(Rikal)
=/\= Brücke der Blutschwinge =/\=
Ich saß in meinem Sessel auf der Brücke der Blutschwinge und ließ die letzte Woche Revue passieren, während ich auf die "Bereit zum Ablegen" Meldung wartete.
Ich war mit Caithlin in Paris gewesen, nach einem Dinner bei Kerzenschein in einem Restaurante mit sehr angenehmen Ambiente, waren wir durch Paris geschlendert. Die Seine entlang, an Notre-Dame vorbei zum Eifelturm. Ich frage mich zwar, was die Terraner an diesem Turm so bemerkenswert finden, aber egal. Wir stiegen auf die Plattform des Turm, blieben dort eine Weile eng aneinander geschmiegt und genossen die Aussicht. Später zogen wir uns in ein verträumtes Hotel zurück und blieben dort. Leider mußte ich am nächstem Tag nach San Francisco, ich sollte mich mit Ezris Verteidiger beraten und dem Ankläger Rede und Antwort stehen. Mir war bewusst gewesen, daß ich vor Gericht wegen Ezris Verhalten auf dem T'Konschiff würde aussagen müssen, aber es gefiel mir nicht, gegen sie auszusagen. Ob mein Unbehagen an ihrer Person, oder daran lag, daß ich gegen ein Crewmitglied aussagen sollte, wußte ich nicht. Aber letztendlich, war das auch egal. Ich hatte keine Wahl. Wohl aber die nicht unbegründete Hoffnung, das Ezri glimpflich, die Menschen würden mit einem blauem Auge, davon kommen würde. Zwei Tage später sollte ihre Verhandlung stattfinden, bis es soweit war, sah ich weder Caithlin noch Ezri. Ich hatte mehrere Sitzungen mit Sternenflottenoffizieren, besuchte die Sternenflotten Akademie, das Hauptquartier der Flotte, über die Führung durch das Hauptquartier amüsierte ich mich insgeheim, denn ich kannte mich im HQ gut aus, und versuchte den Kommandeur
der Starbase One, der über unser etwas plötzliches auftauchen nicht sonderlich erfreut war, zu besänftigen. Ich hatte mit seiner Erregung gerechnet, ich hätte wohl nicht anders reagiert, aber insgeheim amüsierte es mich doch, der wir beide
wussten, daß er mir nichts anhaben kann. Außer einen Protest an ch'Rihan zu senden. Der aber dort auch nur für Erheiterung sorgen würde. Dann kam der Tag der Verhandlung, als Zeuge mußte ich vor dem Sal warten, aber ich sah Ezri, als sie mit ihrem Verteidiger den Saal betrat. Ich nickte ihr, mit einem angedeutetem Lächeln, zu, Ezri erwiderte den Gruß, aber sie sah nicht sehr optimistisch aus. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich in den Sitzungssaal gerufen wurde. Ezri sah noch immer nicht sehr zuversichtlich aus, ehr noch weniger als vor der Verhandlung. Ich hatte zwar Zweifel, daß meine Aussage ihr Schaden könnte, also berichtete ich wahrheitsgemäß, abzüglich einiger geheimer
Details, was sich an Bord des T'Konschiffes zugetragen hatte. Auch von dem Inhalt der sich an die Mission anschließenden Unterredung berichtete ich. Nach einem kurzem Kreuzverhör wurde ich aus dem Zeugenstand entlassen und konnte mir die restliche Verhandlung im Gerichtssaal ansehen. Ich setzte mich neben Caithlin und verfolgte gespannt den Fortgang des Prozesses. Es kam so, wie ich es erhofft hatte. Ezri wurde in fast allen Anklagepunkten freigesprochen. Nur wegen der Einnahme des Kaetrons wurde sie verurteilt, sie erhielt in einen Verweis in ihrer Personalakte. Was ist schon eine Personalakte ohne einen Verweis? Auch in meiner findet sich der ein oder andere. Ezris Mine hellte sich während sie das Urteil vernahm schlagartig auf, sie hatte während des ganzen Prozesses mit einer Verurteilung gerechnet, und nun wurde sie frei gesprochen. Ihr standen Tränen der Erleichterung in den Augen. Nachdem ihr alle Gratuliert hatten kehrten wir mit einer überglücklichen Ezri auf die Blutschwinge zurück, dort feierten wir ihren Freispruch. Caithlin und ich gingen sehr früh, ich wollte Ezri nicht mit meiner Anwesenheit belasten, sie fühlte sich in meiner nähe noch immer nicht richtig wohl, und Caithlin wollte etwas von mir.
