ist mein leiblicher Vater, Thafv i'Thal'Leath tr'Rikor."
Unwillkürlich stieg in mir der Wunsch empor, daß ich ihn niemals gefragt hätte. Ohne ein Wort zu sagen, verließ ich die Arresttrakt und hoffte, daß mir mein Entsetzen nicht allzu sehr anzusehen gewesen war. Ich mußte so schnell wie möglich in mein Quartier zurück, um möglichst viele Informationen zu bekommen, die meine schreckliche Annahme entweder untermauern oder entkräften würden, doch ich mußte befürchten, daß die Hoffnung auf zweiteres zerstört werden würde. So oft kam dieser Name nicht vor und deshalb driftete ich auf dem Weg zurück immer mehr dahin ab, zu akzeptieren, daß Taroc tr'Rikor mein Halbbruder zu sein schien.
Zumal es durchaus logisch erschien.
Taroc war neun Jahre nach mir geboren wurden, mein Vater hatte in dieser Zeit untertauchen können und lang genug Zeit gehabt, jegliche Spur zu verwischen. Aber letzten Endes schien er auch in dieser Kolonie nicht sicher gewesen zu sein - einerseits hatte Taroc berichtet, sein Vater hätte Affären gehabt, was wohl eher daran gelegen haben könnte, daß er oft weg war, um nicht zu sehr auf sich aufmerksam zu machen. Und es würde auch erklären, warum man Tarocs Familie, als er zwanzig war, getötet hat. Die Frage, die für mich nun allerdings interessant wurde, war:
Wer steckte dahinter? Wer war damals darauf aus, meinen Vater zu töten?


==>einige Zeit später<==

Ich hatte eine Ewigkeit auf das Terminal gestarrt, Tarocs Geburtsurkunde kannte ich allmählich auswendig - dennoch konnte ich es kaum fassen. Ein Glas hellblauen Ales stand auf meinem Schreibtisch, doch ich war so in Gedanken versunken, daß ich es nicht ein Mal angerührt hatte.
Doch irgendwann ertrug ich den Anblick auf dem Bildschirm nicht mehr und drehte mich weg - der Drehmoment war jedoch so groß gewesen, daß ich vom Stuhl fiel. Ich blieb ein Weilchen auf dem Boden liegen, allmählich sank schwere Müdigkeit auf mich hernieder und ich schlief ein.

Als ich wieder aufwachte - der Boden war doch recht unbequem, was ich jedoch so langsam wissen müßte - traf ich eine Entscheidung. Ich hatte wortwörtlich drüber geschlafen und die erste Überraschung war verflogen, ich dachte nun distanzierter darüber nach und kam zu dem einzigen Schluß.
Das Mindeste, was ich tun konnte, war, ihn vor dem Tal'Shiar zu retten. Daß er Interesse an Taroc hatte - aus welchen Grund auch immer, ob er nun Thafvs Sohn war, der Sohn eines Verräters, als der mein Vater von manchen Personen angesehen wurde, oder weil Taroc nun in unseren Händen war und einst für den Tal'Shiar arbeitete - hatte Ri'Da bewiesen, indem er ihm den Sender damals implantiert hatte - wobei es mir verborgen blieb, ob das aus eigenem Antrieb geschehen war oder im Auftrag des Geheimdienstes.
Aber hatte ich ihm nicht schon Schlimmeres angetan, hatte ich Taroc nicht schon gezeigt, wozu der Tal'Shiar imstande war - wozu ich imstande war?

Holte ich Taroc aus der Haft und in meine Nähe, setzte ich mich gerade deswegen vermutlich einer hohen Gefahr aus. Dennoch hielt ich an meinem Entschluß fest.
Ich schrieb eine Nachricht an den Riov, anhand der gegenwärtigen Uhrzeit würde er hoffentlich erkennen, daß es dringend war und ich hoffte auf irgendeine Antwort.


An Rikal tr'Drevoux

Ich bin der Ansicht, daß der Gefangene Taroc tr'Rikor mit entsprechender Hilfe zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft werden kann. Aus diesem Grund bitte ich Sie, einer Bürgschaft meinerseits über oben genannte Person zuzustimmen.
Mit Ihrer Bestätigung meiner Bitte versichere ich, daß alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

Gez.: N'nhaeirhu t'Sshionsha


Ich unterschrieb nur mit meinen Namen, was ausdrücken sollte, daß es sich um eine persönliche Bitte handelte - auch wenn es mir widerstrebte, mich mit etwas Derartigem an den Riov zu wenden.
"An erster Stelle Mnhei'sahe, dann die Familie, dann das Haus und dann das Reich!"
Ich hielt mich an den Kodex - mein Halbbruder war mir doch wichtiger als die Spannung zwischen Rikal und mir - und schickte die Nachricht ab.

