Zurück an Bord
Ehaes Ehemann und ihre ältere Schwester hatten im vergangenen Jahr gute Arbeit geleistet. Sie war stolz auf die beiden, das gab sie neidlos zu. Ihre Schwester war für die agrarwissenschaftlichen Belange des Familienbesitzes zuständig und Ehaes Ehegemahl oblagen der logistische und finanztechnische Bereich. Die beiden hatten auf der jährlich stattfindenden Hemisphärenmesse etliche Preise für Neuzüchtungen eingeheimst. Das eigentlich neue daran war, dass sie nicht, wie weit verbreitet üblich, den Genpool der Pflanzen künstlich verändert hatten. Sie ließen der Natur vielmehr ihren Lauf und züchteten die neuen Sorten lediglich durch gezielte Auslese, was wiederum auf Grund des kurzen Vegetationszyklus auf ihrer Farm, begünstigt durch ein überaus günstiges Klima, ziemlich flott von statten geht. Auf diese Weise erzielten sie neue Geschmacks- und Farbvarianten an Gemüse und Früchten, die sich bemerkenswert von den zwar blendend aussehenden und hervorragend schmeckenden, aber eben alle einander gleichenden Sorten abhoben. Durch das gesteigerte Interesse an den Neuheiten kamen sie kaum nach, die Saatgutanforderungen zu erfüllen. Und das angenehme dabei war, nicht nur das Ansehen der Familie stieg in Fachkreisen, nein auch das Vermögen wuchs, was ja nicht unbedingt von Nachteil sein musste.
Daran musste Ehae jetzt denken, als sie die Datenmodule ihrer Replikatordatenbank austauschte und mit den Neuerrungenschaften ergänzte.
Bereits heute abend würde sie darauf zurückgreifen, um das von Lord Rikal bestellte Essen für zwei Personen zu bereiten. Sie freute sich schon darauf, N'nhaeirhu wiederzusehen, denn wer sonst sollte der Gast sein.
Rikals Quartier
In der Küche waberten Dampfwolken, es zischte und puffte. Ehae war am Werk, das bestellte Menü zu bereiten. So bekam sie auch nur ganz am Rand das Türsignal mit, das den Gast ankündigte. Sie stellte die Absaugung auf eine höhere Stufe, goss Wasser in den Bratentopf, schob den in Folie gewickelten Braten zum Warmhalten in das Rohr, nahm die Hitze unter den Klößen weg und rührte vorsichtig das letzte Gewürz in das Gemüse. Während die Dampfwolken restlos abgesaugt wurden, nahm Ehae die Platten und Schüsseln aus dem Schrank. Sie schob das Geschirr zum Anwärmen in die Mikrowelle und probierte ein letztes Mal die Soße. Nach dem Signal nahm sie die erste Schüssel zur Hand und löffelte das Gemüse aus dem Topf. Dann wurden die Klöße aus dem Wasser gehoben und als letztes wurde der Braten, säuberlich in Scheiben geschnitten und mit ein wenig Soße übergossen, auf der Bratenplatte arrangiert. Die restliche Soße kam in eine kleine Schüssel. Ehae stellte alles auf ein Tablett und betrat den angrenzenden Raum. Der Gast saß bereits am Tisch und wandte dem Durchgang den Rücken zu. Ehae bemerkte die Größe der Person und wusste sofort, dass dies nicht N'nhaeirhu sein konnten. Sie trat an den Tisch und ließ fast das Tablett fallen. Geschickt umging sie die für sie peinliche Situation.
„Lady Arrhae, wie ich mich freue, Sie gesund wieder zu sehen.“ Sie stellte das Tablett ab und verneigte sich. Arrhae nickte freundlich.
„Auch ich freue mich, Meisterin Ehae. Wie ich sehe, hat Ihnen der Dienst an Bord der Blutschwinge nicht geschadet.“
„Ganz im Gegenteil, es war eine neue Erfahrung, die auch meinen Schülern sehr von Nutzen war und ist.“
„Ich hoffe auch, dass Sie mit dem Leih des Schiffes gut zurechtgekommen ist, der doch bekannt ist als Feinschmecker aus guten Hause.“
„Lord Rikal hat meine Dienste gern in Anspruch genommen und war mit meiner bescheidenen Kunst bisher zufrieden.“
„Und sonst gab es keine Probleme?“ Arrhae schmunzelte, kannte sie doch ihre Leibköchin gut genug.
