Urlaub "Time after ..." I

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Chateya

geschecktes Zwergschaf
Die Formalitäten, die vonnöten waren, wenn ein Schiff nach langer Zeit und vielen Gefahren nach Hause zurückkehrte – diverse medizinische Untersuchungen, damit sich keine fremden Krankheitserreger oder ähnliches auf den Heimatplaneten ausbreiteten, und anderes – waren schnell erledigt gewesen, und endlich stand N’nhaeirhu wieder auf festem Boden und atmete frische, nicht seit Wochen verbrauchte Luft.
Sie genoss das Gefühl und bummelte ein wenig durch die Strassen der Hauptstadt, während sie überlegte, was sie im Urlaub alles anfangen sollte. Es gab so viel, was sie mit ihrem neu gewonnenen Leben alles auskosten wollte. Als die Blutschwinge Eisn verlassen hatte, hatte die CIS eine innere Stimme in sich gehört, die Adieu gesagt hatte. Zu jenem Zeitpunkt hatte sie diesen Gedanken auf ihre allgemeine Verfassung geschoben, die schon nicht mehr die beste war. Die Schizophrenie entwickelte sich damals schon prächtig, wenn auch latent.
Erst sehr viel später, als sie wieder klare Gedanken fassen und darüber nachdenken konnte, was geschehen war und wie es dazu kommen konnte.
Jetzt, Monate später, war sie nicht geheilt, aber ihr Leben verlief insoweit schon wieder in geordneten Bahnen, dass Llhran es verantworten konnte, der Rihanna etwas Urlaub zu gönnen und sie aus der ständigen Obhut zu entlassen. Das gab ihr die Möglichkeit, eine alte Rechnung zu begleichen, wenn sie es nur wollte ...

Von ihrer Verletzung, die sie während der Enterung der Borgsphäre erlitten hatte, hatte sie sich auch weitgehend erholt, so dass sie in den letzten Tagen, die die Blutschwinge im Delta Quadranten zugebracht hatte, schon wieder hatte arbeiten können und mit den Missionsabschlußberichten beschäftigt gewesen war. Diese hatte sie ihrem Arbeitsgeber bereits übermittelt mit der Bitte, im Urlaub nicht gestört zu werden. Sie wollte die freien Tage für sich selbst nutzen, diverse Angelegenheiten zu regeln und auszuspannen.

Ob sie nach dem Urlaub auf die Blutschwinge zurückkehren würde, sollte sich zeigen, sobald sie Zeit gefunden hatte, genauer darüber nachzudenken. Im Prinzip sprach nichts dagegen. Sie hatte dort so etwas wie eine Familie. Sie wurde akzeptiert und respektiert, auch wenn letzteres manchmal auf Angst beruhte, aber das war ihr egal. Sie war zu lange schon auf diesem Schiff, hatte so viel gesehen, von dem sie vorher nicht einmal geträumt hätte, um es nun einfach so verlassen zu können. Sie hatte für das, was sie auf diesem Schiff besaß, hart gearbeitet, was sie eigentlich nicht einfach aufgeben wollte.
Es war ihr egal, was andere dachten, dass sie als Chief of Information Service auf diesem Schiff nur eine begrenzte Karriere hatte – erst recht unter einem Kommandanten wie Rikal. Aber Karriere war nicht alles. Viel wichtiger, das hatte sie in den vergangenen Monaten gelernt, war es, zufrieden zu sein, mit dem was man hat und stolz darauf zu sein, was man selbst geleistet hat. Und obwohl ihr Leben bisher reichlich chaotisch verlaufen war, hatte sie doch allen Grund, stolz zu sein. Wer wusste schon, wie lange sie dazu noch Gelegenheit hatte ...
 

Rikal

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(Rikal)

=/\= Flottebasis S’task, ChR Blutschwinge, Quartier von Arrain Dhael t'Knamhae =/\=

Am Tisch ihres kleinen Quartiers saß die stellvertretende Chefingenieurin und blickte noch immer ungläubig auf das PADD, das vor ihr auf dem Tisch lag. Auf diesem PADD stand in großen Buchstaben die Wörter Beförderung und Ernennung. Ihr Leih hatte sie in einem Dokument zum khre’Arrain befördert und zum Chefingenieur der Blutschwinge ernannt. Sie war noch immer völlig perplex. Seit fast vier Jahren diente sie auf diesem Schiff und war bereits unter mehreren Chefingenieurin deren Stellvertreterin gewesen. Sie war mit ihrem bisherigen Posten zufrieden gewesen und hatte geduldig auf ihre nächste Beförderung oder die nächste Versetzung hingearbeitet. Immer war sie eine der Ersten gewesen, die zum Dienst erschienen und hatte die Aufgaben, die ihr Übertragen worden waren, so gut wie es ihr möglich war erledigt. Nur selten hatten ihre Vorgesetzten ihre Leistungen bemängelt und immer hatte sie danach ihren Einsatz erhöht. Ganz offensichtlich hatten sich Fleiß und Einsatzbereitschaft ausgezahlt. Denn von nun an war sie die Chefingenieurin der Blutschwinge und stieg damit in die Elite der Kommandooffiziere auf.
Vorsichtig strich sie über das PADD, als wollte sie sichergehen, dass sie es sich nicht nur einbildete. Als es nicht verschwand, als sie es berührte, atmete sie erleichtert aus. Kopfschüttelnd lächelte sie über sich selbst. Dieses Verhalten war der Chefingenieurin der Blutschwinge wahrlich nicht angemessen. Das PADD mit sich nehmend begab sie sich zum Computerarbeitsplatz und aktivierte den Bildschirm. Sofort meldete der Bordrechner, dass vier Nachrichten für sie bereitlagen. Alle waren dienstlicher Natur, wie es schien ließ man ihr keinen Augenblick sich zu sammeln. Deshalb stellte sie ihr ursprüngliches Vorhaben, einen Brief an ihre Eltern zu schreiben, hinten an und las zunächst die Nachrichten. In der ersten bat der für die Überholung der Blutschwinge zuständige Ingenieur um eine Besprechung über die anstehenden Arbeiten, in der zweiten wurde ihr mitgeteilt, dass ihr in Kürze die schriftliche Beförderungsurkunde zugestellt werden würde, wie es schien ging in der Galae noch immer alles ihren bürokratischen Gang, in der dritten befand sich der Dienstplan der technischen Abteilung der Blutschwinge für die Zeit der Überholung zur Genehmigung und in der letzten die Einladung für die nächste Besprechung der Führungsoffiziere in der kommenden Woche.
Erst nachdem sie alle Nachrichten beantwortet hatte verfasste sie den Brief an ihre Eltern, die auf einer kleinen Kolonie in der Nähe zur klingonischen Grenze lebten. Kaum hatte sie diesen Brief abgeschickt, da erreichten sie zwei weitere Nachrichten. Der Quartiermeister hatte ihr ein neues Quartier zugewiesen. Ein Quartier wie es für einem khre’Arrain und Chefingenieur angemessen war. Dhael freute sich auf das erheblich geräumigere Quartier und den Ausblick auf die Sterne, den sie bisher nicht gehabt hatte. Auch die Bordschneiderei bat um ihre Aufmerksamkeit. Als khre’Arrain benötigte sie neue Uniformen, vor allem neue Galauniformen, und dazu wollten die Schneider Maß nehmen. Für Dhael hatte ein neuer Lebensabschnitt begonnen, voller neuer Aufgaben und Verantwortung. Sie freute sich bereits darauf wieder mit der Blutschwinge auszulaufen und ihren Platz am Tisch der Kommandooffiziere einzunehmen.

=/\= ch’Rihan, außerhalb von Ra'tleihfi =/\=

Langsam schritt der Tribun der Blutschwinge über die weiten, grünen Anlagen des großen Anwesens seiner Familie. Sein Weg führte ihn zu dem Platz, in dem seine Ahnen und Angehörigen ruhten. Dort ruhte auch seine geliebte Gemahlin, die vor zweiundzwanzig Jahren und 230 Tagen gestorben war. Hanaj war im Einsatz gewesen als sie ihrer schweren Krankheit erlang, weit entfernt auf einem namenlosen Planeten im Kampf mit den Jem’Hadar. Erst Wochen nach ihrem Tot hatte er davon erfahren und es dauerte Monate, bis er ihre letzte Ruhestätte mit eigenen Augen sehen konnte.
Seit diesem Tag führten ihn seine ersten Schritte auf ch’Rihan immer zu ihrem Grab um ihr zu berichten, wie es ihm und ihren gemeinsamen Kindern seit seinem letzten Besuch ergangen war.
Mit einem leisen Klacken senkte Hanaj die Klinge, die in den kleinen Tempel führte, hinter dem die Grabanlage lag. Kurz verharrte er vor dem Altar der Elemente und richtete ein stummes Gebet an sie. Dann verließ er den Tempel durch die hintere Tür und stand auf dem Friedhof seines Hauses. Bei diesem handelte es sich um einen von einer Bruchsteinmauer umfriedeten Platz auf dem viele große Laubbäume standen und Schatten spendeten. Mit weißem Kies gestreute Wege führten zu den Gräbern, und auf einen dieser Wege begab sich der Tribun.
Vor dem Grab seiner Gemahlin verharrte er kurz und betrachtete es. Ihm gegenüber stand ein marmorner Grabstein, das Grab selbst war mit einem grauen Stein eingefasst und zwischen dem steinernen Rechteck wuchsen Blumen. Er war sich sicher, dass dieses Grab die Zustimmung seiner Frau gefunden hätte. Vorsichtig trat er durch die Öffnung zwischen der niedrigen Hecke, die das Grab vom Weg trennte. Sorgfältig sammelte er die Blätter auf, die der starke Wind heruntergeweht hatte und goss mit einer Gieskanne die Blumen. Dann begann der alternde Rihannsu zu erzählen. Er berichtete von der Mission der Blutschwinge, die ihn in einen anderen, weit entfernten Teil der Galaxie geführt hatte. Von der Begegnung mit den Terbon und den Borg, und all den anderen Dingen, die sich ereignet hatten.

=/\= ch’Rihan, Anwesen des Hauses s’Drevoux =/\=

Nach zwei Tagen war Rikal bereits wieder heimisch im Haus seines Vaters. Gemeinsam mit Arrhae hatte er das Gebäude erkundet und die Änderungen in Augenschein genommen, die Sareth, seine Stiefmutter, vorgenommen hatte. Anfangs war er nicht sonderlich von der Hochzeit seines Vaters mit der erheblich jüngeren Sareth gewesen, schließlich war sie sogar jünger als er selbst. Aber er hatte sich damit arrangiert, und musste nun zugeben, dass sein Vater eine gute Wahl getroffen hatte. Sareth hatte sich als sehr nett und freundlich erwiesen.
Auch Rikals neue Begleiterin hatte bereits ihre neue Umgebung erkundet und sich halbwegs eingelebt. Nur mit Arrhae hatte sie Probleme, immerhin besaß diese die Frechheit in ihrem Teil des Bettes zu schlafen. Ganz offensichtlich war die Katze auf die andere sehr wichtige Frau in Rikals Leben eifersüchtig. Rikal hatte den weisen Entschluss gefasst und hielt sich aus diesem Konflikt heraus. Es war Arrhaes Aufgabe sich mit dem Fellknäuel, wie sie es wenig liebevoll nannte, wenn es sie gerade geärgert hatte, anzufreunden oder zu arrangieren. Auf ihre Kinder reagierte die Katze ziemlich gelassen, nach einem kurzen Blick in ihre Betten würdigte sie die Kinder keines Blickes mehr. Vermutlich weil sie keine Konkurrenz darstellten.
In seinem alten Arbeitszimmer stapelten sich auf dem Schreibtisch mehrere PADDs, auf denen sich die Personaldaten von Offizieren befanden, die das Oberkommando für geeignet hielt den Posten des ersten Offiziers auf der Blutschwinge zu übernehmen. Natürlich hatte Rikal als Kommandant des Warbirds bei der Besetzung dieses Postens ein gewichtiges Wort mitzureden und deshalb musste er sich durch den Stapel kämpfen bevor sein Urlaub richtig beginnen konnte. Nicht ohne inneren Widerwillen griff er zum ersten PADD und begann zu lesen.