Am nächstem Tag hatten Ezri und ich wieder eine Doppelsitzung, Mentaltraining und Reha. Meine Schulter hatte ihre alte Beweglichkeit zurück, aber ich wollte das noch nicht zugeben, sie kann zu gut massieren. Ich selbst hatte begonnen sie Llaekh-ae'rl zu lehren. Die Kunst der Lachenden Todes, eine sehr alte und sehr gute Kampftechnik. Die hervorragend mit der Meditationstechnik harmoniert, die ich ihr versuche beizubringen. Wie immer lernte sie schnell, sehr schnell. Lag es daran, daß es ihr gefiel ihren ehemaligen Peiniger ungestraft angreifen zu können? Mir war es egal, weshalb sie so schnell lernte, wichtig war mir, daß sie lernte, was ich ihr beibringen wollte. Die Vereinigung von Körper und Geist, gepaart mit einem anschließendem Mentaltraining nach den Lehren des Tar'Pek. Das hilft den Geist zu festigen, und so den Weg zur Persönlichkeit finden zu können.
Nach den Übungen berichtete ich Ezri von meinem Vorhaben, alle Föderationsoffiziere während des Landurlaubs auf ch'Rihan auf das Landgut meiner Familie einzuladen. Genau genommen lud ich sie ein. Ich erzählte ihr, daß ich sie mit den anderen fünf Sternenflottenoffizieren in einem Gästehaus wohnen würde. Sie war davon nicht begeistert, aber von dem Gedanken alleine auf der im Dock liegenden Blutschwinge zu bleiben, gefiel ihr noch fiel weniger. Also nahm sie das Angebot, zu meiner Erleichterung, an. Auf dem Landgut meiner Familie war sie sicherer als auf der Schwinge, wenn sie im Dock liegt. Die Familie des Toten könnte versuchen ihn zu rächen. Auf dem Landgut wird sie von den Truppen meines Hauses beschützt werden, aber während der Wartungsarbeiten einen Auftragsmörder einzuschleusen ist nicht weiter schwer. Während wir im All unterwegs sind, ist sie auf der Schwinge sicher, aber wenn sie im Dock liegt nicht mehr. Mittlerweile war die Situation noch unangenehmer geworden, zumindest wenn es um Ezris Sicherheit geht. Benjamin und sie waren befördert worden, bei Benjamin konnte ich das verstehen, aber bei Ezri? Sie hatte den Tod eines Crewmitgliedes verursacht, die Verletzung von mehreren anderen und war von einem Medikament abhängig geworden. Die Begründung für ihre Beförderung leuchtete ein, ihr Verhalten während des letzten Gefechtes war
beispielhaft gewesen. Sie hatte unzähligen Rihannsu, mich eingeschlossen, das Leben gerettet. Aber das war für die Familie des Toten irrelevant, für sie sah es so aus, als ob Ezri, obwohl sie den Tot eines Familienmitgliedes verursacht
hatte, befördert wurde. Sie könnte darin sogar eine Art von Belohnung sehen. Ezris Beförderung wird ihnen nicht gefallen haben. Nun, daß war ein Problem das in der Zukunft lag. Im Moment war es für mich interessant zu erfahren, wann wir endlich startklar seien werden. Diese Frage wurde wenige Sekunden später geklärt. Mein neuer XO meldete sich, mir fiel erneut auf, daß ihm das Rot gut stand.
- Sir, alle Mann an Bord. Wir sind bereit zum Ablegen.
- Sehr gut. Taktik, öffnen sie einen Kanal zur Andockkontrolle.
- Jawohl, Rekkhai.
Ich hörte das vertraute Geräusch von Händen die Schaltflächen berührten. Dann meldete der Taktitikoffizier:
- Kanal offen.
- Andockkontrolle, hier spricht die Blutschwinge. Wir sind bereit zum Ablegen.
