Ironie, Sarkasmus und Zynismus dient im unterschiedlichen Maße des Verdeckens der eigenen Schwaeche, haeufig gegenueber Uebermaechtigen (Krieg, Naturkatastrophen, Krankheit, System etc.). Dabei ist sie jedoch meiner Meinung nach immer reflektierend, also sich dieses Verdeckens bewusst und somit mehr als nur das Verdecken. Haeufig dienen daher die genannten Formen auch zur Gemeinschaftsbildung zwischen Opfern gleichen Schicksals.
Es ist also manchmal besser als simples Mitgefuehl, da man sich (bei Erleidern aehnlichen Schicksals) sonst leicht in einer Spirale depressiver Selbstbemitleidung verliert.
Sollte jedoch der Sarkasmus oder Zynismus direkt einem "Gegner" gegenueber angewendet werden, macht Freundlichkeit und Offenheit keinen Sinn, da es ja ein Gegner ist. Ich bin kein absoluter Anhaenger der Rechte Wange-Linke Wange-Theorie. Zumindest denke ich, wenn man bei der (metaphorischen) vierten Wange angekommen ist, kann man es lassen ("Wir haben lang genug geliebt, nun lass uns endlich hassen"), da man sonst nie eine Verbesserung erreicht.
Zu der Frage der "Heilung". Ich berichte von Bekannten, wenn ich Leute erwaehne, denen ihre Therapie und ihre Eltern ausreichen als Mitleidsspender und in ihrem uebrigen Leben/von ihrem Freundeskreis nicht auchnoch bemitleidet werden wollen, so dass, falls das Gespraech dennoch auf diesen Themenkomplex kommt, was gelegentlich unvermeidbar ist, schwarzer Humor von ihrer oder meiner/unser Seite aus eine gute Methode ist, die keinesfalls schaedlich oder verletztend ist.
Am Beispiel des toten Freundes laesst sich dies gut darstellen. Es kann eine Situation geben in der man, seit Tagen trauend und immer nur Mitlied zugesprochen bekommend, durch einen solchen Kommentar und ein angefuegtes Auslassen ueber die Macken und Fehler des Toten tatsaechlich aus der deprimierenden Trauer geloest wird, zumindest zeitweise.
Zu der Publikumsstruktur. Natuerlich laeuft man immer in Gefahr, den Falschen zu erwischen. Dass passiert aber auch durch andere Dinge, Zitat aus meinem Leben:
Ich: "Das ist zu hart ausgedrückt, schließlich bist du nicht irgendwie geisteskrank"
Person: "Weißt du eigentlich, dass ich zwei Jahre meines Lebens in der Psychatrie verbracht habe."
Mein Satz war kaum schwarzer Humor, sondern eher gut zusprechend, und doch war es das Falsche. Wenn man immer darauf achtet, kann man nichts mehr sagen (was auch das Falsche ist). Sicher ist die Gefahr bei schwarzem Humor eher gegeben, aber ich denke, auch hier sollte man Nutzen (kurzfristige , oberflaechliche Belustigung fuer einige (und sich selbst)) mit der moeglichen Gefahr abwaegen, wobei einige Grundanzeichen zu beachten sind. (Zumal der Thread glaube ich "Schwarzer Humor" hieß, jemand der also nicht auf Kosten von sich selbst oder anderen lachen moechte, vorgewarnt war)
Ob Entrophie im Kern Wahrheit enthaelt, ist kein Axiom von dem ich ausgehen kann, sondern eine zu begruendene These, die aber wohl in einen anderen Tread gehoert.
Eine Antwort auf die Letzte Frage: Weil sich nicht jeder dran haelt, also wenn eine Mehrheit den Schaden klein haelt, waehrend eine Minderheit auf den Kosten der Mehrheit gut lebt, aendert sich nichts. Wenn diese Mehrheit diese Minderheit aendert oder beseitigt entsteht zwar kurzfristig mehr Schaden als durch Nichthandeln, langfristig aber wird der Allgemeinschaden aber geringer.
Tovak
Edit: @Ezri: Dein pessimistisches Menschenbild kann ich nicht teilen. Ich denke nicht dass das Streben nach materiellem Erfolg in der menschlichen Natur verankert ist. Zumal in ST durch Replikation und unbegrenzte Energie (Fusion) die Parole "Alles fuer alle - und zwar umsonst" moeglich ist, wodurch alle Menschen ohne materielle Sorgen tun koennen, was sie wollen (und die meisten Menschen die ich kenne, wuerden eine solche Moeglichkeit nicht nutzen, um ihr Leben lang rumzusitzen und zu konsumieren, sondern wuerden etwas produktives tun.)