-tbc-
 

Ehae

New Member
Ehaes Quartier

„... und aufgrund seiner während der Ausbildung erbrachten Leistungen und nachgewiesenen Kenntnisse sowie seiner charakterlichen Eigenschaften halte ich K'haeth nunmehr für würdig, in den Meisterstand erhoben zu werden und ihm die Ausbildungserlaubnis zu erteilen. Ich bin davon überzeugt, dass er der Zunft Ehre erweisen wird. Deshalb empfehle ich, ihn zum Ablegen der Prüfung vor die Große Meisterkammer zu laden.
Mit vorzüglicher Hochachtung blablabla
Name, Unterschrift.
So, das war’s. Du hast es dir verdient, K'haeth.“
Mit diesen Worten schloss Ehae die Datei, fügte ihre elektronische Signatur an und schickte sie ab. K'haeth würde also in angemessener Frist vor die Große Meisterkammer geladen werden, um die Prüfung für den Meistertitel abzulegen. Er würde es schaffen, da war sie sicher. Er hatte nicht nur die praktische Seite des Handwerks von ihr gelernt, sondern konnte während der Lehrjahre auch seine bereits bestens vorhandenen Charaktereigenschaften weiter ausbauen und festigen. Er würde ein kommunikativer Chef werden, der sich auch die Meinung seiner Untergebenen anhört, der aber auch das Zeug dazu besaß, diktatorisch Anweisungen zu erteilen, wenn es nötig sein sollte. Sie wusste auch schon, in welches Haus sie ihn empfehlen würde. Solche Posten wurden übrigens nur über Empfehlung vergeben und sie wollte gleich anschließend das entsprechende Schreiben formulieren. K'haeth sollte demnach in ein altes Haus kommen, das sehr auf Tradition hielt, aber dem Neuen nicht abgeneigt gegenüber stand, wenn es nicht gerade sintflutartig hereinbrach.
Sie musste sich nun nach neuen Schülern umsehen, oder vielleicht doch nicht? Das hing davon ab, ob sie gewillt waren, einen Teil ihres zukünftigen Lebens auf einem Schiff zu verbringen. Oder ob die Familien damit einverstanden waren. Obwohl es wohl kaum akzeptable Gründe geben konnte, den Dienst auf einem Schiff der Thi Galae abzulehnen. Ihr war noch kein solcher Fall zu Ohren gekommen. Normalerweise standen die Kandidaten Schlange. Aber hier handelte es sich um Zivilisten. Man würde sehen. Die Versorgung wäre auch mit 3 Schülern zu schaffen.
Jedenfalls freute sie sich auf zu Hause, auf ihre Familie. Sie war neugierig, ob ihre älteste Tochter den Posten auf der Moonhawk erhalten hatte, um den sie sich vor Ehaes Abreise beworben hatte. Sie war überzeugt, dass sie es geschafft hatte. Wie lange war das jetzt her? Ein Jahr? Tatsächlich ein Jahr. Ehae hatte jedenfalls vor, den Landurlaub gut zu nutzen, bevor die Blutschwinge wieder in die Weiten des Alls aufbrach. Sie würde wieder mit von der Partie sein, sie konnte doch Lord Rikal und die Offiziere nicht verhungern lassen.

Eine kleine Weile später stand sie mit ihrer Schülerschar im Gang vor der Schleuse, hinter der die Blutschwinge angedockt hatte. In wenigen Augenblicken würde die kleine Gruppe sich zerstreuen um an verschiedenen Stellen der Raumstation die Gleiter zu besteigen, die die Familien geschickt hatten. Keiner wollte den Liniendienst nutzen, alle hatten es eilig, nach Hause zu kommen. Ehae hatte ihre Schüler nach ihren Absichten befragt, alle hatten zugesagt, bei ihr die Ausbildung zu beenden, auch wenn das Raumaufenthalt bedeutete. Auch K'haeth, an den Ehae sich nun wandte.
„Es tut mir leid, K'haeth, du kannst nicht mitkommen.“
K'haeths Mundwinkel sanken nach unten, seine bis eben deutlich sichtbare Freude schwand von seinem Gesicht, wie Morgennebel in der Sonne.
„Warum nicht, Meisterin? Seid Ihr unzufrieden mit meinen Leistungen? Ich werde mich noch mehr bemühen.“
Ehae unterbrach ihn, betroffen von der Wirkung ihrer Worte, trotzdem musste sie sich bemühen, ein Lächeln zu unterdrücken und weiterhin ernst zu schauen.
„Nein, K'haeth, du musst mich jetzt verlassen, nachdem du 10 Jahre bei mir gelernt hast. Du bist jetzt soweit, selbständig zu arbeiten. Hier habe ich eine Empfehlung für dich. Dein neuer Dienstherr erwartet dich. Vorher aber hast du noch etwas zu erledigen.“
Fragende Blicke von K’haeth: „Und was wäre das, Meisterin?“
„Deine Meisterprüfung, K’haeth.“
Dieser gestikulierte abwehrend. „Ich bin noch längst nicht soweit, das kann ich nicht.“
„Doch das kannst du, K’haeth“ erwiderte Ehae streng und legte ihm die Hand auf die Schulter. Diese Geste kam einem Ritterschlag gleich, denn Ehae war zurückhaltend mit Lob und stets darauf bedacht, Körperkontakt zu vermeiden. „Ich gebe dir sogar noch eine Empfehlung mit, dich zum beschleunigten Prüfungsverfahren vor der Kammer der Meister zuzulassen. Nutze diese Chance, K’haeth.“
K’haeth senkte demutsvoll den Kopf und sagte: „Ich fühle mich sehr geehrt, Meisterin. Ich werde Euch keine Schande bereiten.“
„Das weiß ich, K’haeth. Du hast alles gelernt, was ich kann. Jetzt beginnt ein neuer Weg für dich. Jolanthru“ sagte Ehae und verbeugte sich, wie vor einem Ebenbürtigen. K’haeth erwiderte die Verbeugung, schulterte sein Gebäck und klemmte sich den Kasten mit den berühmten Keramikmessern, das Abschiedsgeschenk seiner Meisterin, unter den Arm und ging. Die anderen sahen ihm teils traurig, teils ein wenig neiderfüllt nach. Irgendwann, das wussten sie, würden auch sie von Ehae so verabschiedet werden. Noch erschien dieser Zeitpunkt in unendlicher Ferne, doch Zeit vergeht so schnell.
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(N’nhaeirhu)

Es war später Abend, seine Frau war bereits im Bett und schlief seelenruhig, während er sich noch um einige private Angelegenheiten zu kümmern hatte. Die heutige Post lag noch ungeöffnet auf seinem Tisch und zahlreiche PADDs stapelten sich fast meterhoch. Natürlich brachte sein Status als sehr bedeutende Persönlichkeit dies mit sich, ebenso wie die Tatsache, dass er praktisch nie außer Dienst war. Es geschah regelmäßig, dass er zurück in die Hauptstadt beordert wurde, um sich einer wichtigen Angelegenheit anzunehmen, die seiner Fähigkeiten bedurfte, manchmal, jedoch nur in Ausnahmesituationen, selbst wenn es mitten in der Nacht war. Doch heute schien niemand seine Dienste zu benötigen und so ließ er sich erschöpft auf den bequemen schwarzen Ledersessel sinken und begutachtete die Stapel vor sich. Ein kleines Päckchen erregte dabei besonders seine Aufmerksamkeit und er griff danach, um es zu öffnen.

Im selben Augenblick nahm er etwas aus dem Augenwinkel heraus wahr und hob daraufhin den Kopf. Eine Person hatte sein privates Büro betreten und blickte ihn mit einem seltsamen Blick an. Freude spiegelte sich in ihren Augen wider, begleitet von Arglist und Zufriedenheit. Und dann erst erkannte er das Gesicht wieder, jenes, dass er über Monate hin Tag und Nacht beobachtet hatte, sich an der Angst in ihren Augen ergötzt hatte, während sie sich nach dem Tod sehnte.
„Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Sie sich hierher trauen, N’nhaeirhu“, sagte Serok, der alte Rihannsu, der Zeit seines Lebens in den Diensten des Tal’Shiar stand und die junge Frau vor sich am liebsten bereits vor Jahrzehnten getötet hätte.
„Nun aber ist es soweit!“ entgegnete sie und hielt ihre Position an der Tür.
„Soweit wofür? Für Ihre Rache?“ Auch Serok bewegte sich keinen Millimeter. Er hatte keine Angst vor ihr, doch irgendetwas hatte sie an sich, was ihn inne halten ließ – sei es nur ihr Blick oder das Gefühl, welches sie in ihm auslöste.
„Rache habe ich nie gewollt.“
„Nein? Was denn dann?“
„Das Einzige, was ich will, ist, Sie endlich tot zu sehen.“
„Tun Sie sich keinen Zwang an“, antwortete er und lächelte ein kaltes Lächeln. „Selbst wenn Sie tatsächlich unbemerkt hier herein gekommen sein sollten, inklusive einer Waffe, so wage ich es zu bezweifeln, dass Sie auch lebend wieder hier heraus kommen.“ Erst jetzt erhob er sich und kehrte ihr den Rücken zu, um aus dem großen Panoramafenster zu blicken.
„Durch Ihre Arroganz mir gegenüber geben Sie sich selbst wenigstens noch die Chance auf einen ehrenvollen Tod“, und urplötzlich klang ihre Stimme hohl. Ein Schauer lief ihm daraufhin den Rücken herunter als ihm klar wurde, was sie mit dieser Aussage meinte. N’nhaeirhu war überhaupt nicht im Haus, was er bis eben vor sich gehabt hatte, war ein gutes Hologramm gewesen, dazu gedacht, ihn abzulenken. Ein Tod in Ehre bedeutete unter den Rihannsu auch, seinem Rächer ins Auge blicken zu können.
„Ich hatte einen sehr guten Lehrer“, erklangen diese Worte in Ironie und im selben Augenblick durchschlug ein Projektil seine Kleidung und drang in seinen Körper ein. Panik brach in seinem Geist aus, als es kalt um ihn herum wurde, und nur am Rande stellte er fest, dass er das Klirren von Glas vermisst hatte.
„Man wird niemals dahinter kommen, wer Sie und Ihre Familie getötet hat.“ Selbstsicherheit schwang in der Stimme des verblassenden Hologramms mit, ehe es sich komplett in Luft auflöste. „Leben Sie wohl!“ Die letzten Worte eines Geistes.

Allein verbrachte der alte Rihannsu die letzten Minuten seines Lebens, röchelnd, auf dem kalten Steinfußboden seines Anwesens. Einzig nackte Angst war sein Begleiter auf dem Weg in die Unterwelt, Angst um seine Familie.
Kurz darauf explodierte alles um ihn herum und riss das Haus mitsamt aller Einwohner und mehreren hundert Quadratmetern Grünfläche im Umkreis in den Untergang.
Nur dieser kurze Lichtschein ermöglichte einen Blick auf die unscheinbare Gestalt, die mit dem recht großen Gewehr unter sich auf einer Anhöhe einige Kilometer entfernt auf der Lauer lag. Das Gewehr gehörte zu den neueren Entwicklungen des Geheimdienstes und verfügte neben einer ausgezeichneten Zielautomatik über hervorragende Schusseigenschaften und einen integrierten Transporter, der das von Hand gemachte Eisprojektil im ganzen Zustand hinter die Scheibe transportiert hatte, um nichts von seiner Gewalt einzubüßen.

N’nhaeirhu beobachtete das Feuer einige Stunden und genoss. Es war befriedigend und befreiend, endlich zu wissen, dass der ewige Feind nun dieser nicht mehr sein würde – und das ausgerechnet er selbst dafür gesorgt hatte, indem er ihr all seine Fähigkeiten bewiesen, ja nahezu damit angegeben hatte.
Endlich war Serok tot und ruhigen Gewissens würde N’nhaeirhu nun ihren Urlaub fortsetzen können. Jetzt galt es keine Aufmerksamkeit zu erregen und das würde ihr nicht sonderlich schwer fallen. Selbst in den vergangenen Tagen, während der sie alles vorbereitet und sich die Waffe besorgt hatte, hatte niemand Verdacht geschöpft. Und auch jetzt würde das keiner tun ...
 

