C
Chateya
Gast
(Llaiir t'Illiahlhae)
Es waren einige Tage seit dem Tumult um das explodierte Frachtschiff vergangen und die Situation an Bord hatte sich wieder auf das übliche, langweilige Tagein Tagaus normalisiert. Auch wenn Llaiir diese Stille vorzog, empfand sie sie nach einer gewissen Zeit auch schon wieder als unerträglich. Irgendetwas brannte tief in ihr, ein heißes Feuer, das nach etwas verlangte, was sich ihr derzeit nicht bot.
Einen Partner hatte sie nicht, den sie mit ihrer Versetzung nach Rhedhi auf ch’Rihan hätte zurück lassen müssen. Doch körperliche und seelische Zuneigung schien auch nicht das zu sein, wonach es ihr verlangte. Es war wohl mehr der Umstand, dass sie in letzter Zeit zunehmend festgestellt hatte, dass ihr die Nähe zu den Sternen fehlte. Jedes Mal wenn sie aus einem Fenster sah, fühlte sie Wehmut, die sich in ihrem Herzen ausbreitete.
Leise seufzte sie, als sie sich von dem großen Panoramafenster auf der obersten Ebene der Promenade abwandte und ihren Blick über das rege Treiben zwei Stockwerke tiefer gleiten ließ. Vor einigen Minuten war wieder ein kleines Raumschiff angekommen und hatte einige Zivilisten und Kadetten von der Heimatwelt mitgebracht, doch heute hatte sie Spätdienst. Somit fiel die Aufgabe, das junge Blut zu begrüßen, anderen zu.
Schließlich beschloß sie, sich in das Gewimmel zu stürzen und stieg die Treppen hinab auf die unterste Ebene, wo diverse Händler ihre Stände hatten, einige Restaurants und Bars ansässig waren und auch die Jüngsten unter den Angehörigen der Galae Rihanna sich tummelten.
An einem der Stände entdeckte sie eine kleine Glasfigur, sie stellte einen großen Vogel mit breiten Schwingen dar, doch hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der in der ganzen Galaxie berühmten Blutschwinge. Doch es schien, als wäre es ein kleiner Verwandter.
Kurz bevor der Händler ihr allerdings ein Gespräch aufzwingen konnte, verflüchtigte sie sich. Diese Figur war ausgesprochen hübsch, aber Staub fangender Schnickschnack.
Mit der weiteren Wanderung über die Promenade begann allmählich ihr Magen zu knurren. Da wäre ein andorianisches Restaurant gewesen, in dem sie noch nie gespeist hatte. Doch irgendwie traute sie dieser Küche nicht über den Weg, nie wusste man, was die da verkochen. Und auch die anderen Etablissements taten es ihr nur wenig an, weshalb sie beschloß, doch die vertraute, einheimische, rihannische Küche zu genießen – in gehobener Qualität, weshalb sie sich auf den Weg zur Messe machte.
In den abgedunkelten Gängen auf dem Weg dorthin begegnete sie nur wenigen Personen. Dieser Bereich gehörte zu den von Zivilisten abgeschirmten, weshalb sich hier ausschließlich Militärangehörige aufhielten.
Nach kurzer Zeit hatte sie schließlich die Messe erreicht und studierte an der Wand die Speisekarte, als ein junger Rihannsu selbstsicher den Raum betrat. Es wunderte Llaiir schon, dass ausgerechnet ein Equatorium hierher kam – normalerweise speisten sie hier nicht. Doch es gab auch kein entsprechendes Verbot. Was ihr aber wesentlich deutlicher auffiel war, dass er hereinkam und sich einfach so einen Platz aussuchte und auf irgendetwas wartete.
Und plötzlich erinnerte sich die Io’Saehne an seine Akte, die ihr am Ende ihrer letzten Schicht auf den Tisch gelegt worden war.
Sohn eines Senators ... so so. Aber keine Manieren! Und sie entschied, seine Arroganz, die sich in seiner ganzen Haltung widerspiegelte, ein wenig zu dämpfen und schritt von hinten an seinen Platz heran.
„Shaoi’ben Equatorium. Sie befinden sich in der Gegenwart von Offizieren und ich glaube, Sie haben eine Kleinigkeit vergessen!“ Sie versuchte, möglichst viel Schärfe in ihre Stimme zu legen, was den jungen Mann scheinbar nicht zu beeindrucken schien. Er drehte sich nur langsam herum und hob seinen Blick, bis er begriff und aufsprang.