-tbc-


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Geschrieben von Rikal am 08.06.2002, 18:30:

(Rikal)


=/\= ChR Blutschwinge, Frachtraum 2 =/\=

Aus einiger Entfernung betrachtet wirkten die Wissenschaftler und Techniker, die am Computerkern arbeiteten, wie Insekten. Der Kern lag auf der Seite und wurde von den Antigravitationsplatten im Boden in einer Schwebeposition gehalten. Einige Rihannsu liefen auf ihm herum oder knieten neben offenen Wartungsluken, andere arbeiteten an seinen Seiten oder unter ihm. Zur Zeit bemühten sie sich herauszufinden, ob der Computerkern überhaupt noch Daten in sich barg oder nur wertlose, weil nicht wiederherstellbare, Fragmente. Desweiteren stellten sie sich die Frage, ob es ihnen möglich sein würde diese Daten auszulesen, und ob sie dazu den Kern würden demontieren müßen. Das ihr Riov sie durch ein Sichtfenster beobachtete und seit der Bergung des Kern seinen Befehlsstand in den Raum hinter dem Fenster verlegt hatte, beruhigte sie nicht gerade, aber es erhöhte ihren Eifer und ihre Arbeitsgeschwindigkeit. Der Leih erwartete Antworten, dessen waren sie sich bewusst und das sie es wussten, wußte auch er.
Gelegentlich sahen sie fast verstohlen in Richtung des Fensters, nur um festzustellen das der dunkle Schatten noch immer dort war. Manche behaupteten später, er hätte die ganze Zeit über auf den Kern geblickt und sie im Augenblick ihres Hinaufsehens mit seinen eisigen Augen regelrecht durchbohrt. Auch wenn niemand glaubte, das einer der Rihannsu wirklich gesehen hatte, wohin er blickte oder auch nur, das er dem Frachtraum seine Aufmerksamkeit widmete. Sie hatten lediglich das Gefühl gehabt, aber das reichte aus. Es war nicht so, das sie ihn direkt fürchteten, aber er war für seine Reaktionen auf Versagen, unzureichende Arbeitsgeschwindigkeit und Eifer bekannt, wenn nicht sogar berüchtigt. Deshalb beeilten sie sich, umso eher er seine Antworten, und zwar die richtigen Antworten, bekommen würde, umso eher würde die Gestallt am Fenster verschwinden und sie würden wieder ihre Ruhe haben. Wobei Ruhe auf der Blutschwinge ein sehr relativer Begriff war.