Rikal

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(Chateya, Rikal)

=/\= ch’Rihan, auf einer der Terrassen des Landsitzes des Hauses s’Drevoux =/\=

Auf der Terrasse des Anwesens saß Rikal und schlürfte vorsichtig an einer heißen Tasse Tee. Vor ihm lagen die Unterlagen der potentiellen Kandidaten für den Posten des ersten Offiziers auf der Blutschwinge. Beinahe sehnsüchtig wartete er auf eine Gelegenheit sich nicht mehr mit diesen Unterlagen beschäftigen zu müssen. Die Erfüllung seines Wunsches war näher als er dachte, denn unerwarteter, aber sehr willkommener Besuch begehrte an der Tür des Hauses um Einlass. Von einer Bediensteten wurde Arrhae t´Riuurren auf die Terrasse geleitet. Als Rikal seine alte Freundin erblickte erhob er sich erfreut lächelnd.
„Guten Tag, Enarrain.“
„Aefvadh Arrhae, ich freue mich Sie zu sehen.“
Verwundert lies Rikal eine Augenbraue nach oben zucken. Für gewöhnlich siezten die beiden sich nicht mehr, und zwar schon seit Jahren. Mit einer einladenden Geste wies Rikal auf den Stuhl direkt gegenüber seinem.
„Setzen Sie sich doch.“
„Danke sehr.“
Die Rihanna nahm in dem aus dunklem Holz bestehenden Stuhl platz und rückte sich die beiden Kissen zu recht.
„Etwas Tee?“, Rikal deutete auf die dampfende Tasse vor sich. Er wollte nicht als schlechter Gastgeber erscheinen, schließlich hatte er einen Ruf zu wahren.
„Gern, danke.“
Kaum hatte Rikal seine Hand gehoben, da erschien auch einer der Diener. Diesen bat Rikal im höflichen Tonfall darum für Arrhae eine Tasse und frischen Tee zu holen.
„Ich habe gehört, die letzte Mission der Blutschwinge war sehr erfolgreich?“
„Das freut mich zu hören.“
„Und wie ich sehe, hat deine Arbeit noch kein Ende gefunden“, stellte Arrhae mit einem Lächeln fest. Rikal beantwortete diese Frage mit einem gequälten Lächeln. Der erscheinende Diener ersparte ihm die Antwort. Er stellte eine Tasse samt Untertasse und eine Teekanne mit dampfendem Tee vor Arrhae ab. Dann füllte er ihre Tasse und lies Zucker und Milch zurück bevor er sich wieder entfernte. Arrhae nippte an ihrem Tee und lächelte zufrieden.
„Ja, so ist das mit dem Kommando“, deutete Arrhae Rikals Blick richtig.
„In der Tat. Mein erster Offizier hat sein erstes Kommando über einen Kreuzer bekommen und ich suche nach Ersatz.“ Bei diesen Worten deutete er auf den auf dem Tisch liegenden Stapel PADDs.
„Oh. Du hast also nichts von deinem Ruf verloren, ein Beförderer so mancher Karriere zu sein.“
Bei dieser Bemerkung mußte Rikal lächeln.
„Bei manchen Karrieren trifft das zu. Auf jeden Fall hat das Oberkommando eine Vorauswahl getroffen. Diese sagt mir nicht sonderlich zu.“
„Ist das so?“
Arrhae hob nur eine Augenbraue.
„Lassen mich raten. Mein Name steht nicht auf der Liste.“
„Nein, steht er nicht.“
„Ich dacht es mir.“
„Aber ein Riov kann kaum mein erster Offizier werden.“
Für einen Moment blickte Arrhae zur Seite, dann kehrte ihr Blick zu den Augen ihres Gesprächspartners zurück.
„Ich bin nicht mehr Riov“, stellte sie mit einem sachlichen Tonfall fest.
Entgeistert blickte Rikal Arrhae an.
„Bitte? Wegen dieser Angelegenheit auf der Aehallh hat man dich deines Kommandos enthoben und degradiert?“
„Ja, so ist es. Aber ich würde es nicht als Angelegenheit bezeichnen. Der Tal'Shiar hätte darin lieber Hochverrat gesehen.“
„Der Tal'Shiar hat keine Ahnung. Einem guten Kommandanten ist seine Besatzung wichtig. Sie kann sogar wichtiger sein als die Erfüllung der Mission. Auf alle Fälle ist sie wichtiger als die Planungen der Tal’Shiar.“
„Das Oberkommando hingegen hat sich ins Fäustchen gelacht und mit unscheinbar die Hand gedrückt. Tja, der Kompromiss war, daß ich degradiert wurde, einen Schandfleck in meine Akte bekam und seit über einem Jahr auf dem Trockenen sitze.“
Betrübt sah Arrhae an. Er konnte gut nachfühlen, wie sie sich fühlte.
„Das habe ich nicht gewußt. Ich war zu lange weg. Dort draußen bekommt man einfach nichts mit.“
„Nun ja, wenn du möchtest, erzähle ich dir irgendwann ausführlich davon. Die Prozessakten sind nur leider streng vertraulich.“
„Typisch. Wenn Du es mir erzählen möchtest, dann werde ich es mir anhören.“
„Später.“
Rikal blickte kurz zwischen dem Stapel und Arrhae hin und her.
„Ich wollte eigentlich lieber freudigere Themen mit dir besprechen. Wie es deiner Familie geht beispielsweise.“
„Meiner Familie geht es gut. Die beiden kleinen haben angefangen zu laufen, indem Jahr indem ich weg war.“
„Oh“, etwas betrübt blickte Arrhae drein.
„Was ist?“ fragte Rikal besorgt. Ihn beschlich das Gefühl, dass er heute jedes Fettnäpfchen mitnahm, das er finden konnte. Leise seufzte seine Freundin.
„Das erinnert mich an meine Tochter.“
„Ist etwas mit ihr geschehen?“
„Sie ist vor fast einem Jahr gestorben, in einem Einsatz.“
„Oh... das tut mir leid.“ Seit er Vater war konnte er ihn etwa nachvollziehen, wie sich der Tot eines eigenen Kindes anfühlen mußte.
„Sie starb in Ausübung ihrer Pflicht und das macht mich stolz.“
Schweigend nickte Rikal. Er wußte nicht was er sagen sollte. Es gab nichts, was ihren Schmerz lindern konnte, auch ihre tapferen Worte konnten ihn nicht über ihre wahren Gefühle hinweg täuschen. Das wußte er genau.
„Aber reden wir nicht mehr davon.“
„Gut. Darf ich frage, wo die Narbe über deinem Auge her stammt?“
Instinktiv befühlte Arrhae die Narbe.
„Das ... ist ein kleines Andenken.“
„Woran?“
„Daran, sich nicht mit dem Tal'Shiar anzulegen.“
„Das ist selten eine gute Idee. Zumindest, wenn man nicht in einer überlegenen Position ist.“
„Es wird mich aber in Zukunft nicht davon abhalten. Sollte ich wieder in eine solche Situation kommen, würde ich genau so entscheiden.“
„Das hätte mich auch sehr gewundert.“
„Besonders wenn es um meine Crew ginge.“
„Ich denke, da sind wir beide einer Meinung.“
Lächelnd nickte Arrhae.
„Hast du einen neuen Posten in Aussicht oder bist du noch immer im Zwangsurlaub auf unbestimmte Zeit?“
„Der Zwangsurlaub hat was entspannendes.“
Bei diesen Worten lächelte die Rihanna hintergründig.
„So?“
„Ich hasse Urlaub, zumindest wenn er zulange dauert.“
„Ich hatte Zeit, über viele Dinge nachzudenken. Fast zuviel Zeit, möge man sagen.“
Erneut blickte Rikal auf den Stapel mit den Kandidaten für den Posten des ersten Offiziers.
„Über was?“
„Neugierig wie immer“, stellte Arrhae mit einem Lächeln fest.
„Ich werde mich nicht mehr ändern. Dafür bin ich zu alt“, erwiderte Rikal seinerseits lächelnd.
„So alt sind bist du nun auch wieder nicht.“
„Ich mag aber meine Angewohnheiten.“
„Aber warum fragtest du mich, ob ich einen Posten in Aussicht hätte?“
„Um deine Frage zu beantworten, ich suche einen neuen ersten Offizier.“
„Aha.“ Die Antwort klang mehr wie ein: Sag nicht so was.
„Du hast keine Aussicht auf ein eigenes Kommando, kannst Du dir vorstellen unter mir zu dienen.“
„Oh, äh ... damit hatte ich nun nicht unbedingt gerechnet. Aber ich denke schon, daß ich mir as vorstellen könnte.“ Ihr Lächelnd verwandelte sich bei diesen Worten in ein Grinsen.
„Es wäre mir eine Ehre, wenn Du unter mir dienen würdest.“
„Oh, nun dann werde ich dieses Angebot natürlich sehr gern annehmen.“
„Das freut mich zu hören. Dann muss ich ja nur noch das Oberkommando davon überzeugen, dass du die richtige für diesen Posten bist.“
„Das dürfte nicht allzu schwierig sein.“
„Wollen sie dich loswerden?“
„Es würde sie freuen, wenn ich Ihnen nicht andauernd auf den Wecker falle.“
„Mit Gesuchen um neue Posten?“
„Auch. Von daher kommt dein Angebot mir und dem Oberkommando sehr recht.“
„Ich werde gleich morgen früh meine Wahl dem Oberkommando bekannt geben.“
„Danke dir.“
„Bitte sehr.“
„Und ich werde mal meine Sachen packen und meine Familie vorwarnen.“
„Tu dies, aber beeile dich nicht zu sehr. wir haben noch einige Wochen Landurlaub.“
„Neben diesen Aufgaben gibt es auch noch einiges anderes vorzubereiten.“
„Ja, in der Tat.“
Arrhae erhob sich. Auch Rikal stand auf.
„Ich danke dir für den Tee und freue mich darauf, wenn die Blutschwinge ausläuft und ich deinem Kommando unterstehe.“
Sie verbeugte sich. Eine Höflichkeitsgeste, die Rikal erwiderte.
„Jolan'tru, Rikal.“
„Jolan'tru, Arrhae.“
Von einem anderen Bediensteten geleitet verließ Arrhae das Anwesen in einem Gleiter.
Für einen Augenblick blickte Rikal ihr nach. Eine andere Arrhae betrat die Terrasse und bedachte ihn mit einem gespielten bösen Blick. Ihr war nicht entgangen, dass er der anderen Arrhae auf den Po gesehen hatte.
„Was soll ich jetzt dazu sagen?“
Rikal sah seine Ehefrau entschuldigend an.
„Sie ist eine attraktive Frau.“
„Sie gefällt Dir.“
„Ie, aber nicht so gut wie Du.“
Lächelnd gab Arrhae ihrem Ehemann einen Kuss.

-tbc-
 

Rikal

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(Rikal)

=/\= ch’Rihan, Landsitz des Hauses s’Drevoux =/\=

Bereits am nächsten Morgen hatte Rikal sich mit seinem direkten Vorgesetzten, Enriov N’apoek, in Verbindung gesetzt um ihm seine Wahl mitzuteilen. Für einen Augenblick hatte der alte Admiral etwas überrascht dreingeblickt, dann aber nach kurzem Nachdenken seiner Auswahl vorbehaltlos zugestimmt. Wie schnell der Enriov seine Zustimmung erteilt hatte, hatte Rikal doch etwas stutzig gemacht. Immerhin hatte Arrhae nicht auf der Auswahlliste der Thi Galae gestanden. Auch war sie gewissermaßen ein gebranntes Kind, aber für diese Personen schien die Blutschwinge einen sicheren Hafen zu bieten. N’apoek wußte, dass Rikal gelegentlich Personen in seine Besatzung aufgenommen hatte, deren Personalakte nicht makellos war. Eine besondere Vorliebe schien Rikal dabei für Personen entwickelt zu haben, die mit den Tal’Shiar aneinander geraten waren. Er wußte aber auch, dass diese Personen keinerlei fachliche Mängel aufwiesen und an Bord nur die besten Bewertungen erhalten hatten. An Arrhaes Qualifikation gab es keinen Zweifel, und ohne den Konflikt mit den Tal’Shiar würde sie auch heute noch einen Warbird befehligen. Aus diesen Gründen hatte der Admiral der Wahl zugestimmt, gleichzeitig war er auch ein wenig froh sie los zu sein, schließlich wurde sie von den Tal’Shiar argwöhnisch beobachtet. So würde Arrhae aus der Schusslinie geraten, denn N'nhaeirhu stand ziemlich loyal zu ihrem Kommandanten. Zumindest so loyal, wie eine Außendienstagentin nur sein konnte. Nur die unerkannten Agenten an Bord der Blutschwinge würden weiterhin ein Auge auf Arrhae haben. Sollten diese aber ärger machen, würde Rikal sich gebührend um diese kümmern, dass wußte N’apoek genau.
Dem Leih der Blutschwinge waren die Beweggründe seines Vorgesetzten herzlich egal. Er hatte seine Wahl getroffen und war mit ihr völlig zufrieden, zumindest bisher. Auch war er froh, einer Freundin zu einem neuen Posten verholfen zu haben. Er wußte, wie unangenehm es war längere Zeit nicht auf einem Raumschiff Dienst tun zu können. Sofort hatte er eine kurze Nachricht an Arrhae verfasst, in der er ihr mitteilte, dass Enriov N’apoek ihrer Versetzung auf die Blutschwinge zugestimmt hatte. In wenigen Tagen würde sie ihren Marschbefehl erhalten und dann würde alles seinen gewöhnlichen Gang gehen. Das hies, dass alle Stellen, die von der Versetzung irgendwie betroffen waren, darüber informiert werden würden. Auf der Blutschwinge waren von der Versetzung vor allem zwei Personen betroffen: der Quartiermeister und Meisterin Ehae. Der erste, weil er Arrhae ein angemessenes Quartier würde zuweisen müssen, und Ehae weil sie ein weiteres hungriges Maul zu stopfen haben würde. Rikal war sich aber ziemlich sicher, dass Ehae sich über das Wiedersehen mit Arrhae freuen würde, schließlich hatte er sie aus Arrhaes Diensten übernommen. Dies führte auch gleich zu der Befürchtung, dass er sich in Zukunft Ehaes Dienste mit Arrhae würde teilen müssen. Kein besonders angenehmer Gedanke.
Nachdem Rikal die Nachricht an Arrhae verfasst hatte, hatte er sich wieder auf die Terrasse begeben, auf der er am Vortag Arrhae empfangen hatte. Dort widmete er sich wieder der Lektüre seiner Zeitung. Natürlich wurde diese nicht mehr auf Papier gedruckt, sondern digital den Abonnenten zugestellt. Der Leih saß daher mit einem PADD in der Hand auf der Terrasse genoss die Wärme der Sonne.
Auf der dritten Seite der Zeitung fand er einen sehr interessanten Artikel. In diesem wurde berichtet, dass am Vortag das Hauses einen hohen Tal’Shiar von einer Explosion zerstört worden war. Keiner der Bewohner hatte die Explosion überlebt. Nach dem vorläufigen Bericht der Tal’Shiar hatte ein Defekt am hauseigenen Fusionsreaktor die Katastrophe ausgelöst. Allerdings wiesen die Spuren auf kein Verbrechern hin. Vielmehr sollte es sich um einen Defekt gehandelt haben, der bei einer routinemäßigen Wartung entstanden sei. Der dafür verantwortliche Techniker sei bereits festgenommen worden. Aus unerfindlichen Gründen hatte Rikal an der Aufrichtigkeit des vorläufigen Ergebnisses der Untersuchungen seine Zweifel. Zum einen würden die Tal’Shiar niemals zu geben, dass einer der ihren, insbesondere ein hohes Tier, von irgendwem getötet worden war. Soetwas passierte einfach nicht. Zumindest war es nie in der Öffentlichkeit publik geworden. Es sei denn ein psychisch Gestörter, wie es dann immer hieß, hatte den Tal’Shiar praktisch auf offener Straße getötet. Sonst starb nie ein Agent durch Attentat. Was Rikal aber wirklich davon überzeugt hatte, dass die Explosion kein Unfall gewesen war, war der Name des toten Agenten. Dieser gehörte zu den Feinden N'nhaeirhus. Zu ihren größten Widersachern, der sie vor Jahren fast hätte töten lassen. Kaum waren sie wieder da, da kam er auf so spektakuläre Weise ums Leben. Irgendwie hatte er den Verdacht, das N'nhaeirhu an seinem Ableben nicht ganz unschuldig war. Fest stand für ihn nur, dass er sie nicht danach fragen würde. Es war ihre Angelegenheit. Eine persönliche, und so etwas ging ihn einfach nichts an. Er hoffte allerdings, das niemand bei den Tal’Shiar dieselben Ideen haben würde wie er. Falls doch, könnte dies mehr als unangenehm für N'nhaeirhu werden.