- Blutschwinge hier ist die Andockkontrolle. Erlaubnis zum Ablegen erteilt. Die Raumschotten werden in 60 Sekunden offen sein. Wir wünschen ihnen einen guten Flug.
- Andockkontrolle, bemühen sie sich nicht die Raumschotten zu öffnen. Wir werden unsere Interphasentarnung aktivieren und einfach durch sie hindurch fliegen.
- ...
- Andockkontrolle?
- Äh,... Gehen sie nach eigenem Ermessen vor.
- Verstanden Andockkontrolle. Im Namen der Besatzung der Blutschwinge möchte ich mich für die freundliche Aufnahme bedanken.
- Gern geschehen Blutschwinge. Andockkontrolle Ende.
- Kanal geschlossen, Rekkhai.
- Steuermann, lösen sie die gesamte Verankerung.
- Verankerung ist gelöst.
- Nehmen sie Kurs auf die Raumschotten, 1/4 Impuls.
- Rekkhai, die Vorschriften der Föderation erlauben innerhalb einer Raumstation nur den Einsatz der Manövertriebwerke.
- Gelten für uns die Vorschriften der Föderation?
- Nein, Rekkhai, natürlich nicht. 1/4 Impuls, Kurs auf die Raumschotten liegt an.
- Sehr gut.
Ich könnte mir ein amüsiertes Lächeln und blickte zu meinem XO. Auch er lächelte.
- Taktik, aktivieren sie die Interphasentarnung, mit einer Phasenverschiebung von 0,2.
- Rekkhai, bei einer Verschiebung von 0,2 werden wir nicht unsichtbar. Wir können nur Materie durchdringen.
- Dessen bin ich mir durchaus bewußt. Führen sie meine Befehle aus und vertrauen sie mir.
- Ja, Rekkhai.
Die Interphasentarnung wurde aktiviert, die Blutschwinge war nun in der Lage ede Art von Materie zu durchdringen, aber sie war noch Sichtbar und zu Orten. Meine Brückencrew war pflichtbewußt, sie weiß mich auf Dinge hin, von denen sie dachte, daß ich nicht daran gedacht hatte. Das war gut, aber noch besser, war das sie diese auch ausführte, und zwar ohne zu zögern.
- Zwanzig Sekunden bis zu den Raumschotten.
- Sehr gut.
- Rekkhai, die Andockkontrolle möchte sie sprechen.
- Stellen sie sie durch.
- Ja, Rekkhai.
- Andockkontrolle, hier ist die Blutschwinge.
- Blutschwinge, sie werden in wenigen Sekunden die Raumschotten rammen...
- Andockkontrolle, sein sie beruhigt. Das wissen wir.
- Blutschwinge sie werden sofort...
In diesem Augenblick erreichte die Blutschwinge die geschlossenen Raumschotten. Der Bug "berührte" die Innenseite der Schotten und verschwand in dem Schott. Dann folgte der Rest der Blutschwinge, die Andockkontrolle war verstummt.
- Andockkontrolle, wir haben Starbase One verlassen. Wir werden in dreißig Minuten das Sol System verlassen.
- Verstanden. Guten Flug. Andockkontrolle Ende.
- Steuermann. Setzen sie Kurs auf Eisn. Maximum Impuls, sobald wir das System verlassen haben gehen sie auf Transwarp Stufe 1.
- Jawohl, Rekkhai.
- Taktik, stellen sie die Interphasentarnung auf eine Phasenverschiebung von 1,0.
- Ja, Rekkhai.
Nun wurde die Blutschwinge endgültig unsichtbar. Eine halbe Stunde später hatte die Blutschwinge das Solsystem verlassen und beschleunigte auf Transwarp. Ich liebe das Farbenspiel der Bildschirm zeigt, wenn wir uns mit Transwarp bewegen. Nach zwanzig Minuten Flug erreichten wir das Eisn System. Ich gab Befehl die Interphasentarnung zu deaktivieren und die Systemkontrolle zu Kontakten.
- Blutschwinge, hier ist die Systemkontrolle.
- Systemkontrolle, die Blutschwinge meldet sich zurück. Wir bitten um Erlaubnis an Dock 12 der T'Rheu Werften Andocken zu dürfen.
- Erlaubnis erteilt. Willkommen zu Hause, Blutschwinge.
- Danke, Systemkontrolle. Wir freuen uns wieder hier zu sein.