Der Kommandant stand in seinem abgedunkelten, provisorischem Befehlsstand und blickte tatsächlich aus dem Fenster. Voller Ungeduld, und gedanklich seinen Posten, der ihm zum verhassten Warten zwang, verfluchend ging er seiner verhassten Beschäftigung nach. Er wartete. Alleine, in einem dunklen, angenehm kühlen Raum, der normalerweise dem Verwalter des Frachtraumes als Büro diente. Nur eine Wache vor der Tür leistete ihm indirekt Gesellschaft. Viel lieber wäre es ihm gewesen, wenn er mit den Wissenschaftler und Techniker hätte arbeiten können. Seine Ausbildung war umfassend gewesen und er war sich mehr als sicher, das einige der Rihannsu in dem Raum weniger über den Computerkern einer Nova Klasse der Sternenflotte wussten als er. Schließlich hatte er vor langen Jahren während einer Geheimoperation einen solchen Kern angezapft und wichtige Daten für das Reich erlangt. Während der Vorbereitung auf diese Mission hatte der die Konstruktionsdaten des Kerns auswendiggelernt, er war in der Lage einzelne Bauteile zu zeichnen, seine Sicherheitssysteme zu überlisten und die Spuren seines Eindringens zu verbergen. Aber es war seine Aufgabe Entscheidungen zu treffen und die Ausführung seiner Entscheidungen anderen zu überlassen.
Die Außenmission war für seine Nerven eine wahre Tortur gewesen. Stundenlanges Warten verbunden mit der unangenehmen Befürchtung, fast der Gewissheit, der Entdeckung des Außenteams, die ständig in seinen Gedanken präsent gewesen war. Er hatte gespürt, das der Mond das Außenteam entdeckt hatte, noch bevor Sha'Rel’s Ersatz die Beschickung der Waffensysteme mit Energie gemeldet hatte. Der Kern war mehr als wichtig für die erfolgreiche Beendigung der Mission, schließlich war die Vermutung, dass die Sternenflottenoffiziere wichtige Daten über den Mond gesammelt hatten nicht völlig unbegründet. Aber auch das Leben der ihm anvertrauten Offiziere galt es zu bewahren und so hatte er mal wieder die unangenehme Abwägung zwischen dem Wohl der Mission und dem Wohl seiner Besatzung durchgeführt und sich für den Kern entschieden. In der Stimme seines ersten Offiziers war die Meinung, die er zu dieser Entscheidung hatte, hörbar gewesen. Dem Kommandanten war es egal, ob seine Untergebenen seine Befehle mochten oder nicht, solange sie diese ausführten. Auf einem Monitor hatte er die Sensoranzeigen beobachtet, die die drei Offiziere zeigten, wie sie die um den Kern verteilten Transportverstärker aktivierten und den Kern mit ihren Disruptoren großzügig aus dem Wrack heraus trennten, während auf dem Hauptschirm der Mond und der Status seiner Waffensysteme angezeigt wurde. Es wurde knapp werden, sehr knapp. Der Befehl an die Transporterräume, das Außenteam und den Kern zu erfassen und sich zum Beamen bereitzuhalten, war längst ergangen. Wenige Ewa bevor der Mond feuerbereit und er den Befehl zum Beamen geben wollte, meldete sich Naruk. Sie waren fertig und bereit zum Beamen.
Die Befehle die Tarnung zu deaktivieren, das Außenteam und den Kern an Bord zu holen, die Schilde zu aktivieren und mit Höchstgeschwindigkeit das System zu verlassen hatten seinen Mund nur wenige Augenblicke nach dem erlösenden Funkspruch Naruk’s verlassen. Im selben Moment feuerte der Mond einen gewaltigen Energiestrahl auf das Wrack ab, es glühte kurz strahlend weiß dann verschwand es. Was für Energien diese Waffen freisetzten. Nachdem die Sensoren des Mondes die Schwinge erfassen konnten wurde auch sie von ihm unter Feuer genommen. Dank der gekonnten Ausweichmanöver Nikki t´Johis verfehlte uns die Mehrzahl der Energielanzen, die zwei die trafen hätten beinahe die Schilde kollabieren lassen und einen Deflektorgenerator durchbrennen lassen. Aber sie waren entkommen und zwar ohne ernsthafte Schäden oder Verluste an Leben. Die Außenmission war ein voller Erfolg gewesen, denn sowohl der Kern als auch die Offiziere waren sicher transferiert worden. Sie hatten die Tarnung reaktiviert, außerhalb des Systems gestoppt, gewendet und die nötigen Reparaturen eingeleitet, während die Wissenschaftler und Techniker ihre Arbeiten am Kern begannen.

Das war vor fünf Stunden gewesen. Langsam aber sicher wurde er ungeduldig und wollte seine Antworten haben. Die Information, dass der Kern noch Daten enthält wäre eine sehr willkommene Nachricht gewesen. Ärgerlicherweise waren die Analysen noch immer nicht abgeschlossen und so durfte er mal wieder warten.
Die leidige Warterei wurde vom Türmelder unterbrochen. Auf sein ungehaltenes Herein betrat ein, ihm unbekannter, Wissenschaftler im Rang eines erei’Arrain den Raum, nahm Haltung an und verharrte vor der Tür. Seine einzige Reaktion auf die Anwesenheit des jungen Rihanna war das Hochziehen einer Augenbraue. Durch diese Reaktion zum Sprechen ermutigt, entspannte der Wissenschaftler sich etwas und begann zu reden.

- Rekkhai, bei einer Routinekontrolle der höheren Subraumbänder ist uns eine interessante Anomalie aufgefallen. Sie wurde vom Mond abgestrahlt, unmittelbar bevor er auf das Wrack feuerte. Wenn sie sich unsere Daten ansehen wollen, Rekkhai.

Mit vor Nervosität leicht zitternder Hand hob er das PADD und reckte es seinem Kommandanten entgegen. Kommentarlos nahm dieser es entgegen und lass es aufmerksam durch. Der erei’Arrain hatte recht gehabt, diese Anomalie war in der Tat sehr interessant.