=/\= Zur selben Zeit, im Anwesen der Familie s’Liorae =/\=

Durch die weitläufigen Gartenanlagen des Anwesens wanderte der Tribun der Marineinfanterie der Blutschwinge. Er genoss es sich endlich mal wieder die Beine vertreten zu können und seinen Enkeln beim Spielen zuzusehen. Die drei Racker tollten auf einer Rasenfläche unter der Aufsicht einer Erzieherin umher und spielten offensichtlich fangen. Langsam ließ Hanaj sich auf einer marmornen Bank nieder und beobachtete versonnen lächelnd eine ganze Weile das Treiben. Nach einer guten Viertelstunde näherte sich im langsam ein Diener und sprach seinen Herren vorsichtig an.
„Rekkhai, soeben kam eine Nachricht für sie an. Einige ihrer Soldaten wurden in Gal’to’ni in eine Schlägerei verwickelt und wurden festgenommen.“
Kurz schloss der Tribun seine Augen und dachte: Verdamm, ich habe doch Urlaub.
„Ie, ich komme.“
Widerwillig und missmutig erhob sich der alternde Rihannsu. Es kam einfach immer wieder vor. Seine Marines wurden in Auseinandersetzungen mit Zivilisten oder Ordnungshütern verwickelt, und dann wandte sich irgendwer an ihn.
In seinem Arbeitszimmer öffnete er eine Verbindung zu seiner Stellvertreterin. Diese erschien auf dem Bildschirm und saß in ihrem Arbeitszimmer auf der Blutschwinge.
„Guten Morgen, Rekkhai.“
„Aefvadh, Lyret. Was ist passiert?“
„Soweit bisher bekannt, sind drei Marines in Gal’to’ni in einer Kneipe in eine Schlägerei verwickelt worden. Es hat einigen Sachschaden gegeben und fünf Verletzte. Die drei Marines sind festgenommen worden und noch in Haft.“
„Gut. Holen sie sie aus der Zelle und setzten sie einen Verhandlungstermin an. Wir werden die Sache unter uns regeln. Die Marines werden den angerichteten Schaden begleichen und angemessene Summen an die Verletzten zahlen.“
„Ssuay, Rekkhai. Ich werde den Enarrain informieren. Wer soll sie abholen?“
„Hmm, eine gute Frage“, kurz dachte der Tribun nach, dann fasst er einen Entschluss. „Optio Korax chi-R'Mor soll sie abholen. Dann werden wir sehen, ob er sich für seine Untergebenen einsetzten kann. Diese Fähigkeit muss er haben, wenn wir ihn wirklich zum stellvertretenden Kommandeur der 4. Zenturie machen.“
„Ich werde alles Erforderliche veranlassen, Rekkhai.“
„Gut. T’Liorae Ende.“
Der Bildschirm wurde dunkel und Hanaj lehnte sich zurück. Er wünschte dem jungen Optio viel Freude dabei den wütenden Wirt, die Verletzten und die Ordnungshüter zu besänftigen und gleichzeitig den Marines klar zu machen, was sie angestellt hatten. Gleichzeitig war er sich ziemlich sicher, dass ihm dies gelingen würde.

-tbc-
 

Arrhae

New Member
(Arrhae t’Riuurren)

Wenn Arrhae mit etwas nicht gerechnet hatte, so war es das Angebot ihres alten Freundes, sie zum Io Saehne der Blutschwinge zu ernennen. Die Blutschwinge war ein ehrwürdiges Schiff, hatte sich in so vielen Schlachten bewiesen und zeichnete sich durch eine exzellente Crew aus. Ihr früheres Kommando, die Aehallh, stand seit jeher weit im Schatten dieses gigantischen Kreuzers, wobei allein der Name den Warbird größer erscheinen ließ.
Es würde ihr die Gelegenheit geben, von ch’Rihan endlich mal wieder fort zu kommen. Es war keineswegs so, dass sie wirklich weg wollte – ihre Familie würde sie damit wieder zurück lassen müssen – doch es war die einzige Möglichkeit, der ständigen Beschattung zu entgehen und über den eklatanten Bruch mit dem Geheimdienst Gras wachsen lassen zu können.
Weiterhin stellte es ein Wiedersehen mit Ehae in Aussicht, ihre treue Köchin, der sie die lukullische Fürsorge über Rikal übertragen hatte – und wie es schien, war sie ihren Pflichten bestens nachgekommen.
Doch nun war es an der Zeit, sich mit seinem neuen Arbeitsplatz etwas vertraut zu machen und so rief sie sich einen Gleiter, der sie zum Raumdock brachte.

Amüsiert erinnerte sie sich an ihren ersten Auftritt auf der Aehallh, als sie in Zivil einen Rundgang durch das Schiff gemacht hatte und umgehend mit einem ihrer Führungsoffiziere zusammengestoßen war. Sein Gesicht in der folgenden Besprechung war einfach göttlich gewesen, und sie musste schmunzeln.

Nach einer guten halben Stunde hatte der Gleiter das Raumdock erreicht und sie bewegte sich durch die vielen Gänge, zielstrebig auf den Liegeplatz der Blutschwinge zu. Sie hoffte, dass es keine Komplikationen gab, denn immerhin stand der Befehl für ihre Versetzung noch nicht, wenngleich sie das Angebot Enarrain tr’Drevouxs als verbindlich betrachten konnte. Er würde sich um alle weiteren Eventualitäten kümmern, die im Zusammenhang mit dem Oberkommando anfielen.
Doch als sie die Wachen passierte, ließ man sie ohne weiteres passieren. Und im selben Augenblick piepte das PADD, welches sie fast immer mit sich führte, und zeigte eine Nachricht von Rikal tr’Drevoux an, in der er sie über den nun offiziellen Versetzungsbefehl und die Zustimmung des Kommandanten der Thi Galae informierte. Ein leichtes Lächeln umspielte daraufhin ihre Lippen und ließ sie ihren Weg zufriedener fortsetzen.

Nachdem sie die Brücke und den Maschinenraum erkundet hatte, setzte sie sich mit dem Quartiermeister in Kontakt, der erstaunlicherweise bereits davon wusste, dass die Blutschwinge einen neuen Io Saehne bekommen sollte. Er war ihr gegenüber äußerst freundlich und übergab ihr eine Liste mit in Frage kommenden Quartieren. Schließlich entschied sie sich für eines im unteren Teil der Hauptsektion, genau genommen auf dem Deck 59, und belegte damit eines der Gästequartiere. Es war zwar eher unüblich, dass der Erste Offizier nicht das ihm normalerweise zustehende Quartier auf Deck 30 in unmittelbarer Nähe der Brücke bezog. Doch Arrhae hatte ihre Gründe dafür. Einerseits hatte sie gesehen, wer das Nachbarquartier des Leihs belegte, und sie verspürte wenig Lust, dieser Person öfter als dringend nötig über den Weg zu laufen. Auf der anderen Seite hatte sie schmerzhaft gelernt, dass es unklug sein konnte, die kommandierenden Offiziere zentral unterzubringen.
Schließlich unterzeichnete sie ein Formular, welches ihr der Quartiermeister entgegenhielt und verabschiedete sich von ihm mit der Ankündigung, in den nächsten Tagen einige Einrichtungswünsche zu übermitteln.

Damit beendete Arrhae auch schon ihren Besuch auf dem Schiff. Noch war es ihr etwas ungewohnt, wieder im All zu sein, doch mit Beginn der Mission würde sie sich wohl schnell genug wieder an die alte Umgebung gewöhnen. Wesentlich schwieriger erachtete sie ihre neue Aufgabe. Sie würde nicht mehr das Kommando haben wie sie es über viele Jahre hinweg gehabt hatte. Vielmehr hatte sie jetzt jemanden vor sich stehen, der die Befehle gab, die sie auszuführen hatte. Dies kostete sie eine nicht unerhebliche Menge an Freiheiten, doch wenn sie es genau nahm, konnte sie froh darüber sein, überhaupt in Freiheit verweilen zu können.
Und kaum hatte sie wieder einen Fuß in die Station gesetzt, begegnete sie einer Geheimdienstagentin, die auf dem Weg war, an Bord zu gehen – und die frischgebackene Io Saehne rollte mit den Augen. Erst kein Glück und jetzt kommt auch noch Pech dazu!
 
K

Korax chi-R'Mor

Gast
Teil I

=V= ch’Rihan

Das helle Licht von 128 Trianguli leuchtete an diesem Morgen ungehindert über der Provinz Gal’to’ni und der gleichnamigen Stadt. Von seinem Platz auf dem Sitz des Copiloten des kleinen Shuttles blickte Optio Korax chi-R’Mor auf das weite Land hinab, durch das sich nun vereinzelt Bewässerungskanäle zu ziehen begannen. Er rieb sich die Augen. Seit 30 tlhojur hatte er nicht mehr geschlafen. Gerade war die Vorlesung über die neuen Deletham Mark IIc und die erste praktische Vorführung vorbei, als der neue Befehl kam. Eine Gruppe Marines hatte eine Kneipenschlägerei angezettelt und war von den örtlichen Behörden festgesetzt worden. Dem Optio war die Aufgabe übertragen worden, die Nvalmn abzuholen und, auch wenn das nicht explizit in seiner Order stand, ihm oblag es auch, die Sache zur Zufriedenheit des Militärs und der zivilen Behörden zu regeln. Über die Identität der Marines war nichts übermittelt worden, doch Korax war klar, dass die Marines aus der 14. Reiahrin von Optio chi-Trehelien sein mussten, denn die 13. und seine 16., während seiner Abwesenheit unter dem Kommando von Khre’Arain ei-Koramar, hatten beide Dienst und die 15. war zwar im Urlaub, doch war die Einheit vorher auf ch’Havran stationiert gewesen und hatte auch dort ihren Freizeit.
„Rekkhai“, unterbrach der Pilot, der die Abzeichen eines Ared trug, seine Gedanken. „Noch 20 Siuren bis Gal’to’ni Fviurr“ „Gut, Ared“, bestätigte R’Mor.
Er erhob sich von seinem Sessel und ging in den hinteren Teil des Shuttles. Der kleine Transporter bot den üblichen spartanischen Komfort der Fahrzeuge der Infanterie. Auf einer der beiden Seitenbänke saß ein weiterer Rihannsu, ebenfalls in der Uniform der Marineinfanterie, und mit dem Dienststellungsabzeichen eines Hru’Aihn. Korax nickte ihm zu und nahm sich aus einem Fach eine Feldflasche. Er nahm einen tiefen Schluck des starken Kaffees. (Obwohl es ursprünglich von der Erde stammte, hatte sich das Getränk, gerade in den Reihen des Militärs, recht schnell verbreitet.) Dann ging er wieder zurück zu seinem Platz und bereitete sich auf die Landung vor.