„Es tut mir außerordentlich leid, khre’Arrain. Ich war offensichtlich in Gedanken versunken.“ Seine Haltung wies nun weniger diese Arroganz denn militärische Korrektheit und ein bisschen Unterwürfigkeit auf und Llaiir entschied, den etwas kleineren Rihannsu diesmal damit davonkommen zu lassen.
„Dass das nicht nur Angewohnheit wird, tr’Aihai. Andernfalls sollten Sie sich einen anderen Job als den eines Navigationsoffiziers suchen!“ Damit wandte sie sich ab und grinste in sich hinein. Für sie bedeutete die Herkunft aus einem noblen Haus wenig. Viel wichtiger war es, dass ein Offizier, der mit oder unter ihr diente, die nötigen fachlichen und persönlichen Voraussetzungen mitbrachte, um seine Aufgabe zu erfüllen.
Und solange sie auf Rhedhi als Io’Saehne noch ein Wort bei der Auswahl der Offiziere mitzusprechen hatte, würde es auch noch so bleiben, dass nur gut geschultes Personal hier seinen Dienst antrat, und nicht Personen mit dem richtigen Stammbaum.
Und sie war sich sicher, auch Taev würde diese Lektion lernen.
Nach kurzer Zeit erschien jemand, der ihre Bestellung entgegennahm und sie suchte sich einen geeigneten Platz zum Essen.
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste, Doktor?“ fragte sie Sora, die ihre Nase tief in ein PADD vergraben hatte.
„Hm“, antwortete sie eher beiläufig, schaute schließlich aber auf und nickte Llaiir zu.
„Wie geht es R’Mor?“
„Er ist auf dem Weg der Besserung.“
„Das freut mich zu hören.“ Llaiir hatte kurzzeitig ein schlechtes Gewissen gehabt, dass er aufgrund ihres Befehls so schwer verletzt worden war. Doch dann hatte sie sich in Gedanken zurück gerufen, was ihr Mentor ihr einst gesagt hatte: „Wer sich für die Galae Rihanna bewirbt, muß jeden Tag damit rechnen, zu sterben. Das gehört zu den Pflichten eines jeden Soldaten. Und es gehört ebenso dazu, eines Tages Untergebene in den Tod schicken zu müssen, um der Mehrheit dadurch das Überleben zu sichern.“
Weise Worte war das gewesen, doch es war dennoch schwer, sich daran zu gewöhnen.
Schließlich aber kam ihr Essen und sie verdrängte ihre Gedanken an ihre unangenehme Pflicht.
Keine halbe Stunde später wurde sie unsanft während des Mittagessens unterbrochen.
„khre’Arrain t'Illiahlhae, melden Sie sich in meinem Bereitschaftsraum!“
„Ie, Riov. Ich bin unterwegs“, erwiderte sie und verabschiedete sich von der Ärztin. Und als sie auf dem Weg nach draußen war, stellte sie fest, dass der junge Taev plötzlich seine Schultern hängen ließ.
Jetzt wusste sie, auf wen er gewartet hatte.
„Llaiir, suchen Sie sich einen Namen aus!“
Die Rihanna runzelte die Stirn, doch als er ihr ein PADD in die Hand drückte, ging ihr ein Licht auf.
„Die Galae stellt uns diesen Shrike zur Verfügung, sozusagen für das erweitere Training unserer Kadetten.“
Wie überaus großzügig, kommentierte sie gedanklich, war die Stationierung für Offiziersanwärter mit der Ausbildung zum Conn oder Navigationsoffizier auf einer Station doch ziemlich sinnlos.
„Uns Sie, meine Liebe, werden das gute Stück kommandieren!“
Eine Welle der Euphorie durchflutete sie. War es das, was das Feuer in ihr verlangt hatte? Ins All zurück zu kehren, zwischen den Sternen umher zu fliegen und am Geschehen der Galaxie teilzuhaben? Offenbar.
„In etwa zwei Stunden wird das Schiff hier sein, getarnt versteht sich. Bis dahin haben Sie einen Namen, eine Crew und eine Auswahl an Equatorien, die Sie auf dem Jungfernflug begleiten werden! Wenn das Schiff eintrifft, kennen Sie seine technischen Spezifikationen in- und auswendig. Dann gehen Sie an Bord, schauen sich in aller Ruhe um und lernen es persönlich kennen. Und morgen früh zum Schichtbeginn haben Sie Starfreigabe. Bis dahin bleibt alles unter Verschluß!“
„Ie, rekkhai!“ Sie nickte ihm kurz zu und machte sich schließlich daran, ihre Aufgabe zu erledigen.