- Ist es das, wofür ich es halte?
- Ie, Rekkhai. Der Mond hat einen Subraumspruch abgesetzt, nur auf einem Frequenzband, das die Kommunikationsanlagen nicht überwachen. Keine uns bekannte Rasse oder Organisation benutzt ein so hohes Frequenzband zur Übermittlung von Nachrichten. Nur die wissenschaftlichen Sensoren haben die Sendung registriert.
- Haben sie versucht es zu übersetzen?

Irgendwie hatte er das Gefühl, den Inhalt der Nachricht bereits zu kennen. Eine Auforderung umgehend das Sonnensystem zu verlassen.

- Ie, Rekkhai, aber bisher erfolglos. Der Computer arbeitet noch daran und es wird auch noch eine Weile dauern, bis wir es übersetzt haben werden. Iconisch ist eine sehr komplexe Sprache.
- Gute Arbeit. Machen sie Meldung, sobald sie die Übersetzung haben und finden sie eine Möglichkeit mit dem Mond zu kommunizieren.
- Ssuay, Rekkhai.
- Weggetreten.

In den Augen des Wissenschaftlers war der Stolz über das Lob seines Kommandanten zu sehen gewesen bevor er auf der Stelle kehrt gemacht und den Raum verlassen hatte. Der Kommandant hatte seine Aufmerksamkeit wieder dem Frachtraum zugewandt und wartete. Bis ihm einfiel, das vor einigen Stunden eine Bitte N´nhaeirhu auf seinem Schreibtisch gelandet war. Die Tatsache das sie diese mitten in der Nacht und nur mit ihrem Namen unterschrieben hatte, machten deutlich das es ihr wichtig war und es sie scheinbar persönlich interessierte. Sie bat ihn, ihre Bürgschaft für den gefangenen Piraten zu akzeptieren. Die Frage nach dem Grund für ihr persönliches Interesse und die Dringlichkeit stellte sich sofort und blieb im Dunkeln. In Ermangelung einer sinnvolleren Beschäftigung, zumindest kam ihm keine in den Sinn, machte er sich daran herauszufinden, was für sie so wichtig an dem Kerl war, der ihr den ganzen Ärger der letzten Zeit mit eingebrockt hatte.
Nachdem es ihm, dank seiner Kommandocodes, gelungen war N´nhaeirhu Motivation zu erhellen antwortete er auf ihre Bitte.

Ihre Bitte, für Taroc tr'Rikor zu bürgen wird akzeptiert. Ab sofort ist er Ihr persönlicher Gefangener und sie tragen für ihn die alleinige Verantwortung.

Gez.: Rikal tr’Drevoux

Gelegentlich fragte er sich, ob sie es lediglich für eine günstige Fügung der Elemente hielt, dass sie, als Tochter eines Verräters, auf dem neusten Schiff der Flotte diente oder nicht. Auch wie sicher sie sich war, dass ihr Vater auf dieser Kolonie getötet worden war, war ein sehr interessante Frage. Genau so wie die von wem. Im Moment waren aber andere Dinge für ihn von größerem Interesse, als das angebliche verfrühte Ableben eines Visionärs, der von anderen für einen Verräter an den Prinzipien des Reiches gehalten wurde, der unvorsichtig geworden war.
Leider führten seine momentanen Interessen erneut zu ungeliebter Warterei. Die Wartezeit verbrachte er damit die Arbeiten im Frachthangar zu beobachten und mit Hilfe des Computers die bürokratischen Arbeiten, die das Kommando über einen D’Deridex Typ F mit sich bringt, zu erledigen.

-tbc-


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Geschrieben von Rikal am 08.06.2002, 18:33:

(Rikal)