Die Blutschwinge flog in das Eisn System ein. Wir nahmen Kurs auf das Dock Nummer 12. Wir erreichten es binnen zwanzig Minuten und dockten an. In weniger als drei Stunden würde ich wieder auf dem Land meiner Familie stehen. Wie ich mich darauf freute. Fast so sehr wie darauf drei Wochen lang mit Caithlin allein zu sein. Niemanden vor dem wir unsere Beziehung verbergen müssen. Diese drei Wochen würden sehr, sehr schön werden. Die Blutschwinge würde diese drei Wochen im Dock verbringen. Einige Routinechecks mußten durchgeführt werden, einige Modifikationen am
Transwarpantrieb, um seine Leistung zu verbessern, sollten durchgeführt werden und wir würden einige neue Crewmitglieder an Bord nehmen. Ich würde in dieser Zeit nicht gebraucht werden, auch der größte Teil der Crew nicht. Also hatten fast alle drei Wochen frei. Die, die dieses Glück nicht hatten, würden aber mindestens eineinhalb Wochen frei haben.
=/\= drei Stunden später =/\=
Ich steuerte selbst eines der Shuttle der Blutschwinge und wir befanden uns im Anflug auf den Landeplatz des Landes meiner Familie. Ich konnte es wirklich kaum erwarten. Als ich den Landeplatz sah, mußte ich lächeln. Typisch Vater. Er hatte einen Teil der Truppen unseres Hauses antreten lassen um mich zu empfangen. Sie standen in Paradeformation und wartete darauf das mein Shuttle landete. Ich konnte sehen wo mein Vater stand und meine Mutter. Ich landete das Shuttle und wartete bis alle unsere Gäste das Shuttle verlassen hatten. Ich konnte einen Blick auf Ezri erhaschen, ihr Miene war versteinert. Es gefiel ihr ganz und gar nicht ch'Rihan zu betreten. Aber es war besser für sie. In einer Woche hatte sie einen Termin bei der Familie des Toten. Sein Haus war nicht so mächtig wie meines, aber es war stark. Ezri würde sich bei ihnen entschuldigen müssen und sie würde sich überzeugend entschuldigen müssen, oder sie würde nie wieder sicher sein. Nirgendwo. Aber daran wollte ich jetzt nicht denken. Ich wollte jetzt meine Familie wiedersehen. Ich verließ das Shuttle, Caithlin und meine Gäste warteten am Shuttle auf mich. Ich ging auf meine Eltern zu. Ich blieb vor meinem Vater stehen und salutierte, er erwiderte den Salut. Dann umarmten wir uns. Dann umarmte ich meine Mutter. Mit meinen Eltern ging ich zu meinen Begleitern und stellte sie vor. Als Mutter Caithlin sah, hob sich kurz eine ihrer Augenbrauen. Sie wußte was zwischen uns war, und sie schien sie zu akzeptieren. Darüber war ich sehr erleichtert. Meine Eltern, unsere Gäste und ich gingen zurück und nahmen die Parade unserer Truppen ab. Dann gingen wir alle zum Gästehaus. Welch Untertreibung... Dieses Gebäude als Haus zu betreiben, ist eine schamlose Untertreibung. Aber Residenz trifft es auch nicht. Es gleicht eher einem mittelgroßem Barockschloß auf der Erde, was Ausmasse und Prunk angeht. Vom Baustil her hatte es kaum Ähnlichkeit. Klassische Rihannsuarchitektur. Wir waren fast fünf Minuten unterwegs, bis wir es erreichten. Unsere Gäste dachten wohl das "Haupthaus" vor sich zu haben. Aber sie irrten sich. Als mein Vater ihnen eröffnete, daß sie die nächsten drei Wochen hier wohnen würden, konnte man die Überraschung in ihren Augen deutlich sehen. Mein Vater teilte ihnen noch mit, daß sie mit uns heute zu Abend essen würden. Er übergab unsere Gäste an das Personal des Gästehauses, dann ging ich mit meiner Familie und Caithlin weiter zur Familienresidenz. Ich fragte mich, wie es ihnen wohl in diesem Haus gefallen würde, und wie die Familie des Toten, das Haus t'Halpek, Ezris Entschuldigung wohl aufnehmen würde?