Endlich wieder eine Herausforderung!
-tbc-
Es waren einige Tage seit dem Tumult um das explodierte Frachtschiff vergangen und die Situation an Bord hatte sich wieder auf das übliche, langweilige Tagein Tagaus normalisiert. Auch wenn Llaiir diese Stille vorzog, empfand sie sie nach einer gewissen Zeit auch schon wieder als unerträglich. Irgendetwas brannte tief in ihr, ein heißes Feuer, das nach etwas verlangte, was sich ihr derzeit nicht bot.
Einen Partner hatte sie nicht, den sie mit ihrer Versetzung nach Rhedhi auf ch’Rihan hätte zurück lassen müssen. Doch körperliche und seelische Zuneigung schien auch nicht das zu sein, wonach es ihr verlangte. Es war wohl mehr der Umstand, dass sie in letzter Zeit zunehmend festgestellt hatte, dass ihr die Nähe zu den Sternen fehlte. Jedes Mal wenn sie aus einem Fenster sah, fühlte sie Wehmut, die sich in ihrem Herzen ausbreitete.
Leise seufzte sie, als sie sich von dem großen Panoramafenster auf der obersten Ebene der Promenade abwandte und ihren Blick über das rege Treiben zwei Stockwerke tiefer gleiten ließ. Vor einigen Minuten war wieder ein kleines Raumschiff angekommen und hatte einige Zivilisten und Kadetten von der Heimatwelt mitgebracht, doch heute hatte sie Spätdienst. Somit fiel die Aufgabe, das junge Blut zu begrüßen, anderen zu.
Schließlich beschloß sie, sich in das Gewimmel zu stürzen und stieg die Treppen hinab auf die unterste Ebene, wo diverse Händler ihre Stände hatten, einige Restaurants und Bars ansässig waren und auch die Jüngsten unter den Angehörigen der Galae Rihanna sich tummelten.
An einem der Stände entdeckte sie eine kleine Glasfigur, sie stellte einen großen Vogel mit breiten Schwingen dar, doch hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der in der ganzen Galaxie berühmten Blutschwinge. Doch es schien, als wäre es ein kleiner Verwandter.
Kurz bevor der Händler ihr allerdings ein Gespräch aufzwingen konnte, verflüchtigte sie sich. Diese Figur war ausgesprochen hübsch, aber Staub fangender Schnickschnack.
Mit der weiteren Wanderung über die Promenade begann allmählich ihr Magen zu knurren. Da wäre ein andorianisches Restaurant gewesen, in dem sie noch nie gespeist hatte. Doch irgendwie traute sie dieser Küche nicht über den Weg, nie wusste man, was die da verkochen. Und auch die anderen Etablissements taten es ihr nur wenig an, weshalb sie beschloß, doch die vertraute, einheimische, rihannische Küche zu genießen – in gehobener Qualität, weshalb sie sich auf den Weg zur Messe machte.
In den abgedunkelten Gängen auf dem Weg dorthin begegnete sie nur wenigen Personen. Dieser Bereich gehörte zu den von Zivilisten abgeschirmten, weshalb sich hier ausschließlich Militärangehörige aufhielten.
Nach kurzer Zeit hatte sie schließlich die Messe erreicht und studierte an der Wand die Speisekarte, als ein junger Rihannsu selbstsicher den Raum betrat. Es wunderte Llaiir schon, dass ausgerechnet ein Equatorium hierher kam – normalerweise speisten sie hier nicht. Doch es gab auch kein entsprechendes Verbot. Was ihr aber wesentlich deutlicher auffiel war, dass er hereinkam und sich einfach so einen Platz aussuchte und auf irgendetwas wartete.
Und plötzlich erinnerte sich die Io’Saehne an seine Akte, die ihr am Ende ihrer letzten Schicht auf den Tisch gelegt worden war.
Sohn eines Senators ... so so. Aber keine Manieren! Und sie entschied, seine Arroganz, die sich in seiner ganzen Haltung widerspiegelte, ein wenig zu dämpfen und schritt von hinten an seinen Platz heran.
„Shaoi’ben Equatorium. Sie befinden sich in der Gegenwart von Offizieren und ich glaube, Sie haben eine Kleinigkeit vergessen!“ Sie versuchte, möglichst viel Schärfe in ihre Stimme zu legen, was den jungen Mann scheinbar nicht zu beeindrucken schien. Er drehte sich nur langsam herum und hob seinen Blick, bis er begriff und aufsprang.