=/\= Grenzsicherungsposten C-14 =/\=

Die künstliche Intelligenz hatte zwischenzeitlich die nötigen Vorkehrungen getroffen um auch ein getarntes Schiff entdecken zu können. Die Sensoren des Grenzsicherungsposten waren erheblich sensibler, als die der jüngeren Spezies, und so konnten sie die geringen Emissionen des Schiffes aufspüren. Die KI konnte nicht feststellen, was die Fremden an Bord ihres Schiffes taten, aber sie wußte genau wo sie waren. Das Schiff hatte sich, nachdem es die drei Lebensformen vom Wrack gerettet hatte, mit hoher Geschwindigkeit und unter ständigen Ausweichmanövern aus dem System zurückgezogen und Position knapp außerhalb des Sonnensystems bezogen. Es befand sich deutlich Außerreichweite der Waffensysteme, konnte aber von den Kampfdrohnen problemlos erreicht werden. Es stellte aber im Moment keine Gefahr da und deshalb entschied die KI es vorerst in Ruhe zu lassen, sie würde es aber weiterhin beobachten. An Bord ging alles seinen gewohnten Gang, abgesehen von der durch die Anwesenheit des fremden Schiffes leicht erhöhten Kampfbereitschaft, daher entschied die KI sich einer ihrer wenigen Leidenschaften nachzugehen. Sie transferierte sich in das Arboretum und erschuf dort ein Hologramm um spazieren gehen zu können. Den Erbauern eines Arboretums auf einem künstlichen Himmelskörpers von der Größe eines kleinen Mondes stehen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung als den Konstrukteuren eines Raumschiffes und so hätte es wohl jedem Lebewesen, dass die Ausmaße des Arboretums, die Perfektion des Himmelszeltes am Tage und bei Nacht, sowie die Vielfältigkeit des Wetters hätte sehen können die Sprache verschlagen. Für die KI, die das Erscheinungsbild gewählt hatte, das vor Jahrhunderttausenden ihre Programmierer für sie erstellt hatten und sie als eine junge, iconische Frau in einem langen weißen Gewand darstellte, war dieses Arboretum nur ein weiterer Beweis für die Genialität und Naturverbundenheit ihrer Erbauer. Für Stunden streifte sie durch die Wälder und über die Wiesen, durchwatete Bäche und Seen und überzeugte sich selbst, als wenn ihre Sensoren dazu nicht in der Lage gewesen wären, davon das alles in Ordnung ist. Sie inspizierte Sträucher und Bäume die kein lebender Biologe im Umkreis von tausenden von Lichtjahren kannte, und die hier seit Urzeiten bewahrt, gehegt und gezüchtet wurden. Langsam und vorsichtig ließ sie ihre Hände durch das Fell iconischer Tiere gleiten, die hier im Arboretum völlig frei und ungestört lebten, nur hin und wieder von Wartungs- oder Pflegedrohnen behelligt. Aber an diese seltenen Besuche waren sie ebenso gewöhnt, wie an die seltsame Erscheinung, die nach nichts roch, aber dennoch Wärme von sich gab.
Auch wenn sie im Arboretum war blieb sie ständig über alles Informiert was innerhalb und außerhalb ihres Mondes vor sich ging, das war der große Vorteil, wenn man keinen Körper hat. Genaugenommen konnte sie sich auch an mehreren Orten gleichzeitig aufhalten, denn sie konnte immer und überall beliebig viele Hologramm von sich erschaffen. So entging es ihr auch nicht, dass sich das Schiff der Fremden in Bewegung gesetzt hatte. Es näherte sich langsam dem Mond, aber es war nicht getarnt. Was die KI in gewisser weise überraschte. Normalerweise wäre eine aktive Tarnung ein nicht zu unterschätzender taktischer Vorteil. Was bezweckten die Fremden damit? Vorsichtshalber aktivierte sie die Waffensysteme und sendete die übliche Warnung, als das Schiff knapp außerhalb der Waffenreichweite stoppte. Leider reagierten die Fremden erneut nicht auf die Warnung und blieben im System. Irgendwie hatte sie nichts anderes erwartet. Sie konnten die Warnung empfangen, das hatten ihre Scans gezeigt. Wer auf die Aufforderung ein iconisches System zu verlassen nicht reagiert, muß die Konsequenzen tragen. Die Fremden würden nun eine Überraschung erleben, denn dieser Mond konnte sich bewegen. Ein einziger Gedanke genügte und sie setzte sich in Bewegung. Sobald das Schiff in Reichweite sein würde, würde sie feuern.

=/\= ChR Blutschwinge, Besprechungsraum, einige Stunden zuvor =/\=

Die gesamte Führungsmannschaft der Blutschwinge hatte sich im Besprechungsraum versammelt und am Tisch Platz genommen. Auf dem Wandbildschirm wurde die Übersetzung des Funkspruches des Mondes angezeigt:

Sie sind unbefugt in den iconischen Raum eingedrungen, ziehen sie sich umgehend zurück oder tragen sie die Konsequenzen ihres Handelns.