„Ich habe mir gelegentlich erlaubt, auf ausdrücklichen Wunsch, wohlgemerkt, meine Ansicht zu verschiedenen Angelegenheiten zu äußern. Selbstverständlich jederzeit mit dem gebotenen Respekt, Lady Arrhae.“
„Das soll heißen, sie hat mir öfter ordentlich den Kopf zurechtgerückt!“ warf Rikal trocken ein.
„Sie sagt immer ehrlich ihre Meinung, wenn man sie fragt. Jedem, der sie fragt. Ich jedenfalls habe es nie bereut“ bemerkte Arrhae dazu. Ehae verneigte sich, warf Rikal einen bösen Blick zu, was Arrhae zu einem Grinsen verleitete, und zog sich in die Küche zurück.
Inzwischen hatte Rikal sicherlich auch begriffen, dass Ehae keinesfalls wie eine gewöhnliche Dienstbotin zu behandeln war. Im Gegenteil, sie hatte das Recht als freie Handwerksmeisterin, ihre Anstellung selbst auswählen zu können. Bis jetzt hatte noch keiner ihr Dienstangebot abgelehnt, und wenn sie der Meinung war, ihr Dienstherr würde ihre Arbeit nicht genug würdigen, könnte sie jederzeit woanders hingehen. Wenn Ehae nach dem Landurlaub auf die Blutschwinge zurückgekehrt war, musste das bedeuten, sie wollte hier sein. Schön und gut. dachte Arrhae und freute sich auf die kommende Zeit. Sie war wieder im All, auf einem sehr guten Schiff, genauer, auf dem besten und ihre Köchin war dabei. Was fehlte ihr noch zum Glück? Ein eigenes Schiff. Dieser Gedanke gab ihr einen Stich, wenn auch nur einen kleinen.
Ehaes Ehemann und ihre ältere Schwester hatten im vergangenen Jahr gute Arbeit geleistet. Sie war stolz auf die beiden, das gab sie neidlos zu. Ihre Schwester war für die agrarwissenschaftlichen Belange des Familienbesitzes zuständig und Ehaes Ehegemahl oblagen der logistische und finanztechnische Bereich. Die beiden hatten auf der jährlich stattfindenden Hemisphärenmesse etliche Preise für Neuzüchtungen eingeheimst. Das eigentlich neue daran war, dass sie nicht, wie weit verbreitet üblich, den Genpool der Pflanzen künstlich verändert hatten. Sie ließen der Natur vielmehr ihren Lauf und züchteten die neuen Sorten lediglich durch gezielte Auslese, was wiederum auf Grund des kurzen Vegetationszyklus auf ihrer Farm, begünstigt durch ein überaus günstiges Klima, ziemlich flott von statten geht. Auf diese Weise erzielten sie neue Geschmacks- und Farbvarianten an Gemüse und Früchten, die sich bemerkenswert von den zwar blendend aussehenden und hervorragend schmeckenden, aber eben alle einander gleichenden Sorten abhoben. Durch das gesteigerte Interesse an den Neuheiten kamen sie kaum nach, die Saatgutanforderungen zu erfüllen. Und das angenehme dabei war, nicht nur das Ansehen der Familie stieg in Fachkreisen, nein auch das Vermögen wuchs, was ja nicht unbedingt von Nachteil sein musste.
Daran musste Ehae jetzt denken, als sie die Datenmodule ihrer Replikatordatenbank austauschte und mit den Neuerrungenschaften ergänzte.
Bereits heute abend würde sie darauf zurückgreifen, um das von Lord Rikal bestellte Essen für zwei Personen zu bereiten. Sie freute sich schon darauf, N'nhaeirhu wiederzusehen, denn wer sonst sollte der Gast sein.