„Es tut mir außerordentlich leid, khre’Arrain. Ich war offensichtlich in Gedanken versunken.“ Seine Haltung wies nun weniger diese Arroganz denn militärische Korrektheit und ein bisschen Unterwürfigkeit auf und Llaiir entschied, den etwas kleineren Rihannsu diesmal damit davonkommen zu lassen.
„Dass das nicht nur Angewohnheit wird, tr’Aihai. Andernfalls sollten Sie sich einen anderen Job als den eines Navigationsoffiziers suchen!“ Damit wandte sie sich ab und grinste in sich hinein. Für sie bedeutete die Herkunft aus einem noblen Haus wenig. Viel wichtiger war es, dass ein Offizier, der mit oder unter ihr diente, die nötigen fachlichen und persönlichen Voraussetzungen mitbrachte, um seine Aufgabe zu erfüllen.
Und solange sie auf Rhedhi als Io’Saehne noch ein Wort bei der Auswahl der Offiziere mitzusprechen hatte, würde es auch noch so bleiben, dass nur gut geschultes Personal hier seinen Dienst antrat, und nicht Personen mit dem richtigen Stammbaum.
Und sie war sich sicher, auch Taev würde diese Lektion lernen.
Nach kurzer Zeit erschien jemand, der ihre Bestellung entgegennahm und sie suchte sich einen geeigneten Platz zum Essen.
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste, Doktor?“ fragte sie Sora, die ihre Nase tief in ein PADD vergraben hatte.
„Hm“, antwortete sie eher beiläufig, schaute schließlich aber auf und nickte Llaiir zu.
„Wie geht es R’Mor?“
„Er ist auf dem Weg der Besserung.“
„Das freut mich zu hören.“ Llaiir hatte kurzzeitig ein schlechtes Gewissen gehabt, dass er aufgrund ihres Befehls so schwer verletzt worden war. Doch dann hatte sie sich in Gedanken zurück gerufen, was ihr Mentor ihr einst gesagt hatte: „Wer sich für die Galae Rihanna bewirbt, muß jeden Tag damit rechnen, zu sterben. Das gehört zu den Pflichten eines jeden Soldaten. Und es gehört ebenso dazu, eines Tages Untergebene in den Tod schicken zu müssen, um der Mehrheit dadurch das Überleben zu sichern.“
Weise Worte war das gewesen, doch es war dennoch schwer, sich daran zu gewöhnen.
Schließlich aber kam ihr Essen und sie verdrängte ihre Gedanken an ihre unangenehme Pflicht.
Keine halbe Stunde später wurde sie unsanft während des Mittagessens unterbrochen.
„khre’Arrain t'Illiahlhae, melden Sie sich in meinem Bereitschaftsraum!“
„Ie, Riov. Ich bin unterwegs“, erwiderte sie und verabschiedete sich von der Ärztin. Und als sie auf dem Weg nach draußen war, stellte sie fest, dass der junge Taev plötzlich seine Schultern hängen ließ.
Jetzt wusste sie, auf wen er gewartet hatte.
„Llaiir, suchen Sie sich einen Namen aus!“
Die Rihanna runzelte die Stirn, doch als er ihr ein PADD in die Hand drückte, ging ihr ein Licht auf.
„Die Galae stellt uns diesen Shrike zur Verfügung, sozusagen für das erweitere Training unserer Kadetten.“
Wie überaus großzügig, kommentierte sie gedanklich, war die Stationierung für Offiziersanwärter mit der Ausbildung zum Conn oder Navigationsoffizier auf einer Station doch ziemlich sinnlos.
„Uns Sie, meine Liebe, werden das gute Stück kommandieren!“
Eine Welle der Euphorie durchflutete sie. War es das, was das Feuer in ihr verlangt hatte? Ins All zurück zu kehren, zwischen den Sternen umher zu fliegen und am Geschehen der Galaxie teilzuhaben? Offenbar.
„In etwa zwei Stunden wird das Schiff hier sein, getarnt versteht sich. Bis dahin haben Sie einen Namen, eine Crew und eine Auswahl an Equatorien, die Sie auf dem Jungfernflug begleiten werden! Wenn das Schiff eintrifft, kennen Sie seine technischen Spezifikationen in- und auswendig. Dann gehen Sie an Bord, schauen sich in aller Ruhe um und lernen es persönlich kennen. Und morgen früh zum Schichtbeginn haben Sie Starfreigabe. Bis dahin bleibt alles unter Verschluß!“
„Ie, rekkhai!“ Sie nickte ihm kurz zu und machte sich schließlich daran, ihre Aufgabe zu erledigen.
Endlich wieder eine Herausforderung!
-tbc-