Die Prognose des Leih über den Inhalt des Funkspruches hatte sich als richtig erwiesen. Eine gute Frage war nun, ob der Besatzung des Mondes nicht bekannt war, dass das Iconische Reich vor mehr als 200.000 Jahren untergegangen war. Die Antworten auf die Fragen, wer ihn kontrolliert und ob er überhaupt noch eine lebende Besatzung hatte, waren auch von großer Wichtigkeit. Mit einer Handbewegung hatte Rikal das Gemurmel, das entstanden war nachdem er die Übersetzung auf dem Bildschirm hatte anzeigen lassen, zum Verstummen gebracht. Es gab noch mehr Informationen die er weitergeben wollte.

- Es ist gelungen die Daten des Computerkernes der Novaklasse auszulesen. Neben brisanten Informationen über die Föderation, die Sternenflotte und die Klingonen ist es uns auch gelungen die letzten Aufzeichnungen über den Mond und Planungen zu einer Kontaktaufnahme zu gewinnen. In diesem Augenblick modifizieren unsere Techniker bereits die Kommunikationsanlagen, damit wir auf dem selben Frequenzband senden wie der Mond. Mit der Hilfe der Elemente wird uns gelingen, was der Sternenflottenbesatzung versagt geblieben war: Kommunikation mit dem Mond.
- Wieso machen wir uns diese Mühe, er hat das Reich angegriffen und wird eine ständige Bedrohung sein. Wir sollten ihn zerstören.

Die Frage des ersten Offiziers ließ für wenige Momente in den Zügen des Kommandanten ein Lächeln erscheinen. Auf einen Berührung des entsprechenden Feldes erschien ein Hologramm des Mondes mittig über dem Tisch.

- Dies ist ein detaillierte schematische Darstellung des Mondes. Wie sie sehen können ist er schwer bewaffnet. Seine Feuerkraft entspricht der von 100 D’Deridex Kreuzern. Nur die äußerste Schicht besteht aus Felsgestein und ist etwa drei Kilometer dick. Darunter liegt eine Hülle aus einem Material das Neutrinum sehr ähnelt. Unsere Waffen würden mühelos das Gestein durchdringen aber die Hülle könnten wir nicht einmal ankratzen. Auch wenn wir wieder einen Tri-Litzium-Torpedo an Bord haben, so können wir nicht schon wieder eine Sonne sprengen. Wir sind zu nah an den anderen Großmächten des Quadranten, und die müssen nicht wissen, das wir diese Waffe haben und auch bereit sind sie einzusetzen. Außerdem bin ich noch nicht sicher, ob diese Konstruktion durch eine Nova zerstört werden kann. Nein, wir können nur versuchen mit ihm in Kontakt zu treten.
- Der Versuch zu kommunizieren hat der Sternenflotte nichts genützt, wieso sollte es bei uns anders sein?
- Weil sie wahrscheinlich überhaupt nicht mehr dazu gekommen sind ihren Plan auszuprobieren, und wir haben keine andere Wahl. Selbst die halbe Galae könnte diesen Mond nicht vernichten. Außerdem sind wir Rihannsu und keine Sternenflottler. Wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt, dann werden wir uns jetzt langsam dem Mond nähern und versuchen Kontakt aufzunehmen. Gibt es noch Fragen?

Ein Blick in die Runde zeigte ihm, das niemand eine Frage stellen wollte.

- An die Arbeit.
- Ssuay, Rekkhai.

Die Offiziere erhoben sich und begaben sich auf ihre Posten während ihr Kommandant noch einen Moment wartete und den Computer anwies alle bisher gesammelten Informationen und die Daten der Nova in eine Logbuchsonde zu überspielen und für den Start vorzubereiten.
Als er die Brücke betrat meldete Naruk alle Stationen bereit. Der Befehl die Tarnung zu deaktivieren wurde ausgeführt, wenn auch widerwillig. Niemand wollte sich dem Mond sichtbar nähern. Die Blutschwinge nahm langsam Fahrt auf und näherte sich vorsichtig und mit deaktivierten Waffensystemen dem Mond. Wie bisher reagierte der Mond nicht auf ihre Annäherung, erst als sie außerhalb der vermuteten Waffenreichweite des Mondes stoppten tat sich etwas.

- Rekkhai, wir empfangen die Warnung.
- Öffnen sie den Kanal.
- Kanal ist offen.
- Hier spricht Enarrain Rikal tr’Drevoux, Leih der ChR Blutschwinge vom Rihannischen Imperium. Ihr besteht offenbar ein Mißverständnis. Wir wollen sie nicht angreifen, lassen sie uns reden und das Mißverständnis aus der Welt schaffen.