Rikals Quartier
In der Küche waberten Dampfwolken, es zischte und puffte. Ehae war am Werk, das bestellte Menü zu bereiten. So bekam sie auch nur ganz am Rand das Türsignal mit, das den Gast ankündigte. Sie stellte die Absaugung auf eine höhere Stufe, goss Wasser in den Bratentopf, schob den in Folie gewickelten Braten zum Warmhalten in das Rohr, nahm die Hitze unter den Klößen weg und rührte vorsichtig das letzte Gewürz in das Gemüse. Während die Dampfwolken restlos abgesaugt wurden, nahm Ehae die Platten und Schüsseln aus dem Schrank. Sie schob das Geschirr zum Anwärmen in die Mikrowelle und probierte ein letztes Mal die Soße. Nach dem Signal nahm sie die erste Schüssel zur Hand und löffelte das Gemüse aus dem Topf. Dann wurden die Klöße aus dem Wasser gehoben und als letztes wurde der Braten, säuberlich in Scheiben geschnitten und mit ein wenig Soße übergossen, auf der Bratenplatte arrangiert. Die restliche Soße kam in eine kleine Schüssel. Ehae stellte alles auf ein Tablett und betrat den angrenzenden Raum. Der Gast saß bereits am Tisch und wandte dem Durchgang den Rücken zu. Ehae bemerkte die Größe der Person und wusste sofort, dass dies nicht N'nhaeirhu sein konnten. Sie trat an den Tisch und ließ fast das Tablett fallen. Geschickt umging sie die für sie peinliche Situation.
„Lady Arrhae, wie ich mich freue, Sie gesund wieder zu sehen.“ Sie stellte das Tablett ab und verneigte sich. Arrhae nickte freundlich.
„Auch ich freue mich, Meisterin Ehae. Wie ich sehe, hat Ihnen der Dienst an Bord der Blutschwinge nicht geschadet.“
„Ganz im Gegenteil, es war eine neue Erfahrung, die auch meinen Schülern sehr von Nutzen war und ist.“
„Ich hoffe auch, dass Sie mit dem Leih des Schiffes gut zurechtgekommen ist, der doch bekannt ist als Feinschmecker aus guten Hause.“
„Lord Rikal hat meine Dienste gern in Anspruch genommen und war mit meiner bescheidenen Kunst bisher zufrieden.“
„Und sonst gab es keine Probleme?“ Arrhae schmunzelte, kannte sie doch ihre Leibköchin gut genug.
„Ich habe mir gelegentlich erlaubt, auf ausdrücklichen Wunsch, wohlgemerkt, meine Ansicht zu verschiedenen Angelegenheiten zu äußern. Selbstverständlich jederzeit mit dem gebotenen Respekt, Lady Arrhae.“
„Das soll heißen, sie hat mir öfter ordentlich den Kopf zurechtgerückt!“ warf Rikal trocken ein.
„Sie sagt immer ehrlich ihre Meinung, wenn man sie fragt. Jedem, der sie fragt. Ich jedenfalls habe es nie bereut“ bemerkte Arrhae dazu. Ehae verneigte sich, warf Rikal einen bösen Blick zu, was Arrhae zu einem Grinsen verleitete, und zog sich in die Küche zurück.
Inzwischen hatte Rikal sicherlich auch begriffen, dass Ehae keinesfalls wie eine gewöhnliche Dienstbotin zu behandeln war. Im Gegenteil, sie hatte das Recht als freie Handwerksmeisterin, ihre Anstellung selbst auswählen zu können. Bis jetzt hatte noch keiner ihr Dienstangebot abgelehnt, und wenn sie der Meinung war, ihr Dienstherr würde ihre Arbeit nicht genug würdigen, könnte sie jederzeit woanders hingehen. Wenn Ehae nach dem Landurlaub auf die Blutschwinge zurückgekehrt war, musste das bedeuten, sie wollte hier sein. Schön und gut. dachte Arrhae und freute sich auf die kommende Zeit. Sie war wieder im All, auf einem sehr guten Schiff, genauer, auf dem besten und ihre Köchin war dabei. Was fehlte ihr noch zum Glück? Ein eigenes Schiff. Dieser Gedanke gab ihr einen Stich, wenn auch nur einen kleinen.