Als Korax das Shuttle mit dem Hru’Aihn verließ, schlug ihnen sofort eine Hitzewelle entgegen. Mit schnellen Schritten verließen die beiden Rihannsu den Landeplatz und nach wenigen Siuren erreichten sie das örtliche Gefängnis und die silberschwarze Uniform der Nvalmn öffnete ihnen schnell die Tür bis zum Büro des Direktors. Der Mann wusste bereits, dass sie kamen und bei ihm befand sich ein Zivilist, der sich als der Gastwirt der fraglichen Kneipe vorstellte. Korax begrüßte beide respektvoller, als nötig gewesen wäre, schließlich war das Militär, insbesondere die Offiziere, in der Rihannsu-Gesellschaft hoch geachtet und respektiert. Der Optio ließ sich einen Überblick über den Schaden geben – viel war es nicht, mehr Scherben als Wert, doch der Wirt vertrat seine Schadensersatzansprüche überraschend vehement. Korax verhandelte eine Weile mit ihm, ehe sie sich einig wurden. Korax wollte den Nvalmn nicht zuviel aufbürden, doch ein Monatssold musste schon sein. Sein eigenes Gerechtigkeitsempfinden gegen die Unruhestifter richtete sich mehr auf die Disziplinarmaßnahme, die er ihnen aufbrummen würde.

-atac-
 

Rikal

Active Member
=/\= ch’Rihan, Ra'tleihfi, Hauptquartier der Tal’Shiar =/\=

Am Rande der Hauptstadt des Imperiums der Rihannsu auf einer Steilklippe über den Meer befand sich das Hauptquartier der Tal’Shiar. Die Doppeltürme, die angeblich tief in die Klippe reichten, waren eines der markantesten Wahrzeichen Ra'tleihfis. Jeder Rihannsu kannte dieses Bild von den Holobildern, die kursierten, aber niemand wollte es freiwillig betreten. Es war umgeben von einem Nimbus der Gefahr und des Geheimnisvollen. Eine Wirkung, die den Hausherren und –damen nur recht war, vereinfachte es doch ihre Arbeit.
Etwa im oberen Drittel des von der Stadt aus gesehen rechten Turmes befand sich das Büro von khre´Rionel Havraha tr’Cradol. Durch das dicke Panzerglas und die ständig aktiven Schutzschilde hatte er einen herrlichen Blick über die Hauptstadt, denn der dickliche Rihannsu gerne genoss. Am heutigen Morgen hatte er allerdings für diesen Ausblick kein Interesse. Eine sehr unerfreuliche Nachricht hatte ihn am heutigen Morgen erreicht. Noch immer befand sich diese auf dem Bildschirm seines Tischcomputers. Dort war zu lesen, dass
erei'Riov Arrhae t´Riuurren, die degradierte ehemalige Kommandantin der ChR Aehallh, als Io Saehne auf die ChR Blutschwinge versetzt worden war. Es war einfach unfassbar. Diese Person, deren Kopf er auf einem silbernen Tablett gefordert hatte, weil sie sich den Anweisungen der Tal’Shiar widersetzt hatte, kehrte zurück in den aktiven Dienst. Obwohl die Tal’Shiar wiederholt auf ihre Entfernung aus der Galae Rihanna hingewirkt hatten, hatte sich das Oberkommando der Flotte dagegen entschieden. Zähneknirschend hatten sie akzeptiert, dass die auf ch’Rihan blieb und dort im Flottenhauptquartier gearbeitet. Aber nun dies. Eine absolut unzuverlässige Offizierin, die es gewagt hatte sich über Befehle hinwegzusetzen, ging auf die Blutschwinge. Eigentlich konnte es kaum noch schlimmer werden. Deren Kommandant war geradezu dafür berüchtigt, die Tal’Shiar nicht zu mögen. Er hatte schon des öfteren sich gegen die Tal’Shiar aufgelehnt. Noch deutlich konnte er sich an die Auseinandersetzung zwischen Rikal tr’Drevoux und dem Leiter einer Tal’Shiaroperation erinnern, die sich ereignet hatte kurz bevor die Blutschwinge ein außerirdisches Artefakt entdeckt hatte, dass von abtrünnigen Föderationsoffizierin in Besitz genommen worden war. Havraha war sich mehr als sicher, dass sie diese Auseinandersetzung durchaus wiederholen. Schließlich gab es dafür noch andere Beispiele. Zu viele, wenn es nach Havraha ging. Nun kam auch noch Arrhae t´Riuurren am Bord. Dies würde bestimmt die Situation nicht verbessern. Weil sämtliche Führungsoffiziere von Rikal tr’Drevoux ausgewählt wurden, weil das Kommando der Thi Galae seine Wahl praktisch immer akzeptierte, standen auch diese auf seiner Seite und würden eher zu ihm halten als die Tal’Shiar gegen ihn unterstützen. Es war eine kleine Katastrophe. Das beste Schiff der Thi Galae, und damit der gesamten Galae Rihanna, würde eher auf ihren Kommandanten als auf die Tal’Shiar hören. Zu allem Überfluss hatte sich auch noch die CIS des Schiffes, N'nhaeirhu ir´Thal´Leath t´Sshionsha, mit Rikal angefreundet. Damit würde sie sich im Zweifel wohl auch eher auf die Seite des Kommandanten schlagen, sollte es zu einer Konfrontation kommen. Vermutlich würde sie dabei auch noch von Teilen der Tal’Shiar gedeckt, wenn nicht sogar unterstützt werden. Es war ein Trauerspiel, dass seit den Ereignissen von 1982, einer Revolution gegen das damalige Prätoriat, bis zum heutigen Tage die Tal’Shiar gespalten waren. Sie waren gespalten, wegen der Verwicklungen des Geheimdienstes in die Geschehnisse, die der Revolution vorausgegangen waren.
Ein Finger des khre´Rionel senkte sich auf ein Feld der Kontrollelemente auf seinem Schreibtisch. Er mußte einfach etwas gegen die Zustände auf der Blutschwinge unternehemn. Sofort öffnete sich eine Verbindung zu seiner Adjutantin, die er selbst ausgebildet hatte und der er völlig vertraute.
„Schicken sie mir Ri´or tr’ Ramnau.“
„Ssuay, Rekkhai. Ich werde den Ri’or sofort bitte zu Euch zu kommen.“
Mit einem Nicken schloss er die Verbindung. Ri’or tr’ Ramnau war genau der richtige Rihannsu für das, was er vorhatte. Er war loyal, und zwar zu der Seite der Tal’Shiar, der auch Havraha angehörte, und Leiter einer der Dienststellen des Innendienstes. Damit stand unter seinem Kommando eine große Anzahl von sehr fähigen Agenten, die er selbst ausgewählt hatte. Also waren auch diese ihrer Sache loyal. Ihm sollte es gelingen unauffällig einige Agenten auf der Blutschwinge zu platzieren, schließlich würde fast ein Drittel der Posten dort neu besetzt werden. Ein, zwei oder drei Agenten sollten die Führungsoffiziere, insbesondere Arrhae und Rikal genau beobachten. Vielleicht würde es ja ihnen gelingen genug Material gegen diese beiden Störenfriede und ewig widerspenstigen zusammeln, damit sie endlich aus dem Dienst für die Galae, und am Besten auch gleich aus dem Leben, entfernt werden könnten. Ein Lächeln umspielte die Lippen des dicklichen Rihannsus, als der Ri’or sein Büro betrat. Er bat diesen Platzzunehmen und erläuterte ihm seinen Plan. Tr’ Ramnau stellte sich als sehr interessierten Zuhörer heraus.

-tbc-
 

Rikal

Active Member
(Rikal)

=/\= ChR Blutschwinge, Besprechungsraum 24 =/\=

Im Heck des Warbirds war ein großer Teil der Kohorte der Marineinfanterie untergebracht, die auf dem stolzen Schiff stationiert war. Genau wie die Angehörigen der Galae sahen auch die Soldaten, die auf diesem Schiff ihren Dienst verrichteten, als absolute Elite an. Es war eine große Auszeichnung in diese Kohorte versetzt zu werden. Viele junge Rekruten träumten davon eines Tages entweder auf diesem Schiff oder in den Garden des Senates oder des Prätoriates dienen zu dürfen. Aus diesem Grund wählten die Marines die Soldaten auch sehr genau aus, die auf dieses Schiff versetzt wurden. Für gewöhnlich hatte der Kommandant der Marines, seit vielen Jahren war dies der Tribun Hanaj tr'Liorae, das letzte Wort, wenn es um eine Versetzung ging. Aus diesem Grund wachte er auch peinlich genau über das Verhalten seiner Untergebenen, denn jedes Fehlverhalten fiel auch auf ihn zurück. Der Tribun verlangte von seinen Untergebenen absolute Loyalität und Disziplin. Gleichzeitig erwartete er aber auch ein angemessenes Verhalten. Hiergegen verstießen auch die Marines der Blutschwinge gelegentlich. Praktisch nie auf der Blutschwinge, denn dort waren sie ständig unter Kontrolle, aber wenn sie Landgang hatten, dann kam dies vor. Hanaj konnte das durchaus nachvollziehen, schließlich war er auch in jungen Jahren aus dem starren Korsett von Disziplin und Drill ausgebrochen, aber er hatte dafür immer geradestehen müssen. Dies drohte nun auch den drei Mariens, die in Gal’to’ni eine Gaststätte zerlegt und mehrere Personen verletzt hatten.
Die drei Sünder saßen ihrem Vorgesetzten gegenüber, der sie mit eisigem Blick musterte. Zu seiner Linken saß Hanjas Stellvertreterin, Centurion Lyret t’Iawaain, zu seiner rechten der Kommandeur der Reiahrin, der die drei Marines angehörten. Sein Name war Ejiul tr’Adaehd, und er war gerade eben erst auf die Blutschwinge versetzt worden. Aus diesem Grund kannte er die drei Soldaten auch nicht persönlich sondern nur ihre Dienstakten. Kein guter Beginn für eine Zusammenarbeit. Im hinteren Teil des Besprechungsraumes hielt sich Optio R'Mor, der die drei Marines aus Gal’to’ni abgeholt hatte, auf.
„Navalm tr’Mhiohs, Navalm t’Paehhos und erei´Ared tr’Taicir, Sie werden beschuldigt vor zwei Tagen in Gal’to’ni in der Gaststätte „Bei Hal’tor“ randaliert, eine Schlägerei angezettelt und dabei vier Personen, darunter einen Ordnungshüter, verletzt und einen nicht unerheblichen Sachschaden angerichtet zu haben. Haben sie zu diesen Vorwürfen irgendetwas zu sagen?“
Leise räusperte sich der erei’Ared und erhob sich dann.
„Rekkhai, es stimmt. Wir waren in dieser Gasstätte, es kam zu einer Schlägerei. Es wurden mehrere Personen verletzt und dabei ging auch einiges zu Bruch, aber wir haben ganz sicher nicht die Auseinandersetzung provoziert. Wir waren dort um etwas zu feiern, und hielten uns bereits mehrere Stunden dort auf, als mehrere neue Gäste ankamen. Nur kurze Zeit später begab sich Navalm t’Paehhos auf die Toilette. Als sie zurückkehrte wurde sie von einem der Neuankömmlinge abgesprochen. Sie wollte einfach weitergehen, wurde aber nicht gelassen. Daraufhin sind wir dahingegangen, um sie da weg zu holen. Sofort waren wir von vier, fünf Leuten umringt. Wir wollten das Lokal verlassen, die anderen ließen uns aber nicht. Es kam zu einer Rangelei, weil sie uns den Weg frei machen sollten. Das taten sie nicht und darum versuchten wir sie zur Seite zu schieben. Daraus entstand dann die Rangelei. Wenig später wurde daraus eine handfeste Schlägerei.“
Offenbar war damit die Erklärung des erei’Ared zu Ende, denn er setzte sich wieder. Der Tribun hatte aber noch eine Frage.
„Wieso haben die Gäste etwas anderes ausgesagt, erei’Ared?“
Auf diese Frage erhob der Angesprochene sich wieder.
„Das weiß ich nicht, Rekkhai. Vermutlich waren die anderen Stammgäste und wir Fremde.“
„Halten sie es für möglich, dass sich diese ganze Angelegenheit nicht in erster Linie gegen Sie richtete, sondern gegen die Marineinfanterie?“
„Ka, Rekkhai, wir haben alle zivil getragen.“
„Ah ja. Haben Sie“, bei diesen Worten sah der Tribun die beiden anderen Soldaten an, „den Ausführungen des erei’Ared etwas hinzuzufügen?“
Kurz sahen die beiden Soldaten sich an, sann schüttelten sie den Kopf und verneinten fast im Chor die Frage.
„Nun gut. Schauen wir auf die Auswirkungen der Auseinandersetzung.“ Kurz blickte der Tribun auf den in den Tisch eingelassenen Bildschirm. „Neben den vier Verletzten ist ein Sachschaden in Höhe von fast 10.000 Krediteinheiten entstanden. Irgendwer wird dafür einstehen müssen.“
Den leisen Protest der drei Soldaten brachte Hanaj mit einer Handbewegung zum Schweigen. Er war ihr Kommandeur, und er hatte auch die erforderliche Strafgewalt um ihr Verhalten zu ahnend. Bevor er weiter sprach sah der alte Haudegen kurz auf.
„Ich glaube der Einlassung von erei’Ared tr’Taicir. Allerdings frage ich mich, wieso drei meiner Marines es nicht geschafft haben sich aus der Auseinandersetzung zu lösen und das Lokal zu verlassen. Um Sie von den anderen zu trennen bedurfte es sechs Ordnungshüter. Ich habe den Verdacht, dass Sie zwar nichts dafür konnten, dass es zu der Schlägerei gekommen ist, aber die Schlägerei kam ihnen gelegen, oder sehe ich das falsch?“ Bei der Frage wurde die Stimme des Tribuns recht scharf. Die drei Soldaten zuckten zusammen, sie hatten sich schon auf der sicheren Seite gewähnt.
„Ich deutet Ihr schweigen als Zustimmung. Aus diesem Grund wir Ihnen allen der restliche Urlaub gestrichen. Sie kehren sofort wieder auf die Blutschwinge zurück, außerdem wird für die nächsten drei Monate die Hälfte ihres Soldes einbehalten. Davon werden die angerichteten Schäden beglichen. Sollten ihrer Gegner ein Schmerzensgeld oder eine andere Form der Entschädigung verlangen, dann können sie diese gegenüber dem Oberkommando anmelden. Ich denke aber nicht, dass dies geschehen wird. Denn ich werde ihre Angaben weiterleiten. Bedanken sie sich bei Optio R’Mor dafür, dass nur für drei Monate ihr Sold halbiert wird. Der Optio hat den Inhaber des Lokals sehr gut heruntergehandelt. Darum ist der geltend gemachte Schaden auch so niedrig. Für die drei Monate werden auch ihre Privilegien gestrichen. Weggetreten.“
Mit betretenen Minen verließen die Marines den Raum, sie wussten aber, dass sie Glück gehabt hätten. Die Angelegenheit hätte auch erheblich unangenehmer für sie ausgehen können, und das wussten sie.