Der taktische Offizier schwieg, er meldete keine Antwort und das beunruhigte den Riov. Seine Beunruhigung wurde zu Entsetzen als der Mond sich urplötzlich in Bewegung setzte und das Feuer eröffnete. Zum Glück für die Schwinge reagierten Nikki und Sha’Rel rechtzeitig. Ausweichmanöver wurden eingeleitet und die Schilde aktivierten. Eine gewaltige Energielanze schlug in die Schilde ein und die Blutschwinge taumelte durch das All wie ein Kämpfer nach einem schweren Treffer.

- Wir müssen uns zurück ziehen, schrie Naruk.

Weitere Entladungen prasselten auf die Schwinge nieder, die Brückenbeleuchtung begann zu flackern als der Computer Energie aus allen unwichtigen Systemen abzog und in die Schilldgeneratoren leitete.

- Nein. Weiterhin Ausweichmanöver fliegen. Verstärken sie die Sendeleistung...und senden sie die Nachricht erneut. Vielleicht haben sie sie nicht empfangen... oder nicht verstanden. Sie haben auf iconisch gesendet? Fragte der Kommandant und fixierte Sha’Rel mit eisigem Blick.
- Ie, natürlich, Rekkhai. Nachricht erneut gesendet... Ich, ich empfange eine Antwort.
- Auf den Schirm.

Auf dem Bildschirm erschien eine Person, die in einem Wald zu stehen schien. Sie trug eine langes, weißes Gewand, hatte bräunliches, langes Haar und eine schlanke, aber definitiv weibliche Gestalte und blickte die Brückencrew aus drei violetten Augen neugierig an. Der Kommandant der Blutschwinge hatte sich erhoben als die Person auf dem Bildschirm erschien.

- Ein Mißverständnis? Sie sind in den Raum des Iconischen Reiches eingedrungen. Das ist ein kriegerischer Akt.
- Das iconische Reich ist vor 200.000 Jahren untergegangen. Dieses System gehört zum Rihannischen Reich.
- Es ist mir bekannt, dass das Iconische Reich untergegangen ist. Aber der Untergang des Reiches hebt meine Befehle nicht auf und andere Ansprüche erkenne ich nicht an. Verlassen sie das Gebiet des Reiches oder tragen sie die Konsequenzen.

Das Gespräch entwickelte sich nicht wie erhofft.

-tbc-


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Geschrieben von Rikal am 08.06.2002, 18:34:

(Rikal)


- Interessiert es sie denn gar nicht, wieso wir nicht auf ihren Funkspruch reagiert haben?
- Doch. Nach meinen Anzeigen konnten sie den Funkspruch empfangen und sie haben ihn auch empfangen.
- Sie haben recht, wir konnten ihn empfangen, aber unsere Kommunikationssysteme überwachen diese Frequenzen üblicherweise nicht. Nur unsere wissenschaftlichen Sensoren haben ihre Nachricht empfangen.

Auf diese Nachricht reagierte die Frau mit Schweigen. Nach einer Weile bat sie um Bedenkzeit und schloß den Kanal. Rikal nahm wieder Platz und gab den Befehl sich auf eine Position außer Reichweite der Waffensysteme des Mondes zurückzuziehen. Es dauerte fast eine Stunde bis die Frau sich wieder meldete und den Kommandanten der Blutschwinge zu sich an Bord einlud. Sie wollte einige Fragen über die jüngsten politischen Entwicklungen und Konflikte persönlich klären. Nach kurzem Zögern stimmte der Riov zu und wurde von der Frau ins Arboretum transferiert. Dort materialisierte er auf einer Lichtung, die von einem dichten Laubwald umgeben war.

- Willkommen auf dem Grenzsicherungsposten C-14 der iconischen Verteidigungsstreitkräfte.
- Danke sehr. Wo sind wir?

Die Frau lächelte, während sie die Frage beantwortete. Sie hatte bemerkt, das der Rihannsu beeindruckt war.

- Dies ist eine der Erholungseinrichtungen des Postens. Er diente der Besatzung zur Entspannung und um die Verbindung zur Heimat aufrecht zu erhalten. Bei Nacht können sie den Sternenhimmel von Iconia’s Nordhalbkugel sehen.
- Er diente? Hat der Außenposten keine Besatzung mehr?
- Nein, nach der großen Schlacht und dem Vergeltungsfeldzug schloß meine Besatzung sich den Flüchtlingen an. Ich bin die KI des Postens.
- Oh... und seit zwei Jahrhunderttausenden bewachen sie dieses System?

Erneut erschien ein Lächeln auf ihren Zügen.

- Nein, ich kann meinen Standort beliebig wechseln. Aber ich bewache seit dem Untergang die Grenzen des Reiches, so wie es meine Aufgabe ist.
- Aber ein Teil der Planeten wurde wieder besiedelt.
- Ich kann ein System auch behüten ohne anwesend zu sein und sobald ein Planet besiedelt wurde, beschütze ich auch die neuen Bewohner. Ich habe allerdings nur eingegriffen, wenn ihnen sonst niemand half oder wenn man mich entdeckte.
- Das heißt, wenn das Föderationsschiff sie nicht als künstlichen Himmelskörper entdeckt hätte, hätten sie es nicht angegriffen?
- Das ist korrekt.
- Sagen sie, haben sie eigentlich einen Namen?
- Ja, ich heiße Landrin.
- „Landrin“, der Rihannsu lächelte, „es werden bald weitere Schiffe meines Volkes hier eintreffen. Ihr Geheimnis ist hier nicht mehr sicher.
- Soll das eine Drohung sein?

Mit erhobenen Händen entgegnete Rikal: „Nein, auf die anderen Schiffe habe ich keinen Einfluß. Sagen sie... was halten sie von einem Bündnis zwischen ihnen und uns?“

- Wieso sollte ich mit ihnen ein Bündnis eingehen? Wie sollten sie mir helfen können? Ich erfülle meine Aufgabe seit Jahrtausenden alleine.
- Sind sie nicht einsam? Wir könnten ihnen helfen diesen Posten wieder mit Leben zu füllen.

Landrin verstummte. Leben, ja Wesen mit denen sie sprechen konnte fehlten ihr tatsächlich. Genauso wie das Lachen und Stimmengewirr das sie Jahrhunderte lang in sich gehabt hatte. Sie entschied sich das Thema vorerst zu wechseln und bot Rikal eine Führung an, die dieser mehr als gerne annahm. Die nächsten Stunden kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Von vielen der technischen Wunderwerke, die er sah, hatte er noch nie etwas gehört, geschweige denn gesehen. Naturgemäß beeindruckten ihn am Stärksten die Offensiv- und Defensivsysteme des Mondes. Die Möglichkeiten der Tarnsysteme waren atemberaubend genau wie die Präzision der Sensoren. Die Sprache verschlug es ihm endgültig, als er von einer Galerie aus auf ein gewaltiges Deck blickte. Auf diesem standen zig tausend Kampfmaschinen. Teils humanoide „Fußsoldaten“, teils Boden-, Wasser und Luftfahrzeuge. Dieser Außenposten konnte eine regelrechte Invasion durchführen und seine Verluste selbst ausgleichen. Auf dieser Galerie kam Landrin auf den Vorschlag des Leih zurück. Dieser machte ihr klar, das er nicht für das Reich sprechen konnte. Er schlug ihr vor, sich in einem anderen System mit Diplomaten und Botschaftern des Reiches zu treffen. Neugierig geworden, und weil sie nichts zu verlieren hatte, willigte sie ein. Die kurze Zeit mit der Lebensform hatte ihr sehr gut gefallen.

Nach fast sechs Stunden kehrte Rikal mit einem Lichtblitz auf die Brücke der Blutschwinge zurück, genau so plötzlich wie er verschwunden war. Alle blickten ihn überrascht und gleichzeitig erschrocken an. Die Stille wurde von Sha'Rel unterbrochen.

- Rekkhai, der Mond nimmt fahrt auf. Er ist auf Warpgeschwindigkeit gegangen und hat das System bereits verlassen.
- Lassen sie ihn fliegen. Berechnen sie einen Kurs nach Hause, maximale Geschwindigkeit. Wir sind hier fertig.
- „Rikal, was ist dort passiert?“ Fragte Naruk, der den Platz des Kommandanten wieder frei gemacht hatte.
- Du mußt nicht alles wissen, Naruk. Aber es könnte sein. Das wir einen neuen Alliierten haben. Wenn etwas ist, ich bin in meinem Quartier.

Dort verfaßte er einen ausführlichen Bericht an das Flottenkommando und übermittelte die Koordinaten für das Treffen. Besonders amüsierte ihn die Tatsache, dass die TalShiar in dem System weder ein Wrack noch einen Mond finden würden.


- Ende der Mission -
 
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