-tbc-
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(N’nhaeirhu)

Ausgelassen, fast fröhlich, war die CIS nach der Tat auf die Blutschwinge zurückgekehrt. Sie hatte keinerlei Ambitionen, irgendwo auf dem Planeten ihren restlichen Urlaub zu verbringen, indem sie sich tatenlos in einem Sonnenstuhl legte und sich bräunen ließ. Sie war mit sich selbst ins Reine gekommen und hatte endlich einen Schlussstrich ziehen können unter eine der lästigsten Angelegenheiten, die sie seit Jahrzehnten mit sich herum schleppte. Jetzt steckte sie voller Tatendrang und konnte das Auslaufen der Blutschwinge kaum mehr erwarten.
Viel Arbeit würde angesichts zahlreicher neuer Crewmitglieder auf sie warten, es waren Akten durchzusehen und Dossiers mit für den Geheimdienst relevanten Informationen zu verfassen – vor allem, was Offiziere betraf. Und eine Person war N’nhaeirhu da bereits aufgefallen.
Auf Rikals Weisung hin, war ein neuer Io Saehne auf das Schiff versetzt worden, dessen Akte nicht wirklich blütenweiß war. Sie hatte sich bereits mehrmals mit dem Geheimdienst angelegt, wenngleich nur die letzte Konfrontation ernsthafte Konsequenzen für die Frau nach sich gezogen hatte. Dennoch erschien der CIS Arrhae t’Riuurren als überwachungswert.

Doch ehe sie an ihre eigentliche Arbeit gehen konnte, wurde sie von dem Türsignal unterbrochen und sie gewährte der eintreten zu wollenden Person Einlass.
Überrascht blickte sie ein zweites Mal auf, als sie ihren alten Freund T’Haen erblickte.
„Es freut mich, dich zu sehen“, begrüßte sie ihn herzlich und erhob sich, doch sein Gesicht verriet ihr, dass er mit weniger guten Nachrichten hierher gekommen war.
„Als wir uns das letzte Mal sahen“, setzte er zu einer Erwiderung an und trat näher, damit sich die hinter ihm noch offene Tür schloss und sie gänzlich ungestört waren, „waren die Umstände weitaus erfreulicher“, setzte er hinzu und beobachtete, wie N’nhaeirhus Miene von Heiterkeit zu undeutbarem Ernst umschwang. „Ich will dich nicht lange auf die Folter spannen, also komme ich gleich zur Sache“, und N’nhaeirhu ahnte, was kommen würde. „Obwohl die Ermittlungen zum Tod von khre’Rionel Serok nichts außer einem tragischen Unfall ergeben haben, halten sich hartnäckig einige Gerüchte über ein Attentat.“
„Gerüchte welcher Art?“ zeigte sich N’nhaeirhu rein dienstlich interessiert, um einem Verdacht aus dem Wege zu gehen.
„Gerüchte der Art, dass du dahinter stecken könntest.“ Und T’Haen blickte seine alte Freundin ernst an.
„Warum ausgerechnet ich? Es gibt viele Leute, die ihn nicht mochten und lieber tot als lebendig sahen.“ Und die CIS nahm auf der kante ihres Schreibtisches Platz.
„Aber viele dieser Leute hätten zu jedem anderen Zeitpunkt die Gelegenheit dazu gehabt. Nur die Blutschwinge ist erst vor wenigen Tagen zurückgekehrt, was den Kreis seiner Feinde vervollständigte, den Kreis der Verdächtigen jedoch minimiert.“ Er setzte von seinem Monolog kurz ab, um durchzuatmen und fuhr schließlich in einem völlig anderen, freundschaftlich besorgten Tonfall fort. „Bei dem Elementen, N’nhaeirhu, wer eins und eins zusammenzählen kann, kommt zwangsläufig nur auf die Möglichkeit, dass du der Täter warst.“
„Es gibt nicht mehr sonderlich viele, die von unserer gemeinsamen Vergangenheit wussten. Und diejenigen, die noch am Leben sind, werden sich vermutlich freuen, Serok los zu sein. Und selbst wenn jemand darauf angesetzt wird, eventuelle Attentäter ausfindig zu machen, werden sie nur schwer auf mich kommen.“
„Deine Akten stehen unter Verschluß“, merkte T’Haen verstehend an, doch die Sorge wich nicht aus seinem Gesicht. „Du hättest wenigstens einige Tage warten sollen.“
„Du weißt nicht, was geschehen ist im Verlauf des letzten Jahres ... ich habe bereits zu lange gewartet, um es weiter ertragen zu können“, und ihre Mimik verdeutlichte nur ansatzweise, was geschehen war. „Es war ein dringendes Bedürfnis, das befriedigt werden musste, dessen Last ich einfach nicht mehr ertragen konnte ...“
„Du warst es also.“ Und urplötzlich wandelte sich ihre Mimik abermals in einen Ausdruck der berauschenden Freude und ein Glitzern irrlichterte in ihren Augen.
„Es war befreiend und ich bin bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen ... wenn es jemand schafft, mir die Tat nachzuweisen.“
T’Haen widerstand dem plötzlichen Drang, einen Schritt zurückzuweichen angesichts dieser offenen Drohung. „N’nhaeirhu, du weißt, wie ich zu dir stehe und dass ich verstehe, was du durchmachen musstet. Ich wollte dich nur warnen, dass du dich nicht zu sicher fühlst“, versuchte er den Verdacht, sie verraten zu wollen, abzuwiegeln.
Tatsächlich verschwand der Angst erregende Blick wieder und machte einem freundlicheren Platz. N’nhaeirhu war bestrebt ihrem Freund Bericht zu erstatten über das, was sie im letzten Jahr erlebt hatte.
 

Rikal

Active Member
(Rikal)

=/\= ChR Blutschwinge, Quartier der Chefingenieurin=/\=

Müde und erschöpft saß die khre’Arrain an ihrem Schreibtisch und schrieb den letzten Bericht des Tages. Als sie noch stellvertretende Chefingenieurin war hatte sie sich bereits viel mit der Bürokratie herumschlagen müssen. Sie hatte aber nicht damit gerechnet, dass die Arbeitsbelastung in bürokratischen Angelegenheiten nach ihrer Beförderung und mit dem neuen Posten noch weiter ansteigen würde. Wie es schien, hatte sie sich geirrt. Seit fast drei Stunden schrieb sie nun Berichte. Berichte über den Fortgang der Reparaturen und Umrüstung der Blutschwinge, ganz offensichtlich wollte das Oberkommando ständig informiert werden. Vielleicht wollte das Oberkommando sie so schnell wie möglich wieder raus schicken. Dhael hatte zumindest den Eindruck, denn das Oberkommando übte Druck auf das Ingenieurs- und Technikercorps aus. Sie sollten sich beeilen. Das war aber gar nicht so einfach. Denn es mussten viele Komponenten ausgewechselt und noch mehr gründlich kontrolliert werden, gleichzeitig mussten die neuen Ingenieure und Techniker eingearbeitet werden. Dhael und ihre Kollegen hatten also mehr als genug zu tun.
Als sie vom Bildschirm aufblickte und den Berichte abschickte, ertappte Dhael sich dabei, wie sie hoffte, dass sie nach dem Auslaufen wieder etwas mehr Freizeit haben würde. Bisher hatte sie kaum Urlaub gehabt, schon nach vier Tagen Landgang war sie zurück beordert worden, weil unerwartet Schwierigkeiten mit der Blutschwinge aufgetreten war. Die Techniker der Flottenbasis hatten herausfinden müssen, dass dieser Warbird etwas eigensinnig war, wenn es um Reparaturen ging. Zum Teil lag dies wohl auch an der experimentellen Transwarpspule und die Veränderungen, die Naruk und sein Team während der letzten Mission vorgenommen hatten. Niemand, abgesehen von ihrem Vorgänger, kannte sich so gut mit diesem Schiff aus wie sie. Deshalb hatte man sie zurückgerufen. Damit war der Urlaub für sie praktisch beendet. Dhael ging davon aus, dass die Blutschwinge Befehl zum Auslaufen erhalten würde, sobald die Wartungen und Reparaturen abgeschlossen sein würden.
Langsam erhob die Rihanna sich von ihrem Schreibtisch und entledigte sich ihrer Uniform während sie zum Sanitärbereich ihres Quartiers ging. Eine warme Wasserdusche würde ihr gut tun, danach würde sie umgehend ins Bett gehen und schlafen. Eine Wasserdusche, dachte Dhael, während sie die Dusche einschaltete und die Temperatur regelte, einer der wenigen Vorteile meines neuen Postens.

=/\= ch’Rihan, Landsitz des Hauses s’Drevoux, Schlafzimmer des Ehepaares s’Drevoux =/\=

Eng aneinander geschmiegt lagen Arrhae und Rikal in ihrem Bett. Arrhae hatte ihren Kopf auf die Brust ihres Gemahls gelegt und streichelte ihm zärtlich über die selbige, während Rikal ihr den Rücken und den Kopf liebkoste. Die beiden hatten die letzten Wochen sehr genossen, schließlich hatten sie sich über ein Jahr nicht gesehen, und Rikal war von der Entwicklung seiner beiden Kinder begeistert. Sie waren ziemlich gewachsen im letzten Jahr und Rikal hatte das eine ums andere mal schmerzlich feststellen müssen, als er mit ihnen gespielt hatte, dass er einiges verpasst hatte. Dies änderte aber nichts an seiner Freunde über die Fortschritte die sie gemacht hatten. Der Leih der Blutschwinge hatte feststellen müssen, dass er sich sehr wohl fühlte im Kreis seiner kleinen Familie. Aus diesem Grund war er auch ein wenig betrübt, denn bald würde die Blutschwinge wieder in die Weiten des Weltalls aufbrechen und ihn so von seiner Familie trennen. Eine Bekümmertheit, die auch seiner Gemahlin nicht entging.
„Was hast du?“
„Nichts.“
Langsam hob Arrhae ihren Kopf und sah Rikal tief in die Augen. Sie kannte ihn ziemlich gut, und sie wußte genau, dass er nicht die Wahrheit gesagt hatte.
„Ich weiß genau, dass Du nicht die Wahrheit gesagt hast. Also sprich.“s
„Mir ist nur gerade bewusst geworden, dass ich euch drei sehr vermissen werde.“
„Die Blutschwinge bricht bald wieder auf.“
„Wann?“
„Sobald die Reparaturen und Wartungsarbeiten abgeschlossen sind, in spätestens zwei Wochen. Vermutlich eher.“
„Oh. So bald?“
„Ie. Offenbar will das Oberkommando uns wieder draußen sehen. Es ist zwar nichts los, aber das Oberkommando will es so.“
„Dann werde ich halt mitkommen.“
Völlig entgeistert blicke Rikal seine Gemahlin an. Die Blutschwinge war ein Kriegsschiff, das immer wieder in Kämpfe verwickelt wurde. Dort wollte er seine Frau nicht haben. Vor allem, was sollte aus den Kindern werden? Wenn schon ihr Vater fast nie für sie da war, dann sollte wenigstens ihre Mutter für sie da sein.
„Und die Kinder?“
„Die nehmen wir mit.“
Auch wenn sie es nicht für möglich gehalten hatte, Rikal konnte Arrhae noch entgeisterter ansehen als zuvor.
„Du machst Witze. Die Blutschwinge ist die Speerspitze der Galae. Wir werden immer wieder in Gefechte verwickelt. Weder Du noch die Kinder sind dort sicher.“
„Rikal, auch die Sternenflotte hat Familien auf ihren Schiffen. Auch ihre Schiffe werden in Kämpfe verwickelt. Dennoch nehmen sie ihre Familien mit an Bord.“
„Sie sind nicht wie wir. Sie leben nicht wie wir, sie kämpfen nicht so oft wie wir.“
Tief sah Arrhae Rikal in die Augen bevor sie weiter sprach.
„Wir werden mit Dir an Bord der Blutschwinge gehen. Ich habe bereits mit meinem und deinem Vater gesprochen. Finde dich damit ab oder lass es. Wir kommen mit, und wenn du dich auf den Kopf stellst.“
Für einen Moment schloss Rikal die Augen. Er kannte diesen Tonfall. Er kannte ihn genau. Wenn sie mit diesem Tonfall sprach, dann hatte sie sich bereits entschieden und duldete keinen Widerspruch. Außerdem, wenn sowohl ihr Vater als auch seiner ihre Entscheidung abgesegnet hatten, war nicht mehr viel zu machen. In dieser Situation stieß selbst ein Leih eines Warbirds an seine Grenzen.
„Und was machen wir mit meiner Katze?“
„Sie wird sich daran gewöhnen müssen, dass ich ab sofort in deinem Bett schlafen werden und nicht mehr sie.“
„Das wird ihr nicht gefallen.“
„Sie wird sich schon daran gewöhnen.“
Ein ziemlich skeptischer Blick zeigte Arrhae, was Rikal davon hielt. Bisher hatte die Katze immer nur schwer schmollend und nach reichlichem Widerstand, der schon zu einigen Kratzern geführt hatte, das Feld geräumt. Das sich dies ändern würde, daran glaubte Rikal nicht so recht.

-tbc-
 

Ehae

New Member
Heimkehr

Ehae brauchte eine Weile, um nach Hause zu kommen. Obwohl auch sie mit einem privaten Gleiter von der Raumstation abgeholt worden war und deshalb nicht auf den öffentlichen Liniendienst zurückgreifen mußte, dauerte es nahezu 5 Stunden, bis sie die Schwelle ihres Hauses überschritt.
Auf dem Weg hatte sie noch allerlei zu erledigen, was zwar insgesamt ziemlich flott ablief, aber es war eine ganze Menge.
Nachdem sie sich von ihren Schülern verabschiedet hatte, wandte sich Ehae dem nächsten Informationsterminal zu, um nach dem Liegeplatz des Familiengleiters zu fragen, von dem sie annahm, dass er bereits auf sie warten würde. Sie war neugierig, wer sie wohl abholen würde, erwartete aber nicht, dass ihr Mann oder eine ihrer Töchter die Zeit dafür haben würden. Fast beschlich sie ein wenig Traurigkeit deswegen. Sie sehnte sich nach ihrer Familie.
„Shuttleservice gewünscht?“ wurde sie plötzlich von hinten angesprochen. Ehae wandte sich halb um, damit ihre Ablehnung des Angebots nicht allzu unfreundlich wirken sollte. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine größere Fläche in Schwarz-rot, was sie veranlasste, den Kopf weiter zu drehen und sich fast den Hals zu verrenken. Hinter ihr stand eine junge Rihanna in der Galauniform der Thi Galae mit dem Abteilungssymbol TacSec. Ehae ließ ihr Gepäck fallen und machte einen Schritt auf die junge Dame zu, die in ihrer Uniform sehr respekteinflößend wirkte, was durch ihre ernste Mimik noch verstärkt wurde. In ihrer ersten Regung wollte Ehae die Arme heben, verneigte sich dann aber förmlich, obwohl ihr die Freude aus den Augen blitzte. „Jolanthru...“
Die junge Rihanna verneigte sich ebenfalls, und ringsum sah man neugierige Blicke, denn die anderen Passanten mussten um sie herumgehen. Dann machte sie einen Satz auf Ehae zu, schlang ihr die Arme um den Hals und rief: „Willkommen, Mutter. Ich freue mich, dich gesund zurück zu haben.“
Ehae war fast verlegen, sie bemerkte die Blicke, die der auffälligen Flottenuniform galten, aber ihre Tochter störte sich überhaupt nicht daran. Sie henkelte ihre Mutter unter, schnappte sich den Seesack und zog sie mit sich. Ehae blieb stehen und befreite sich. Sie fasste ihre Tochter bei den Schultern, sah ihr in die Augen und sagte nur: “Ich bin stolz auf dich, Sarea, wahrhaftig, das bin ich.“ Jetzt wirkte ihre Tochter etwas verlegen, was Ehae wiederum amüsierte. „Du hast es also geschafft, ich habe mit keiner Silbe daran gezweifelt.“
„Ja, ich bin seit 3 Monaten Taktischer Offizier auf der Moonhawk, gehöre also zur Seniorbrückencrew. Die Auswahl war ganz schön hart und ich hatte sehr gute Mitbewerber. Aber letztendlich war ich im strategisch-taktischen Übungsmanöver die beste, was dann den Ausschlag gab. Du glaubst nicht, wie froh ich war, als die stressigen 6 Wochen vorbei waren.“
„Doch, das glaube ich dir gern“ entgegnete Ehae und dachte dabei an ihre unendliche Zahl von Prüfungen, die sie hinter sich hatte.
Die beiden Frauen strebten mittlerweile wieder dem Liegeplatz ihres Gleiters zu. Ehae wähnte noch einen weiten Weg vor sich, weil die Privatshuttles am genau gegenüberliegenden Sektor der Raumstation anzudocken hatten und nicht hier, im militärischen Bereich, als Sarea sie in einen Dockbuchtzugang schob.
„Sag bloß, unser Gleiter liegt hier?“ entfuhr es Ehae.
„Rang hat seine Privilegien“ entgegnet Sarea nur und grinst ihre Mutter an.
Sie traten in den Schleusendurchgang und Sarea entriegelte das Schott mit ihren Kennwort. Nachdem die Checks abgeschlossen waren, meldete sich Sarea bei der Stationskontrolle und bekam nahezu sofort die Starterlaubnis.
Da sieht man’s wieder einmal, das Militär spielt überall die erste Geige, dachte Ehae für sich und genoß skrupellos die Sonderbehandlung.
Als sie abgelegt hatten und auf ihren Leitstrahl eingeschwenkt waren, kamen sie am Liegeplatz der Blutschwinge vorbei. Ehae war überaus beeindruckt von dieser effizienten Eleganz und todbringenden Schönheit, die geballte Macht und Zerstörungskraft verkörperte. Sie hatte das Schiff bis jetzt nie von außen gesehen.
Als sie die oberen Schichten der Atmosphäre erreichten, sagte Ehae: „Wäre es möglich, erst noch in der Hauptstadt zu landen? Ich muß noch bei der Meisterkammer vorbeischauen.“
„Selbstverständlich, kein Problem.“ Sarea meldete die Kursänderung an und unmittelbar darauf drehte der Planet sich in spitzem Winkel unter dem Gleiter weg.
Ehae kündigte ihr Kommen an und bat um eine außerterminliche Audienz beim Hohen Meister der Kammer. Sie wurde sofort gewährt.
Als sie auf dem Parkplatz des respektablen Gebäudes aufsetzten, machte sich Ehae sofort auf den Weg.
Nach einer Stunde kam sie lächelnd zurück.
„Du siehst zufrieden aus, Mutter. Es scheint alles nach Wunsch gelaufen zu sein“, sagte Sarea, als Ehae durch die Eingangsluke trat.
„In der Tat, so ist es. Schon erstaunlich, wie man der Hohen Meisterkammer, also sprich den alten Knackern, Beine machen kann.“
„Was?“ Sarea verstand nicht recht.
„Ich habe einen meiner Schüler zum beschleunigten Prüfungsverfahren angemeldet und wollte sichergehen, dass auch alles meinen Vorstellungen entsprechend läuft. Es war schon von Nutzen, dass ich den Umweg gemacht habe, statt gleich nach Hause zu fliegen. Sie hatten nicht die Absicht, sich zu beeilen. Das änderte sich schlagartig, als ich darauf hinwies, dass Prätor Tr’ Illhrhan ungern auf seinen Leibkoch warten möchte.“
Als Antwort darauf kicherte Sarea nur und bereitete den Gleiter zum Start vor.
Sie ist immer noch mein kleines Mädchen, trotz der Respekt einflößenden Uniform mit ihren Rangabzeichen. dachte Ehae, während sie ihre älteste Tochter bei der Bedienung der Konsole beobachtete und dabei die ruhige und selbstsichere Kompetenz bemerkte.
Die restlichen Termine waren eher untergeordneter Natur und schnell erledigt, so dass sie sich bald richtig auf den Heimweg machen konnten.
Sarea ließ sich von der Kontrollstelle der Hauptstadt einen der oberen Luftkorridore zuweisen, damit sie wegen der Entfernung bis zu ihrer Heimatstadt auf der Südhalbkugel eine höhere Fluggeschwindigkeit nutzen konnten.
Da die rihannischen Gleiter zu ihrer sinnreichen Funktionalität und verschwenderischen Bequemlichkeit auch noch mit einer ästhetischen aerodynamischen Form ausgestattet waren, konnten sie leicht mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit fliegen, ohne die Atmospäre zu verpesten, denn der Gravitationantrieb arbeitete völlig schadstofffrei, wie alle rihannischen Antriebsmaschinen, die auf den Planeten genutzt wurden.
Nachdem sie an die letzte Kontrollstelle ihres Fluges weitergereicht worden waren, befanden sie sich nun endlich im Anflug auf ihr Heim. Ehae bewunderte von oben zum wiederholten Mal die üppigen grünen Farben der Vegetation, die Symmetrie der Plantagen und Felder, das glitzernde Dunkelblau des Flusses. Als dann die schwarzen Klippen über dem Fluß auftauchten, wusste Ehae, jetzt war sie zu Hause.

Hazienda der Familie Llharian

Einige Tage später, fast erschien es Ehae wie eine Ewigkeit, saß sie an ihrem Lieblinsplatz in einem bequemen Liegestuhl und genoß einfach nur die Ruhe. Diesen Platz hatte sie schon als Kind entdeckt, hoch oben über dem Fluß, auf der Spitze der Klippe. Die Formation bestand aus Säulenbasalt und war der Rest eines Vulkans, der schon vor Urzeiten verwittert war. Nur der mit erstarrter Lava gefüllte Schlot leistete den Elementen hartnäckig Widerstand und würde wahrscheinlich noch sehr lange existieren.
Oben auf dieser Klippe hatte ihr Großvater einen kleinen Pavillon errichten lassen, nachdem er sich von dem prachtvollen Panorama und seiner Lieblingsenkelin überzeugen ließ. Der Zugangsweg wurde befestigt und die letzten Meter des Aufstiegs bis zur Spitze bildete eine in den Stein gehauene Treppe, so es zwar anstrengend aber völlig ungefährlich wurde, sich hier herauf zu begeben.
Ehae hatte oft dort gesessen und in das Flusstal geschaut. Hierher zog sie sich zurück, wenn sie völlig unbeeinflusst Entscheidungen zu fällen hatte. Nun dachte sie darüber nach, ob sie wieder einen neuen Schüler annehmen sollte. An Bewerbungen mangelte es nicht, obwohl ein paar davon zurückgezogen worden waren, nachdem Ehae darauf verwiesen hatte, dass die Ausbildungsstätte auf einem Raumschiff stationiert war. Sie konnte sich zu keinem Entschluß durchringen und verschob die Entscheidung vorerst. Nun wandte sie sich dem Menüplan für den kommenden Tag zu. Ein großes Familientreffen war anberaumt und es galt, etwas Feines zu kochen. Das würde ihr nicht weiter schwer fallen. Sie hatte sich auch schon vorgenommen, ihre Replikatordatenbank mit den neuesten Züchtungen der Familienfarm zu ergänzen. Die Auswahl hatte sie schon festgelegt. Aber jetzt wollte sie einfach nur ausruhen, die herrliche Luft genießen und dem Spiel der Schwalben über dem Fluß zusehen.
 

Taev

Administrator
=/\= ch'Rihann - Flottenbasis S’task =/\=

Müde vom langen Flug von einem grossen Logistikzentrum der regierungsgeführten Rihannsu Trading Company hatte ich auf ch'Rihann ein Shuttle des Typs 3 zur Flottenbasis S’task in bestiegen. 30 e'ayys war ich bei der Rihannsu Trading Company tätig gewesen. Mit der Zeit hatte ich mich von der einfachen Lagerkontrolle hoch zum Vizeleiter eines grossen Logistikzentrums hochgearbeitet. Die Arbeit hat mir grossen Spass gemacht auch wenn sie in den Augen von meiner Familie das Falsche für mich war. Warum bei den Elementen hatten sich meine Eltern erneut in mein Leben einmischen müssen und mich dazu genötigt, dass ich erneut in der rihannischen Flotte Dienst leisten sollte. Nur weil mein ehrwürdiger Vater an der Planung der planetaren Verteidigungsanlagen beteiligt gewesen war muss ich ja nicht in seine Fussstapfen treten ...

Langsam döste ich ein als das Shuttle abhob und träumte von meiner Heimat, Baradas. Der Sonnenuntergang in der Wüste und wie ich dort viele Tlhojurs verbracht hatte. Langsam verblasste das Bild der beiden Monde von Baradas und ich erblickte durch ein Fenster des Shuttles mit meinen halb geöffneten Augen die Flottenbasis S’task. Es waren viele Kriegsschiffe angedockt, unter anderem eine mächtige D'Deridex vom Typ F, die Blutschwinge, dem Schiff auf dem ich Dienst leisten sollte. Meine Familie, insbesondere mein Vater, hatte durch seine Vergangenheit und die beinahe 100 Jahre die er dem Imperium diente, gute Beziehungen aufgebaut. Was genau ich auf dem Schiff für einen Dienst leisten sollte, hat mir mein Vater mit dem Hinweis, dass ich zu gehorchen hätte, verschwiegen. Glücklich war ich nicht doch ich durfte meinen Vater nicht enttäuschen denn falls ich jemals die Führung unserer Familie übernehmen wollte, dann musste ich mich nun fügen.

Das Shuttle dockte an und ich betrat mit meinen wenigen Habseligkeiten die ich dabei hatte die Flottenbasis. Es war nicht das erste mal, dass ich mich auf einer solchen Station befand wobei ich dabei noch nie eine Uniform an hatte. Ich hatte zwar schon vor langer Zeit bereits bei der Flotte Dienst geleistet, jedoch wurde unser Schiff damals nie zu einer solch grossen Flottenbasis berufen und wir verbrachten die meiste Zeit im Patrouillienflug entlang der Grenzen des Reiches und flogen ausschliesslich Planeten und Verteidigungsstationen an. Da die Galae aber ein Kunde der Rihannsu Trading Company war hatte ich als Zivilist bereits mehrfach das zweifelhafte Vergnügen solche Stationen welche sämtlich gleich aufgebaut sind zu besuchen. Dieser Umstand erleichterte mir die Orientierung hier sehr. So fand ich dann auch schnell den Weg zur Blutschwinge, die ich dank der Papiere, die mir mein Vater vor meinem Abflug übergeben hatte, ohne Komplikationen betreten konnte. Ich würde etwas mürrisch von einem Hru´Ared, dem diensthaben Unteroffizier in Empfang genommen. Er schien mich nicht sonderlich zu mögen doch dies basierte durchaus auf Gegenseitigkeit. Da ich mir jedoch bewusst war, dass sich mein Vater über mein Verhalten informieren würde und was davon abhing, versuchte ich zu lächeln und ihm meine Abneigung nicht offen zu zeigen, ob mir das gelingen würde war eine andere Sache. Der Hru´Ared teilte mir mit, dass er mich gemäss meinen Papieren nach meiner Ankunft umgehend zum diensthaben Offizier geleiten muss wo ich weitere Anweisungen erhalten würde. Ich nickte und folgte ihm durch einige Gänge in einen Turbolift ...

-tbc-
 

Rikal

Active Member
(Rikal)

=/\= ch’Rihan, Flottenhauptquartier =/\=

Nach etwas mehr als drei Wochen sehr erholsamen Urlaubs hatte Rikal sich wieder seine Uniform angezogen. Sein Vorgesetzter hatte ihn zu sich beordert und dort erschien auch der Leih der Blutschwinge nicht in zivil. Vor allem nicht, weil er damit rechnete seinen nächsten Auftrag zu erhalten. Ohne Probleme hatte er die langwierigen Sicherheitskontrollen passiert, die das Flottenhauptquartier vor ungebetenen Gästen schützen sollten, und das Vorzimmer seines Vorgesetzten erreicht. Dort war er nach seiner Anmeldung darum gebeten worden noch einen Moment zu warten, der Enriov war noch in einer Besprechung. So hatte Rikal auf der großen dunklen Ledercouch platzgenommen, die sich im Nebenraum befand. Nach kurzer Zeit begann Rikal sich zu langweilen. Zwar war die Couch ziemlich bequem, aber er hatte einfach nichts zu tun. Weder konnte er die Aussicht genießen, der Raum hatte keine Fenster, noch gab es etwas zu lesen. Bis auf einer Ledergarnitur und einen großen Tisch mit einer Glasplatte war der Raum völlig leer. Rikal beschlich langsam das Gefühl, dass der Enriov ihn ärgern wollte. Wusste dieser doch genau, dass er es hasste zu warten. Als der Moment schon etwa eine halbe Stunde vorbei war ging Rikal zurück in das Vorzimmer. Er hatte nicht vor nachzufragen wie lange er noch würde warten müssen, dies hätte sich nicht geziemt. Stattdessen wollte er die Arrain, welche die Adjutantin des Enriovs war, um eine Tasse Tee bitten. Wenn er schon warten musste, dann wollte er etwas zu trinken haben. Mit einem Lächeln reichte diese Rikal die Tasse, er konnte wohl noch immer Frauen dazu bringen ihm einen Gefallen zu tun. In den letzten Tagen hatte er daran gezweifelt, weil Arrhae sich einfach nicht umstimmen ließ. Sie war festentschlossen auf die Blutschwinge mit den Zwillingen zurückzukehren. Vielleicht wollte Rikal sich auch einfach davon überzeugen, dass er trotz seiner Heirat auch noch andere Frauen zu etwas bewegen konnte.
Kaum hatte Rikal sich mit der dampfenden Tasse Tee in der Hand wieder auf die Couch gesetzt, da wurde er schon zu seinem Vorgesetzten in sein Büro gebeten. Erneut vermutete Rikal, dass der Enriov ihn ärgern wollte, hatte er doch gerade mal an seiner Tasse genippt.
Als Rikal das Büro betrat saß sein Vorgesetzter hinter seinem großen Schreibtisch. Hinter diesem befand sich ein Panoramafenster, von dem man einen herrlichen Blick über ch’Rihan hatte. Schließlich lag das Büro im zwölften Stock. Unmittelbar vor dem Schreibtisch blieb Rikal stehen und nahm Haltung an.
„Ich melde mich wie befohlen, Enriov.“
„Setzen sie sich, Enarrain.“ Bei diesen Worteten deutete der alternde Rihannsu mit den weißen Haaren auf einen der Metallstühle die vor seinem Schreibtisch standen. Erst als Rikal saß sprach er weiter.
„Wie sie sich denken können habe ich sie zu mir bestellt um ihnen ihre neuen Befehle mitzuteilen. Sie werden sich wundern, warum ich dies persönlich tue. Deshalb lesen sie sie zu erst.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen reichte er Rikal ein PADD. Dieser nahm es entgegen und begann sofort zu lesen. Was er dort lass, dass überraschte ihn doch. Seine Befehle waren ziemlich ungewöhnlich für ein Schiff der Thi Galae, vor allem für das Flaggschiff. An seinem Gesichtsausdruck erkannte der Enriov, dass Rikal über seine Befehle verwundert war.
„Ich sehe, sie sind über ihre neuen Befehle überrascht.“
„Ie, Rekkhai. Das bin ich in der Tat.“
„Ka, Enarrain. Weder ich noch jemand anders im Hauptquartier der Flotte zweifelt an ihren Fähigkeiten. Ganz im Gegenteil, dass Manöver mit dem sie den Borg entkommen sind ist dazu ausgewählt worden in die taktischen Manöver aufgenommen zu werden, die an der Akademie gelehrt werden. Es ist nur so, dass sie fast ein Drittel ihrer ursprünglichen Besatzung durch Neuzugänge ersetzten mussten. Zugegeben, darunter sind praktisch keine Anfänger, aber dennoch sie sind mit der Blutschwinge und den dortigen Handlungsweisen nicht vertraut. Sie müssen ihre neue Besatzung einarbeiten. Selbst ihre neue erste Offizierin werden sie einarbeiten müssen. Sie hat fast ein Jahr lang hier festgesessen, und sie war schon lange nicht mehr erster Offizier. Mit einer uneingespielten Besatzung ist die Blutschwinge nicht volleinsatzbereit. Deshalb diese eher ungewöhnliche Mission. Außerdem sollen sie recht seltene Güter transportieren. Auch darum wurde ihr Schiff ausgewählt. Ich versichere ihnen aber, dass wir die Blutschwinge sofort wiedereinsetzten werden, wenn sie meinen, dass ihre Besatzung soweit ist. Sowohl die Neuen als auch die Alten.“
Der Tonfall mit dem der Enriov seinen kleinen Vortrag beendet hatte, machte Rikal deutlich, dass er den Einwand, den er von ihm erwartete, nicht hören wollte. Nach einer kurzen Pause fuhr der Enriov fort.
„Haben sie noch Fragen?“
„Keine, Rekkhai.“
„Dann dürfen sie wegtreten.“
„Ssuay, Rekkhai.“
Umgehend stand Rikal auf und verließ den Raum. Er war sich sicher, dass bereits weitere Details ihre nächste Mission betreffend an die Blutschwinge übermittelt worden waren. Aus diesem Grund begab er sich umgehend dorthin. Kaum hatte er die eingegangenen Daten, er hatte sich nicht geirrt, gesichtet, da bat er Arrhae, seine neue erste Offizierin, nicht seine Ehefrau, um eine Unterredung. Er wollte mit ihr die nächste Mission besprechen, vor allem die Ausbildung und Einarbeitung der Neuzugänge. Dies wäre eine Aufgabe für seinen ersten Offizier. Ein gemeinsames Essen, nach Möglichkeit von Meisterin Ehae zubereitet, würde den passenden Rahmen zu dieser Unterredung bieten. Rikal hatte es noch nie wirklich gemocht, alle dienstlichen Belange in einer dienstlichen Atmosphäre zu besprechen. Außerdem konnten sie in dieser informelleren Atmosphäre auch ihre gegenseitigen Erwartungen äußern. Gleichzeitig würde er mal wieder mit einer schönen Frau essen, die nicht mit ihm verheiratet war.

-tbc-
 

Rikal

Active Member
(Rikal)

=/\= ChR Blutschwinge, Unteroffiziersquartier 347 =/\=

Mit einem leisen Zischen schloss sich die Tür hinter ihm. Er trug die Uniform eines Unteroffiziersdienstgrades der Galae Rihanna, die Rangabzeichen eines Ared befanden sich an seinem Kragen. Mit geübtem Blick suchte er den Raum nach einem ungebetenen Gast oder anderen unliebsamen Überraschungen ab. Erst als er nichts fand setzte er seinen Weg in den Raum hinein fort. Hinter jeder Tür verharrte er kurz und kontrollierte den Raum. Erst als er jeden Raum so überprüft hatte begab er sich zu seinem Bett und legte seine Tasche ab. Aus dieser holte er ein kleines, handliches Gerät hervor. Mit diesem scannte er den gesamten Raum nach versteckten Überwachungsgeräten oder anderen unangenehmen Dingen. Er selbst hatte schon einige dieser Dinge angebracht, die seinen Opfern das Leben gekostet hatten. Immer hatte es wie ein Unfall, eine unerklärliche Fehlfunktion ausgesehen. Auf Grund dieses Wissens war er ziemlich vorsichtig. Was er konnte, konnten andere vermutlich auch. Eventuell nicht so gut wie er, aber sie konnten es bestimmt.
Seine nächsten Schritte führten ihn, nachdem das Gerät nichts gefunden hatte und wieder sicher verstaut worden war, in die Sanitäreinheit. Dort verharrte er eine Weile vor dem Siegel und betrachtete sich. Die Uniform stand ihm, dass musste er zugeben. Sie fühlte sich noch immer vertraut an, obwohl es eine Weile herwar, seit er das letzte Mal auf einem Schiff der Galae als verdeckter Ermittler eingesetzt worden war. Für gewöhnlich operierte er außerhalb des Reiches. Seine Spezialitäten waren Spionage und Sabotage, hier sollte er nur überwachen. Überwachen. Eine Verschwendung seiner Fähigkeiten. Er sollte eine unliebsame Offizierin der Galae überwachen. Nur überwachen und nicht mehr. Gleichzeitig sollte er den Leih des Schiffes im Auge behalten und die CIS. Vor allem die letztere würde ihm bei seiner Mission keine Verbündete sein. Seine Vorgesetzten gingen davon aus, dass sie auf der Seite des Leihs stand. Aus diesem Grund wusste sie auch nichts von seiner Anwesenheit auf dem Schiff. Er sollte nur beobachten. Genau das würde er tun und nichts anderes. Ansonsten würde er ein einfacher Ared sein, der nur seinen Dienst verrichtet, und von diesem Ared wurde erwartet, dass er sich bei seinem Vorgesetzten meldet. Genau dorthin begab er sich, nachdem er einige Kleinigkeiten in seinem Quartier installiert hatte, die ihn aus dem Hauptquartier der Tal’Shiar begleitet hatten.

-tbc-
 
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